Den Kandidaten auf den Zahn gefühlt

Bürgermeisterwahl Auenwald: Beim digitalen BKZ-Wahlpodium stellt Redaktionsleiter Kornelius Fritz den Bewerbern Karl Ostfalk, Kai-Uwe Ernst und Matthias Bacher auch unbequeme Fragen. Was könnte in der Gemeinde optimiert werden, was liegt im Argen?

Redaktionsleiter Kornelius Fritz (rechts) befragt im Aufnahmestudio die Bürgermeisterkandidaten von Auenwald, Karl Ostfalk, Kai-Uwe Ernst und Matthias Bacher (von links). Fotos: A. Becher

© Alexander Becher

Redaktionsleiter Kornelius Fritz (rechts) befragt im Aufnahmestudio die Bürgermeisterkandidaten von Auenwald, Karl Ostfalk, Kai-Uwe Ernst und Matthias Bacher (von links). Fotos: A. Becher

Von Florian Muhl

AUENWALD. In vier Tagen haben die Bürger in Auenwald die Wahl – nicht nur, wer künftig im Landtag Platz nehmen wird, sondern auch, wer sich in den kommenden acht Jahren auf dem Chefsessel ihres Rathauses in Unterbrüden niederlassen darf. Wird es der Amtsinhaber Karl Ostfalk sein, der bereits seit 2005 die Fäden in der Hand hält? Oder einer seiner beiden ernsthaften Herausforderer Kai-Uwe Ernst und Matthias Bacher?

Die Backnanger Kreiszeitung hat die Bewerberlage zum Anlass genommen, das Kandidaten-Trio im Rahmen eines digitalen Wahlpodiums vorzustellen und den Bewerbern auf den Zahn zu fühlen. Die Veranstaltung wurde von Redaktionsleiter Kornelius Fritz moderiert und ist im Internet abrufbar (siehe Anhang). Die drei Kandidaten waren dabei per Video zugeschaltet. In mehreren Gesprächsrunden ging es um wichtige Zukunftsthemen. Im Gespräch mit dem BKZ-Redaktionsleiter mussten die drei Bewerber Farbe bekennen. Zwischendurch haben die Kandidaten in einer Schnellfragerunde jeweils fünf persönliche Fragen beantwortet (siehe unten).

Kandidaten im Kurzinterview

Zu Beginn der Veranstaltung präsentierte sich jeder Kandidat jeweils per eingespieltem Video und stellte sich danach in einem Kurzinterview den Fragen des Redaktionsleiters. Mit zwei Amtszeiten hat der Bürgermeister Anspruch auf die volle Pension. War da der Ruhestand keine Thema für Karl Ostfalk? „Kommt für mich überhaupt nicht infrage“, antwortete der 62-Jährige. Er sei geistig und körperlich fit, habe eine junge Familie, habe noch viele Aufgaben und Ziele, da wolle er noch eine volle Amtszeit hinlegen, bis er 70 ist, in der Hoffnung, dass sein gesundheitlicher Zustand dies zulässt. Wenn Ostfalk seine zweite Amtszeit mit einer Schulnote bewerten müsste, würde er sich ein „Gut“ bescheinigen. „Die war deutlich besser, als die erste, weil wir mehr Geld zur Verfügung hatten und viel mehr bewegen konnten.“ Aber die nächsten acht Jahre würde es wieder schwieriger werden. Was würde Ostfalk dann besser machen? „Noch konsequenter nein sagen.“

Ist der Bürgermeisterposten für einen Sachbearbeiter im Waiblinger Finanzamt, der erst kürzlich sein Studium an der Verwaltungshochschule abgeschlossen hat, nicht eine Nummer zu groß? „Ne, das find’ ich nicht“, antwortet Kai-Uwe Ernst. Er stelle sich gern dieser Herausforderung, er könne das schaffen. Aber warum gerade Auenwald? Er kann sich mit der Gemeinde sehr gut identifizieren, sagt der 26-Jährige. Auenwald und seine Heimatgemeinde Berglen hätten vergleichbare Strukturen und seien ähnlich groß. Aber dort zur Bürgermeisterwahl im vergangenen Jahr anzutreten, gegen den Amtsinhaber Maximilian Friedrich, kam für Ernst nicht infrage. „Herr Friedrich ist für mich ein klares Vorbild, das ist ein super Bürgermeister, da hätte ich keine Chance gehabt.“ In Auenwald sei es anders. Und er würde einiges anders machen. Thema Kommunikation. Die funktioniere in Auenwald nicht, habe er von einigen Bürgern gehört.

Beworben hat sich Matthias Bacher nicht deshalb, weil er als Herausforderer dem Amtsinhaber bei der Wahl das Leben schwer machen will, sondern weil er wirklich den Posten anstrebt, um dann bürgernah mit den Bürgern und für die Bürger zu gestalten. Er habe sich spät beworben, sozusagen auf den letzten Drücker, aber der 58-Jährige ist optimistisch: „Die Letzten werden die Ersten sein.“ Nach der Schulnote für Ostfalks 16 Amtsjahre befragt vergibt Bacher eine drei bis vier. Er wolle an dieser Stelle nicht kritisieren, sondern er will es besser machen. Beim Thema Bürgernähe sehe er da noch viel Potenzial.

Bauen und Wohnen

Wenig Chancen sieht Ostfalk für Bauplätze für Einfamilienhäuser auf der grünen Wiese in den kommenden Jahren. Wahrscheinlicher sei es, dass Baulücken im Innenbereich bebaut werden. Beim Gewerbe sehe es anders aus. „Da werden wir nicht umhin kommen, in den Außenbereich zu gehen“, sagt der Bürgermeister. Bezahlbarer Wohnraum könne geschaffen werden, indem die Gemeinde auch mal Bauplätze günstiger abgebe, dann aber darauf schaue, dass die Wohnungen auch günstiger vermietet werden würden. Ernst will Bauplätze auf der grünen Wiese nicht ausschließen, auch für die Wohnbebauung. Das wiederum will Bacher nicht. Er will innerörtliche Baulücken schließen und dazu mit den Grundstücksbesitzern sprechen.

Beim Thema Internet sieht Ernst die Gemeinde in der Pflicht. Die müsse bei Straßenarbeiten jede Chance nutzen, um mit dem Verlegen von Leerrohren den Breitbandausbau vorzubereiten. Ostfalk sagte, dass die Gemeinde bereits einen Förderbescheid über 1,3 Millionen Euro erhalten habe, um die sogenannten weißen Flecken zu reduzieren. Die Vergabe der Arbeiten erfolge im April. Wie schnell dann die Telekom den Auftrag umsetzt, habe er nicht in der Hand. Bacher würde der Telekom vorschreiben, wo und wann sie mit dem Ausbau beginnen soll. Sollte das nicht klappen, könne er sich auch eine Vergabe an einen Mitbewerber vorstellen.

Lebensqualität

In der Gemeinde sind die Betreuungsplätze für Kinder knapp. „Da war die Kindergartenerweiterung in Hohnweiler mit zwei neuen Gruppen die richtige, schnellste und finanzierbarste Lösung“, sagt Ostfalk. In Unter- und Oberbrüden gebe es auch Platz zur Erweiterung. Aber die fälligen Kosten von drei oder vier Millionen Euro seien nicht zu finanzieren. Wie Erweiterungen finanziert werden könnten, weiß Ernst auch nicht: „Da muss man mal schauen.“ Verschärft hat die Situation auch der Wegzug der Montessorigruppen. Bacher moniert, dass die Nachbargemeinde Weissach im Tal einfach das bessere Angebot hatte. „Wir hätten auch einen Wald und genug Potenzial für einen Erlebnispfad gehabt.“

Zudem kritisierten Ernst und Bacher, dass es beim Chill-Platz für Jugendliche, der 2018 beschlossen worden sei, nicht vorwärtsgeht. Ostfalk begründete die Verzögerungen mit zahlreichen Einwendungen eines Angrenzers. Eine Baugenehmigung liege deshalb noch nicht vor.

Verkehr und Ökologie

In Bezug auf den ÖPNV habe die Gemeinde bereits viel erreicht, sagte Ostfalk, der auf die beiden neuen Buslinien 365 und 366 verwies. Die Tickets müsste jetzt noch günstiger werden. Bacher gestand zu, dass sich dass Angebot verbessert habe, sei aber noch nicht gut genug. Die Gemeinde müsse diesbezüglich mit den Nachbarkommunen zusammenarbeiten, um beispielsweise auch eine Lösung für eine Buslinie zum Krankenhaus zu finden. Für den Bus zur Klinik will sich auch Ernst einsetzen.

Mit Blick auf Raser und Falschparker habe die Gemeinde nur eingeschränkte Möglichkeiten, sagte Ostaflk, denn die Verkehrsbehörde sei Backnang. Mit Beharrlichkeit wolle er darauf drängen, dass auch in Auenwald der Blitzer aufgestellt wird. Bacher sieht im Stop-and-go-Verkehr der durch Falschparker verursacht werde, eine Umweltbelastung. Der Diplomingenieur regt eine Tempo-40-Zone auf den Durchgangsstraßen an.

Moderne und bürgernahe Verwaltung

In Sachen Kommunikation hakt es in der Verwaltung, gestand Ostfalk zu. Ein Grund dafür sei, dass es in der Verwaltung zu wenige Mitarbeitende gibt, weniger, als in vergleichbaren Gemeinden. Ernst und Bacher wollen bürgernah arbeiten und Transparenz schaffen. Bacher kann sich ein Video-Chat mit Bürgern vorstellen und will die Öffnungszeiten im Rathaus arbeitnehmerfreundlicher gestalten. Ostfalk entgegnete, dass das Rathaus an ausgewählten Tagen von 7.30 bis 18.30 Uhr durchgehend geöffnet sei. Da sei für jeden eine passende Zeit dabei.

Das Video mit der Diskussionsrunde der drei Kandidaten kann hier bis zur Wahl jederzeit aufgerufen werden.

Andrea Berg und Hansi Müller

 Karl Ostfalk

© Alexander Becher

Karl Ostfalk

Wenn Karl Ostfalk nicht Bürgermeister geworden wäre, dann sicherlich Bauingenieur. Sein Vater war schon am Bau tätig, als Polier, und das hat Ostfalk im Kindesalter gut gefallen. Schließlich ist der 62-Jährige tatsächlich in den Bauämtern der Gemeinden Öhringen Pfedelbach gelandet, bevor er im Jahr 2005 Verwaltungschef von Auenwald wurde. Welche Musik läuft bei ihm im Auto? Da muss Ostfalk lachen: „Andrea Berg.“ Ansonsten wäre der Sender Antenne1 eingespeichert. Auch bei der Frage, mit welchem Promi er gern mal essen gehen wolle, muss Ostfalk nicht lange überlegen: Hansi Müller. Der sei ein guter Bekannter, ein angenehmer Mann und er trug beim VfB Stuttgart, als er dort noch kickte, die Rückennummer 10, wie der Auenwalder Bürgermeister auch. Ostfalk ergänzt den vorgegebenen Satz: „Meine Kinder sagen über mich...“ mit den Worten: „dass ich lieb bin. Ich sei der beste Papa der Welt.“ Und ja, er könne sich grundsätzlich vorstellen, an einer „Fridays for Future“-Demonstration teilzunehmen, findet es nur bedenklich, dass für die Kinder dadurch so viel Unterricht ausfällt.

Yellowstone-Nationalpark

 Kai-Uwe Ernst.

© Alexander Becher

Kai-Uwe Ernst.

„Mein bisher schönster Urlaub?“ Da muss Kai-Uwe Ernst nicht lange grübeln. „Das war 2017 im Yellowstone-Nationalpark.“ Den Wanderausflug zusammen mit Freunden habe er sich am Ende seines Aufenthalts in den Staaten gegönnt. Der 26-Jährige hatte ein Stipendium des Deutschen Bundestags erhalten und war für ein Jahr in den USA im Staat Nebraska. Auch die Antwort für die zweite Frage nach seinem liebsten Haustier schießt aus ihm heraus: „Meine Hündin Kira.“ Der Australian Shepherd wird demnächst zehn Monate alt. „Ich schaue tatsächlich seit vielen Jahren täglich Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, bekennt Ernst, nach der Fernsehsendung befragt, die er nie verpassen darf. Das komme noch aus der Zeit, als er GZSZ als Kind mit seiner Oma angeschaut habe. Ein Meisterkoch scheint der Kandidat aus Berglen kaum zu sein. Was er am liebsten kocht? Der 26-Jährige denkt einen Moment nach, meint dann: „Spaghetti Bolognese.“ Gern für einen Tag tauschen würde Ernst mit Andrea Merkel, um „einmal die Dinge aus ihrer Sicht zu sehen“, und die Verwaltung von ganz oben.

Linsen mit Spätzle

 Matthias Bacher.

© Alexander Becher

Matthias Bacher.

Es gibt Dinge, da kann man einfach nicht nein sagen. Bei was kann er nicht widerstehen? „Linsen mit Spätzle“, platzt es unumstößlich aus Matthias Bacher heraus und er muss schmunzeln. Das sei eben sein Leibgericht. An seine größte sportliche Leistung kann er sich auch noch sehr gut erinnern und er schwärmt: „Mit dem Mountainbike über die Alpen.“ Zusammen mit seinen beiden besten Freunden habe er die Tour im vorletzten Jahr bestritten. Was ist der persönliche Beitrag des Diplomingenieurs zum Klimaschutz? „Wir heizen zu Hause mit Holz“, sagt Bacher, der zusammen mit seiner Familie seit 28 Jahren in Mittelbrüden wohnt. Zudem habe er eine Fotovoltaikanlage, die Strom erzeugt, und eine solarthermische Anlage für Warmwasser auf dem Dach. Sein Lieblingsplatz ist auch zu Hause auf seiner Terrasse mit einem wunderbaren Blick auf Oberbrüden. Und worüber kann sich der Herausforderer des Bürgermeisters aufregen? „Dass es in der Gemeinde Auenwald zu lange Entscheidungswege gibt“, sagt Bacher. Viele Dinge wie Baumaßnahmen könnten schneller abgewickelt werden.

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Erstellt:
10. März 2021, 06:00 Uhr

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