Demokratische Werte: Ladenburg will bei Konzerten aufpassen

dpa/lsw Ladenburg/Stuttgart. Bei Auftritten von Künstlern will das Rathaus in Ladenburg (Rhein-Neckar-Kreis) künftig ein Wort mitreden. Der Gemeinderat hat beschlossen, dass etwa der Veranstalter des alljährlichen Musikfestivals in Ladenburg die Künstlerauswahl künftig mit der Stadtverwaltung abstimmen muss. „Die Stadt will damit ein politisches Signal setzen“, sagte Bürgermeister Stefan Schmutz (SPD) der dpa am Freitag. Der Beschluss sei mit Blick auf einen mittlerweile abgesagten Auftritt des Musikers Xavier Naidoo in Ladenburg getroffen worden.

Der Sänger Xavier Naidoo. Foto: Alexandra Wey/Keystone/dpa/Archivbild

Der Sänger Xavier Naidoo. Foto: Alexandra Wey/Keystone/dpa/Archivbild

Entsprechend heißt es in dem beschlossenen Antrag: „Der Gemeinderat spricht sich gegen einen Auftritt von Xavier Naidoo und Künstlerinnen und Künstler in Ladenburg aus, die erhebliche Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit und der Zustimmung zum Grundgesetz aufkommen lassen.“ Naidoo sollte im Sommer auf der Festwiese in Ladenburg ein Konzert geben. Sein Auftritt wurde zwar aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt. In der Stadt gab es aber schon zuvor Vorbehalte gegen den Mannheimer.

Der Sänger, der mit Liedern wie „Dieser Weg“ zu den erfolgreichsten Musikern in Deutschland gehörte, sieht sich aufgrund politischer Textzeilen in einem Video unter anderem Rassismus-Vorwürfen ausgesetzt. RTL nahm den Sänger daher im Frühjahr aus der Jury von „Deutschland sucht den Superstar“. Naidoo bestreitet die Vorwürfe.

Ladenburgs Rathauschef sagte, er sei zuversichtlich, dass die Verwaltung der Stadt die neue Aufgabe verantwortungsbewusst wahrnehme. Indes, so Schmutz, sehe er auch eine Schwierigkeit darin, Kunst unter politischen Gesichtspunkten bewerten zu müssen. „Ich persönlich hoffe daher, dass wir nie in eine solche Situation kommen“, sagte er.

Norbert Brugger, Dezernent des Städtetags in Baden-Württemberg, teilte auf Anfrage mit, der Ladenburger Gemeinderat erinnere mit dem Beschluss vom Mittwoch an die Notwendigkeit elementarer Werte der Demokratie. „Wir verstehen dies als politisches Signal, in Sorge um die Demokratie“, betonte er. Künstlerische Freiheit einzuschränken, sei damit sicher nicht beabsichtigt.

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Erstellt:
2. Oktober 2020, 19:17 Uhr

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