Der Dialog mit den Lesern geht weiter
Nach vier Monaten endet die Aktion „Journalismus zeigt Gesicht“ – Einblicke in den Redaktionsalltag
Unter dem Motto „Journalismus zeigt Gesicht“ hat unsere Redaktion in den vergangenen Monaten Einblicke in ihre Arbeit gewährt und den Austausch mit den Leserinnen und Lesern gesucht. Mit verschiedenen Aktionen wollten wir deutlich machen, welche Bedeutung ein unabhängiger und seriöser Journalismus in einer Demokratie hat.
Von Kornelius Fritz
BACKNANG/MURRHARDT. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Ausgabe unserer Zeitung vom 6. November 2019. An diesem Tag sah unsere Titelseite ganz anders aus, als Sie es gewohnt sind. Dort wo sonst die wichtigsten Nachrichten des Tages stehen, war an diesem Tag nur eine große blaue Fläche und ein einziger Text mit der Überschrift „Die beste Zeit für guten Journalismus ist jetzt“.
Nicht nur die Backnanger Kreiszeitung und die Murrhardter Zeitung erschienen am 6. November mit dieser ungewöhnlichen Aufmachung, sondern mehr als 40 Zeitungen im ganzen Land – von der Stuttgarter Zeitung über die Heilbronner Stimme bis zum Südkurier in Konstanz. Es war das allererste Mal, dass die Zeitungen in Baden-Württemberg auf Initiative des Verbands Südwestdeutscher Zeitungsverleger eine solche gemeinsame Aktion gestartet haben.
Aber was war der Grund für diese Initiative? Viele Journalisten und Verleger hatten in der vergangenen Zeit das Gefühl, dass die Bedeutung des Journalismus nicht mehr jedem klar ist. Im Internet werden heute Falschmeldungen ungeprüft verbreitet und geteilt. Der amerikanische Präsident verunglimpft kritische Berichte in angesehene Zeitungen wie der Washingston Post oder der New York Times als „Fake News“. Auf Pegida-Demonstrationen brüllen die Teilnehmer „Lügenpresse“ und unter jungen Leuten ist die Meinung weit verbreitet, dass Nachrichten im Internet eigentlich nichts kosten dürfen.
Die Zeitungsverleger und Journalisten haben deshalb gesagt: Wir müssen ein Zeichen setzen. Wir wollen den Leuten klar machen, dass unabhängiger Journalismus wichtig ist in einer Demokratie. Denn nur wer als Bürger informiert ist, kann bei Wahlen eine fundierte Entscheidung treffen. Und wo die Presse als Kontrollinstanz fehlt, können die Mächtigen ungehindert schalten und walten. Es ist ja kein Zufall, dass es zu den ersten Amtshandlungen jedes autoritären Regimes gehört, die Pressefreiheit einzuschränken. Wir können das zurzeit beispielsweise in der Türkei oder auch in Ungarn gut beobachten.
Deshalb haben wir die Kampagne „Journalismus zeigt Gesicht“ gestartet. Wir wollten damit zeigen: Hinter der manchmal vielleicht etwas anonymen Zeitung stehen Menschen, die ihren Beruf gelernt haben. Die sauber und hartnäckig recherchieren, um Sie jeden Tag verlässlich und seriös zu informieren, und zwar sowohl über die große Politik in Washington und Berlin als auch über das, was hier vor Ort passiert: in Backnang, Murrhardt oder Spiegelberg.
Gesicht gezeigt haben unsere Redakteurinnen und Redakteure in Anzeigen, die mehrmals in der Woche erschienen sind. Slogans alleine sind aber zu wenig. Wenn wir wollen, dass die Leser uns besser verstehen, dann müssen wir ihnen unsere Arbeit erklären und mit ihnen ins Gespräch kommen. Das haben wir in den vergangenen Monaten getan. Auf einer Doppelseite und in der 33-teiligen Serie „So arbeitet die Redaktion“ haben wir Einblicke in unseren Arbeitsalltag gegeben und erklärt, wie wir Zeitung machen. Wir haben Gäste aus unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft zur „Blattkritik“ eingeladen und mit ihnen über unsere Zeitung diskutiert. 20 Leserinnen und Leser haben uns Ende Februar bei der „Gläsernen Redaktion“ besucht und uns über die Schulter geschaut. Und in den Faschingsferien hatten wir sechs Jugendliche zu Gast, die bei einem Reporterworkshop unter professioneller Anleitung wie echte Journalisten gearbeitet und eine Doppelseite in unserer Zeitung gestaltet haben.
Heute nun geht die Aktion „Journalismus zeigt Gesicht“ zu Ende. Aber der Austausch mit unseren Leserinnen und Lesern geht weiter. Auch künftig freuen wir uns über Feedback auf unsere Arbeit, über Lob, aber auch über konstruktive Kritik. Denn nur wenn wir wissen, was Sie von Ihrer Heimatzeitung erwarten, können wir Ihre Wünsche erfüllen. Also lassen Sie uns im Dialog bleiben, damit wir noch genauer wissen, was Sie wollen. Und Sie vielleicht etwas besser verstehen, warum wir manche Dinge so machen, wie wir sie machen.
Sie haben Fragen zu unserer Arbeit, wollen Lob oder Kritik loswerden? Redaktionsleiter Kornelius Fritz freut sich auf Ihren Anruf unter 0 71 91/808-121 oder Ihre E-Mail an k.fritz@bkz.de