Trotz Krise in Autoindustrie

Dekra steigert Umsatz und setzt auf Cybersicherheit

Der weltweit führende Prüfkonzern aus Stuttgart muss nur in einem Geschäftsbereich einen herben Einbruch hinnehmen. Das liegt vor allem an der wirtschaftlichen Situation in Deutschland.

Hat gut lachen: Der Dekra-Geschäftsführer Stan Zurkiewicz sieht sein Unternehmen „hervorragend aufgestellt“.

© Dekra

Hat gut lachen: Der Dekra-Geschäftsführer Stan Zurkiewicz sieht sein Unternehmen „hervorragend aufgestellt“.

Von Veronika Kanzler

Stan Zurkiewicz hat im Jahr des 100-jährigen Jubiläums gute Nachrichten zu verkünden. „Wir konnten im Vergleich zum Vorjahr unseren Umsatz um 4,7 Prozent steigern“, sagte der Chef des Prüfkonzerns Dekra mit Blick auf die Jahresbilanz 2024. Damit erwirtschaftete das Unternehmen mit rund 4,3 Milliarden Euro in 2024. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) ist um 4,2 Prozent gestiegen und beträgt nun 266 Millionen Euro. Und das, obwohl die wirtschaftliche und geopolitische Lage auch für den weltweit agierenden Prüfkonzern mit Stammsitz in Stuttgart sehr volatil war.

„Dank unseres zukunftsorientierten Geschäftsmodells haben wir in einem Jahr großer wirtschaftlicher Spannungen für robustes Wachstum gesorgt“, erklärte Zurkiewicz. Einst gestartet, um als Fahrzeugprüfkonzern die Sicherheit auf den Straßen zu verbessern, wandelte sich der Konzern und fokussierte sich ebenso auf softwaredefinierte Mobilität, Cybersicherheit oder Künstliche Intelligenz. „Eine rein mechanische Expertise reicht heutzutage nicht mehr aus“, so Zurkiewicz. Deshalb habe er es als Pflicht des Unternehmens angesehen, Knowhow aufzubauen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Dies sei „essenziell für den wirtschaftlichen Erfolg 2024“ gewesen.

Das zeigt sich auch anhand der Zahlen: Das Kerngeschäft mit Tests, Inspektionen und Zertifizierungen ist um sieben Prozent gewachsen. Es kompensierte damit den einzigen Bereich, in dem die Umsätze geschrumpft sind: das Geschäft mit der Vermittlung von Zeitarbeitskräften. Hier verbüßte die Dekra ein deutliches Minus von zehn Prozent. „Dieser Bereich ist stark abhängig von der Konjunktur“, sagte Finanzchef Wolfgang Linsenmaier. Deshalb habe es dort, insbesondere in Deutschland wegen der Rezession und der Krise in der Autoindustrie, einen negativen Trend gegeben.

Die Dekra ist in rund 60 Ländern vertreten und konnte in ihren fünf Weltregionen weiter wachsen. Am wenigsten davon in Deutschland, Österreich und der Schweiz (2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, eben aufgrund des Einbruchs im Bereich Zeitarbeit. Dennoch ist der Umsatz dort mit 2,6 Milliarden Euro am höchsten. Zweistellige Zuwachsraten verbuchte das Unternehmen in Nordwesteuropa (10,3 Prozent, insgesamt 438 Millionen Euro Umsatz) und Americas mit 13,2 Prozent, was einem Umsatz von 163 Millionen Euro entspricht.

Wirtschaftliche Unsicherheiten: Dekra bleibt optimistisch trotz Krise

Angesprochen auf die derzeitige angespannte wirtschaftliche Situation sagte Geschäftsführer Zurkiewicz: „Ich erwarte negative Konsequenzen für die globale Wirtschaft und für Deutschland. Aber diese werde es auch für die USA geben.“ Dennoch gebe es Gründe zur Hoffnung, nun, da US-Präsident Donald Trump die Strafzölle erst mal für 90 Tage ausgesetzt hat. Natürlich lasse ihn das alles aber nicht kalt – er sehe ja die Auswirkungen auf Dekras größte Kundengruppe, die Autoindustrie.

Dekra-Finanzchef sieht trotz anspuchsvollem Jahr Wachstumschancen

Finanzchef Linsenmaier betonte, dass ein anspruchsvolles Jahr begonnen habe. Dennoch sei Dekra durch ein sehr breites Portfolio gut positioniert und strebe ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich an. Wie das gelingen soll trotz Handelskriegen? Durch das neue Angebot des „Digital trust Service“. Diese laut Dekra einzigartige Prüfung und Zertifizierung von funktionaler Sicherheit, Cybersicherheit und KI solle den Kunden helfen, Produktinnovationen schneller auf den Markt zu bringen und Sicherheitsrisiken zu minimieren. Neben fahrzeugnahen Dienstleistungen sollten „auch die jüngst aufgesetzten Sondervermögen der Bundesregierung und der EU für stärkere Nachfrage sorgen – etwa nach Infrastruktur-Prüfungen, nachhaltiger Mobilität oder verteidigungsbezogener Technologie“.

Bis zum Ende des Jahrzehnts wolle Dekra seine Gewinnmarge um acht bis neun Prozent verbessern. Wie die Strategie hierfür aussehen soll, will das Unternehmen erst später im Jahr verraten.

100-Jahr-Jubiläum

GründungDer „Deutsche Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein“, kurz: Dekra, wurde 1925 in Berlin gegründet und hat mittlerweile seinen Hauptsitz in Stuttgart. Dekra ist eine weltweit führende Organisation, die sich auf Prüfung, Inspektion und Zertifizierung spezialisiert hat.

WandlungDas ursprüngliche Ziel der Dekra war, Verkehrssicherheit durch Fahrzeugprüfungen zu gewährleisten. Mittlerweile konzentriert sich das Unternehmen beispielsweise auch auf Cyber-Sicherheit.

Zum Artikel

Erstellt:
10. April 2025, 14:44 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen