Der große Almrausch
Arminia Bielefeld bleibt der Favoritenschreck im DFB-Pokal. Dem Drittligisten fehlt nur noch ein Sieg, um ins Finale einzuziehen und damit Historisches zu schaffen.
Von dpa
Bielefeld - Als Belohnung für die Pokalsensation stellte Bielefelds Trainer Mitch Kniat seinen Helden einen „Freifahrtschein“ für die Siegesparty, die zum „Almrausch“ wurde. „Es ist mir auch komplett egal, was sie machen. Sie sollen den Abend genießen“, sagte der 39-Jährige nach dem 2:1-Coup gegen Werder Bremen. Nur noch ein Sieg trennt den Fußball-Drittligisten vom Endspiel in Berlin. Zum vierten Mal in der Vereinshistorie steht die Arminia im Halbfinale. Für mehr reichte es noch nie.
Diese Vorgeschichte kennt Kniat, sie interessiere ihn aber „zu null Prozent“, sagte er und ergänzte selbstbewusst: „Wir wollen unsere eigene Geschichte schreiben und sind gerade auf einem guten Weg, eine noch bessere Geschichte zu schreiben.“
Tatsächlich ist der Arminia auch im Halbfinale alles zuzutrauen. Bielefeld tritt im Pokal nicht wie ein Drittligist auf. Gegen Werder und zuvor schon gegen die Bundesligisten SC Freiburg und Union Berlin sowie Zweitligist Hannover 96 hielten die Ostwestfalen mit großem Kampf dagegen. Was aber wohl noch wichtiger ist: Das Kniat-Team spielte mutig nach vorne, setzte deutlich höher eingestufte Clubs unter Druck und erzielte schöne Tore. Auf der heimischen Alm muss sich die Arminia auch im Halbfinale nicht verstecken.
„Was wir bis jetzt geleistet haben, ist unglaublich als Drittligist“, sagte Marius Wörl. Der 20-Jährige, der schon in Runde zwei gegen Union getroffen hatte, ebnete seinem Team mit einem Traumtor zum 1:0 den Weg zum Sieg. „Ich bin einfach stolz auf jeden Einzelnen“, sagte der Stürmer, der in den Katakomben des altehrwürdigen Stadions gar nicht mehr aufhörte zu grinsen. In sein Lob schloss er auch die Fans mit ein: „Wir sind einfach jedem einzelnen Fan dankbar, weil es wieder ein Hexenkessel war.“ Auf dem Stimmungshöhepunkt wackelte sogar die Tribüne.
Während die Anhänger ihrem Traum von Berlin mit lauten Gesängen Ausdruck verliehen, hielten sich die Bielefelder Spieler mit Kampfansagen zurück. „Natürlich hat man Träume – auch vom Finale. Aber erst mal das Halbfinale abwarten“, sagte der starke Außenverteidiger Louis Oppie und betonte: „Es sind nur noch Top-Top-Mannschaften drin. Deswegen warten wir einfach mal ab.“
Trainer Kniat nahm die Frage nach einem Wunschgegner mit Humor: „Ein Bundesligist wäre glaube ich nicht schlecht“, sagte er und lachte angesichts der Tatsache, dass ausschließlich Erstligisten als Gegner infrage kommen – darunter auch der Doublesieger Bayer Leverkusen. „Ich habe keinen Wunschgegner. Mir ist es komplett egal.“ Bielefeld wäre der erste Drittligist im Finale seit dem 1. FC Union Berlin 2001.
Wer Bielefelds Endgegner auf dem Weg zum Sehnsuchtsort Olympiastadion wird, erfährt die Arminia am Sonntag. Live verfolgen können die Spieler die Auslosung ab 18.45 Uhr in der ARD-Sportschau aber nur schwer: Um 19.30 Uhr spielen sie gegen die zweite Mannschaft des VfB Stuttgart.