Der Abschied vom „Ländle“ das Ende heimlicher Angeberei?

dpa/lsw Stuttgart. Ade „Ländle“, welcome „Länd“ - macht sich Baden-Württemberg mit dem Abschied von der mundartlichen Verkleinerung in seiner neuen Imagekampagne endlich ehrlich? Der Kulturwissenschaftler Hermann Bausinger verweist darauf, dass mit Verkleinerungen in vielen Fällen die ironische Umkehr und damit tatsächlich eine Steigerung anvisiert ist. „Mit einiger Vorsicht kann man behaupten, dass dieses Herunterspielen die Kommunikation im deutschen Südwesten stärker bestimmt als anderswo“, merkte er am Freitag in der „Stuttgarter Zeitung“ an.

Auch die Bezeichnung „Musterländle“ gehöre in diesen paradoxen Zusammenhang. Baden und Württemberg hätten beide ihren Anspruch auf den Titel historisch begründet. In beiden Landesteilen erzähle man sich gern vom weit gereisten Mann, der betont, er sei hier im Südwesten noch nie einem Angeber begegnet. „Diese Geschichte wird verdächtig oft erzählt - vielleicht war hier ja das Pochen auf die eigene Bescheidenheit die übliche Form des Angebens? Dann wäre die Abkehr von den Verkleinerungen das Gebot der Stunde“, meinte Bausinger, der viele Jahre Professor für Empirische Kulturwissenschaft an der Universität Tübingen war.

© dpa-infocom, dpa:211105-99-878865/2

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Erstellt:
5. November 2021, 12:00 Uhr

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