Der Gang zum Amt soll überflüssig werden

Landkreisverwaltung setzt verstärkt auf elektronische Verfahrensweisen – Papierloses Büro und digitale Dienste im Ausbau

Kaum noch lästige Behördengänge: In Zukunft soll vieles von zu Hause aus zu erledigen sein. Foto: Fotolia

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Kaum noch lästige Behördengänge: In Zukunft soll vieles von zu Hause aus zu erledigen sein. Foto: Fotolia

Von Armin Fechter

WAIBLINGEN. Das papierlose Büro, Behördengänge per Mausklick vom heimischen Sofa aus: E-Government, E-Services und E-Akte sind die neuen Zauberwörter in der öffentlichen Verwaltung. Wie es damit im Landratsamt aussieht, wollte die FDP/FW-Kreistagsfraktion wissen.

Antwort gab es jetzt im Verwaltungs-, Schul- und Kulturausschuss: Kai-Uwe Müller, Fachbereichsleiter Organisation im Haupt- und Personalamt, stellte die Aktivitäten der Landkreisverwaltung auf diesem Gebiet vor. Und das ist nicht einmal so wenig. Denn die Behörde sieht in der Weiterentwicklung des E-Governments große Potenziale, um die Servicequalität für die Bürger – „die Verwaltungskunden“ – zu erhöhen. „E-Government ermöglicht Bürgerinnen, Bürgern und Unternehmen den unkomplizierten und zeitlich unabhängigen Zugang zu den Leistungen des Staates. Der Gang zum Amt wird so in den meisten Fällen überflüssig“, zitierte Müller eine aktuelle Aussage des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat.

„Wir sind auf vielen Ebenen unterwegs“, erklärte auch Landrat Richard Sigel. Das Landratsamt beteiligt sich beispielsweise am Wahlergebnisreport, einer kostenlosen App, bei der die Wahlergebnisse übersichtlich dargestellt sind und jeweils die einzelne Kommune und der Landkreis angewählt werden können.

Geplant ist auch, die Modernisierung des Verwaltungsstandorts Waiblingen mit einem Neubau in der Rötestraße und der Sanierung am Alten Postplatz für die Einführung der E-Akte auf breiter Front zu nutzen. Keine Organisationseinheit soll, so das erklärte Ziel, mit größeren Mengen an Papierakten umziehen. Dadurch lässt sich unter anderem auch der Raumbedarf verringern. Entsprechend sollen die Flächen geplant werden.

Bei der Einführung elektronischer Verfahrensweisen spielt die Vernetzung mit anderen Akteuren eine große Rolle, um sogenannte Best-Practice-Beispiele austauschen zu können. So haben sich die „jungen Landräte“ formiert und eine Arbeitsgruppe gebildet. Das sind die Verwaltungschefs der Landkreise Hohenlohe, Ravensburg, Rems-Murr, Schwarzwald-Baar und Waldshut. Synergieeffekte erhoffen sie sich daraus, dass sie die gleiche Software bei der digitalen Archivierung benutzen. Dadurch können sie Teillösungen austauschen und voneinander profitieren. Das nächste Arbeitstreffen ist morgen im Rems-Murr-Kreis.

Bei der E-Akte fängt der Landkreis aber nicht bei null an. Schon seit Jahren laufen die Bereiche Kfz-Zulassung und Fahrerlaubnisse elektronisch ab. Auch das Liegenschaftskataster im Amt für Vermessung und Flurneuordnung ist seit Sommer 2018 digitalisiert. Die Auszubildenden in der Kreisverwaltung befassen sich ebenfalls mit dem Thema im Rahmen des Projekts „Azubis go digital“ (geschrieben: AZUB1S GO D1G1TAL). Dafür wurde der Nachwuchs im vergangenen Jahr mit Tablets ausgestattet.

Für manche Anlässe werde aber der Gang zum Amt doch noch nötig sein, urteilte Reinhold Sczuka (CDU) und wies darauf hin, dass Führerscheinneulinge ihren Pappendeckel in Waiblingen abholen müssen. Dennoch glaubt Christel Brodersen (Grüne) an die Segnungen des E-Governments: „Das spart viele Parkplätze.“ Und Gerhard Ketterer (CDU) sah neue Chancen zur Raumeinsparung und Heimarbeit. Bei der mobilen Arbeit stehe aber, so Müller, nicht der Raum in Fokus.

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Erstellt:
20. März 2019, 06:00 Uhr

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