Der Fachkräftemangel trifft in Weissach im Tal die Kinderbetreuung

Weissach im Tal setzt darauf, Personal selbst auszubilden – und dann auch in der Gemeinde zu halten.

Das Kinderhaus in Unterweissach fängt einen großen Teil des Bedarfs ab. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Das Kinderhaus in Unterweissach fängt einen großen Teil des Bedarfs ab. Foto: Alexander Becher

Von Armin Fechter

WEISSACH IM TAL. Die Gemeinde Weissach im Tal sieht sich mit ihrem Angebot in der Kinderbetreuung gut aufgestellt. Dies liegt letztlich auch am Bau des Kinderhauses bei der Grundschule in Unterweissach. Das erklärte Haupt- und Ordnungsamtsleiter Marcel Schindler bei der Vorlage der Kindergartenbedarfsplanung in der jüngsten Gemeinderatssitzung. „Ich glaube nicht, dass wir noch einmal so eine Einrichtung wie diese bauen müssen.“ Allein das neue Kinderhaus an der Weissach bietet Platz für vier Gruppen, darunter eine Kinderkrippe, und verfügt damit über bis zu 82 Betreuungsplätze.

Insgesamt stehen in der Gemeinde sechs Einrichtungen – zwei evangelische, eine katholische und drei kommunale – mit insgesamt 372 Betreuungsplätzen zur Verfügung, bei Maximalbelegung sogar 396. Die Angebotsspanne reicht dabei von Kindern ab zwei Monaten beziehungsweise einem Jahr bis zum Schuleintritt. Laut Schindler konnten in diesem Jahr alle Kinder, die einen Platz in Anspruch nehmen wollten, untergebracht werden. Stand September waren noch 60 Plätze frei. Schindler rechnet aber damit, dass diese bis Ende Juli nächsten Jahres fast komplett vergeben sind und nur noch einige wenige übrig bleiben. Unwägbarkeiten bestehen, was Zuzüge betrifft, außerdem sei abzuwarten, wie viele Geflüchtete der Gemeinde zugewiesen werden.

Tageseltern könnten Kindertagesstätten entlasten

Schindler machte gleichzeitig darauf aufmerksam, dass nur vier Prozent der über Dreijährigen zur Ganztagsbetreuung angemeldet sind, weitere zwölf Prozent nutzen zeitgemischte Betreuungsformen mit einem Ganztagsanteil. Deshalb soll kommendes Jahr eine Abfrage unter den Eltern erfolgen, um abzuklären, wie sich der weitere Bedarf entwickeln wird. Je nach Ergebnis könnten in der Folge möglicherweise Öffnungszeiten reduziert werden, um den grassierenden Fachkräftemangel auf diese Weise zumindest teilweise aufzufangen.

Eine andere Möglichkeit, die Kindertagesstätten in der Gemeinde zu entlasten, sieht Wilhelm König von der Unabhängige Bürgerliste (UBL) in Tageseltern – einer Betreuungsform, die in Weissach bislang kaum genutzt wird, wie Schindler bestätigte. Deshalb solle die Gemeinde aktiv auf diese Möglichkeit hinweisen, forderte Carl Höfer (CDU/FWV). Das werde bereits getan, entgegnete Bürgermeister Daniel Bogner, in enger Abstimmung mit der Tageselternvermittlung in Backnang.

Fachkräftemangel in den Kitas

Irmgard Hestler (SPD) lenkte derweil den Blick auf den großen Mangel an Fachkräften in den Kitas. Dieser Aspekt werde in der öffentlichen Diskussion oft völlig übergangen. „Es liegt nicht am Unwillen der Kommunen, wenn Gruppen geschlossen werden“, stellte sie – auch mit Blick auf die Situation im ganzen Land – fest und regte an, innerhalb einer einzelnen Einrichtung nicht immer strikt an Gruppen festzuhalten, sondern offener zu arbeiten, um so zu vermeiden, dass eine Gruppe gleich geschlossen werden muss, wenn die betreuende Fachkraft einmal ausfällt. Mit Blick auf die Ergebnisse der jüngsten Pisa-Studie unterstrich Hestler auch die Bedeutung von Ganztagsschulen, um zu einem besseren Bildungsstand zu kommen.

Was die Ausbildung von Fachkräften betrifft, um den Personalmangel in den Kitas zu bekämpfen, so wies Kämmerer Alexander Holz auf die Anstrengungen der Gemeinde hin: Im Etat seien zusätzliche Stellen vorgesehen und zwar in Form der Praxisintegrierte Ausbildung (Pia), bei der die Azubis von Anfang an eine Vergütung erhalten. „Das geht Hand in Hand“, bekräftigte Marcel Schindler: „Wir dürfen nicht nur über Personalmangel klagen. Wir müssen auch selbst ausbilden.“

Zum Artikel

Erstellt:
13. Dezember 2023, 14:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen