Knurrhahn

Schmackhafter Monsterfisch mit Spürnase am Bein

Seit wann haben Fische Beine und was ist ein "Seekuckuck"? Der Knurrhahn hat jedenfalls eine Art Tentakel, mit denen er über den Meeresboden läuft. Damit kann er sogar Muscheln im Sand riechen. Übrigens sind Knurrhähne auch als Speisefische sehr geschätzt.

Der Graue Knurrhahn ist ein beliebter Speisefisch.

© IMAGO/alimdi/IMAGO/ALIMDI.NET / Arterra / Sven Erik

Der Graue Knurrhahn ist ein beliebter Speisefisch.

Von Michael Maier

Eine neue Studie hat faszinierende Erkenntnisse über den Knurrhahn zutage gefördert. Dieser ungewöhnliche Fisch, der in vielen Weltmeeren vorkommt, besitzt nicht nur einen fischähnlichen Körper, sondern auch flügelartige Strukturen und beinähnliche Auswüchse. Besonders bemerkenswert ist, dass einige Arten des Knurrhahns nun eine weitere außergewöhnliche Fähigkeit offenbart haben: Sie können mit ihren „Beinen“ riechen.

Knurrhähne, von denen es über 100 Arten gibt, sind Bodenbewohner und bevorzugen weichen Untergrund. Ihre sechs Beine, die sich aus den Strahlen der Brustflossen entwickelt haben, ermöglichen es ihnen, über den Meeresboden zu laufen und darin zu stochern. Bei manchen Arten, wie dem Prionotus carolinus, sind diese Beine besonders ausgestattet. Sie reagieren nicht nur äußerst empfindlich auf Berührungen, sondern auch auf chemische Stoffe.

Knurrhahn mit feinem Geruchssinn

In Versuchen konnten diese Fische zuverlässig im Boden versteckte Beute aufspüren, etwa Kapseln mit Muschelextrakt. Sogar einzelne Aminosäuren wurden von den Tieren registriert. Diese Fähigkeit verdanken sie speziellen Ausbuchtungen in ihren schaufelförmigen Beinen, den sogenannten Papillae. Diese enthalten sowohl berührungsempfindliche Nervenzellen als auch Geschmackssensoren, die auf chemische Stoffe reagieren.

Die Forscher waren überrascht von der Vielfalt der sensorischen Strukturen auf den Beinen verschiedener Knurrhahn-Arten. Interessanterweise leben Arten mit Papillae, wie der etwas kleinere Prionotus scitulus, nur an relativ wenigen Orten. Dies deutet darauf hin, dass diese Arten evolutionär noch relativ jung sind.

Warum hat der Knurrhahn Beine?

Eine weitere Studie untersuchte die genetischen Grundlagen der besonderen Beine. Der Transkriptionsfaktor „tbx3a“ spielt dabei eine zentrale Rolle. Er ist sowohl für die Ausbildung der Beine als auch für die Entwicklung der Papillae und das Stocherverhalten der Fische verantwortlich. Das Faszinierende: Tbx3a ist auch bei anderen Wirbeltieren, einschließlich des Menschen, für die Entwicklung von Gliedmaßen wichtig.

Einige Knurrhahn-Arten

  • Kap-Knurrhahn (Chelidonichthys capensis)
  • Seekuckuck (Chelidonichthys cuculus)
  • Chelidonichthys gabonensis
  • Chelidonichthys ischyrus
  • Neuseeländischer Roter Knurrhahn (Chelidonichthys kumu)
  • Gestreifter Knurrhahn (Chelidonichthys lastoviza)
  • Roter Knurrhahn (Chelidonichthys lucerna)
  • Fähnlich-Knurrhahn (Chelidonichthys obscurus)
  • Chelidonichthys queketti
  • Chelidonichthys spinosus

Knurrhahn als Speisefisch

Die neuesten Erkenntnisse zum Knurrhahn zeigen eindrucksvoll, wie die Evolution arbeitet: Sie nutzt vorhandene genetische Bausteine, um neue, spezialisierte Strukturen zu schaffen. Der Knurrhahn hat nicht nur eine bemerkenswerte Anpassung an seine Umgebung entwickelt, sondern kann zudem mit seiner Schwimmblase Knurrlaute erzeugen - daher sein Name.

Bei Gourmets ist der Knurrhahn übrigens sehr geschätzt. Der in Süd- oder Mitteldeutschland eher unbekannte Speisefisch gilt als aromatisch und nahrhaft. Er ist in vielen Meeren der Welt zu Hause, unter anderem in der Nordsee. Kulinarisch interessant sind vor allem der Rote Knurrhahn, der Graue Knurrhahn sowie der „Seekuckuck“ (Kuckucks-Knurrhahn).

Zum Artikel

Erstellt:
27. September 2024, 14:41 Uhr
Aktualisiert:
27. September 2024, 16:49 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen