Der erfahrene Jungspund
Der VfB leiht den Schweizer Nationalspieler Fabian Rieder (22) für eine Saison aus. Der Offensivmann hat schon Erfahrung in der Champions League gesammelt.
Von Marco Seliger
Frankfurt/Stuttgart - Noch am späten Sonntagabend verweigerte Fabian Rieder jede Auskunft. Als ihn ein Reporter nach dem EM-Spiel der Schweizer Nationalelf gegen das DFB-Team fragte, ob er in der kommenden Saison vielleicht wieder in Frankfurt auflaufen werde, grinste der Offensivmann. Und sagte dann: „Kein Kommentar.“
Längst wusste der 22-Jährige da, dass er in der nächsten Bundesliga-Saison wieder in der Frankfurter Arena am Ball sein wird. Und zwar dann, wenn der VfB Stuttgart dort bei der Eintracht sein Auswärtsspiel bestreitet. Am Montag verkündete der VfB den Wechsel, deshalb hatte sich Rieder am Sonntag noch ganz offiziell in Schweigen gehüllt.
Der Offensivmann steht noch bis 2027 beim FC Stade Rennes in Frankreich unter Vertrag. 2023 war er von den Young Boys Bern, seinem Jugendverein, für eine Ablöse von 15 Millionen Euro dorthin gewechselt. Die Stuttgarter leihen den Linksfuß nun für eine Saison aus – und besitzen nach Informationen unserer Redaktion eine Kaufoption. Rieder, der mit Bern dreimal Schweizer Meister wurde, gilt als technisch feiner und spielintelligenter Offensivmann.
Dass er obendrein auch in der Defensivarbeit seine Qualitäten hat, zeigte sich bei der EM-Partie gegen die DFB-Elf. „Ich wollte mit dem Pressing Ballverluste provozieren“, sagte Rieder hinterher und betonte, dass er auch mit dem Ball gute Ansätze gehabt habe. Das konnte man so stehen lassen – dass der Neue des VfB auch eine gewisse Härte ins Spiel bringen kann, zeigte sich in Frankfurt: Da langte er gegen seinen neuen Stuttgarter Teamkollegen Maximilian Mittelstädt ordentlich hin. Der künftige VfB-Profi erntete vom aktuellen einen bösen Blick.
Nach der EM und dem Urlaub werden Rieder und Mittelstädt nun also im täglichen Training zusammentreffen. Klar ist: Die Stuttgarter haben, wenn man so will, einen erfahrenen Jungspund geholt. Denn Rieder hat mit den Young Boys schon in der Champions League gespielt, zudem war er auch bei der WM 2022 dabei. Ob er also ein Mann für die großen Spiele sei, wurde er am Sonntagabend noch gefragt. „Ich bin da, wenn ich gebraucht werde“, antwortete Rieder trocken.
In der französischen Ligue 1 hatte er sich zuletzt eher mit einer Jokerrolle abfinden müssen, von Ende Januar bis Mitte März war er wegen eines Mittelfußbruches außer Gefecht. Bei der EM aber kam Rieder nun in allen drei Spielen der Schweiz zum Einsatz und erreichte mit den Eidgenossen das Achtelfinale. In der Startelf stand er jedoch lediglich in der Partie gegen Deutschland (1:1).
Beim VfB freuen sie sich jedenfalls auf ihren neuen Schweizer, der seine neue Heimat aufgrund des EM-Quartiers der Eidgenossen in Degerloch ja gerade schon mal kennenlernen kann. „Fabian passt mit seinen Qualitäten und auch mit der Erfahrung, die er trotz seines noch relativ jungen Alters bereits gesammelt hat, sehr gut zu uns“, sagte Sportdirektor Fabian Wohlgemuth. Und Rieder gab dann am Montag auch noch einen ganz offiziellen Kommentar zu seinem Wechsel ab: „Der VfB ist ein unglaublicher Verein mit großartigen Fans, ich freue mich wirklich riesig, vor dieser Kulisse zu spielen.“