Der Blitzer feiert Jubiläum

1959 wurde die erste Radarfalle aufgestellt– Heute nutzen die Behörden getarnte Geräte

Vor 60 Jahren nahm Deutschlands erste Radarfalle ihren offiziellen Dienst auf. Seitdem sind Blitzer der Schrecken aller Autofahrer. Wir haben uns die verschiedenen Gerätetypen angeschaut.

Stuttgart Immer wieder waren sie der blanken Wut der Temposünder ausgesetzt:Radarfallenwurden beschossen, angezündet, abgesägt, mit Farbe besprüht und mit Klebeband umwickelt. Vor 60 Jahren nahm das erste Radargerät in Deutschland seinen offiziellen Dienst auf, das allzu flotte Autofahrer gerichtsfest überführen sollte.

Die erste Radarfalle 1956 wurde der Prototyp VRG 1 der Firma Telefunken auf der Internationalen Polizeiausstellung in Essen vorgestellt. Nach ersten Feldversuchen trat die „Radarfalle“ als Weiterentwicklung VRG 2 ihren bundesweiten Siegeszug an. Im Regierungsbezirk Düsseldorf wurde sie am 15. Februar 1959 erstmals in Deutschland zur Geschwindigkeitskontrolle genutzt. Mit Blitzlicht konnten nun sogar in der Nacht Temposünder erwischt werden. Die Zeitungen feierten die neue „Wunderwaffe“ der Polizei, die ihrerseits davon begeistert war, „statistisch gesehen jeden Autofahrer alle zehn Tage kontrollieren zu können“.

Starenkasten Der Klassiker unter den Messgeräten ist der stationäre „Starenkasten“. Meist ist er so verbaut, dass er je nach „Schießrichtung“ für beide Fahrtrichtungen einsetzbar ist. Dabei werden drei Messingstränge im Abstand von etwa einem Meter wenige Zentimeter tief quer zur Fahrbahn verlegt, erläutert Tobias Goldkamp, Anwalt für Verkehrsrecht. Fährt ein Auto darüber, wird durch die Verformung der empfindlichen Kristalle in den Metallstäben Elektrizität erzeugt. Aus dem Abstand der Stränge wiederum kann die Geschwindigkeit errechnet werden.

Lasertechnik-Säulen Immer häufiger sind silberne Säulen mit dunklen Ringen am Fahrbahnrand zu sehen. Dahinter verbirgt sich ein Lasermesssystem. „Bei der Lasertechnik werden Lichtimpulse ausgesendet, die von den Fahrzeugen reflektiert werden. Daraus lässt sich die Geschwindigkeit errechnen“, sagt Sebastian Ramb von Vitronic. Die Firma stellt Geschwindigkeitsmessgeräte her und hat sich auf Laser spezialisiert. Bis zu vier Fahrspuren lassen sich dadurch abdecken. Im Gegensatz zu Starenkästen gibt es bei den voll digitalisierten Systemen keine Filmspulen mehr, die gewechselt werden müssen.

Aufrüstung Viele der größten deutschen Städte rüsten derzeit bei Blitzern auf. Den Kommunen bringt das Millioneneinnahmen. In keiner der zehn größten deutschen Städte sind so viele stationäre Blitzer im Einsatz wie in Köln: 39 stationäre Blitzer, zehn halb stationäre Anlagen, sieben Radarwagen und zwei Blitztonnen. In Stuttgart sind 34 stationäre Blitzer und sechs Fahrzeuge im Einsatz. Mobile und fest installierte Geräte brachten der Stadtkasse 2017 mehr als elf Millionen Euro ein.

Streckenüberwachung Autofahrern auf der Bundesstraße 6 in Laatzen bei Hannover drohen Strafzettel, wenn sie auf dem über zwei Kilometer langen überwachten Straßenabschnitt das Tempolimit missachten. Eine neue Radaranlage namens Section-Control erfasst die Geschwindigkeit des Fahrzeugs nicht an einer Stelle, sondern ermittelt die Durchschnittsgeschwindigkeit auf einem längeren Abschnitt, wo die Autofahrer vom Gas gehen sollen. Das bei der Einfahrt in den Straßenabschnitt erstellte Foto wird zunächst verschlüsselt, ebenso wie das zweite Foto beim Verlassen der Sektion. Nur wenn der Abgleich beider Bilder eine Tempoüberschreitung ergibt, wird ein Blitzer-Foto vom Fahrer angefertigt.

Anhänger-Tarnung Im Kampf gegen Raser hat die Polizei einen neuen Trumpf in der Hand – den Enforcement-Trailer, der als geparkter Anhänger getarnt ist. Hessen, Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg haben die mobilne Blitzer bereits im Einsatz. Durch neuste Lasermesstechnik misst er sicherer als herkömmliche Radargeräte das Tempo. Laut Hersteller wird gleichzeitig über mehrere Spuren hinweg geblitzt. Fährt jemand zu schnell, lösen die Kamera und eine rote Blitzlampe aus. Neu neben dem Aussehen ist, dass der Blitzer über fünf Tage am Stück im Dauerbetrieb arbeiten kann.

Lichtschranken Auch die Lichtschrankenmessung kommt im Straßenverkehr immer öfter zum Einsatz. Modelle wie das ESO ES 3.0 verfügen über fünf Sensoren. Fährt ein Auto hindurch, kann aus der vergangenen Zeit zwischen den Unterbrechungen die Geschwindigkeit errechnet werden, erklärt Jens Dötsch, Fachanwalt für Verkehrsrecht.

„Parallel dazu wird auch hier meist ein Fotokasten für das Beweisbild aufgebaut.“ Wenn die Polizei auf Autobahnen zur Messung unterwegs ist, wird die Geschwindigkeit meist via Video gemessen. „Als Referenzwert gilt dann die Geschwindigkeit des Polizeiwagens.“

Warnsysteme Wer Apps zur Blitzerwarnung oder Radarwarner während der Fahrt einsetzt, sollte besser aufpassen. „Grundsätzlich ist kein Warnsystem erlaubt“, erläutert Verkehrsrechtler Jens Dötsch. Hier drohten ein Bußgeld von 75 Euro und ein Punkt in Flensburg. Verboten ist die Anschaffung der Apps zwar nicht, bei der Nutzung im Auto begibt man sich aber in eine juristische Grauzone. Das Warnen vor Blitzern durch die Lichthupe ist nicht erlaubt, mit Handzeichen darf man aber warnen.

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Erstellt:
15. Februar 2019, 03:04 Uhr

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