Strafzölle und Sanktionen

Der Handelskonflikt zwischen USA und China trifft auch Mexiko

Bidens China-Zölle bringen Mexiko in Bedrängnis. Das Land könnte von den neuen US-Sanktionen gegen China negativ betroffen sein.

Arbeiter installieren  Solarpaneele am New Yorker Flughafen La Guardia. Inzwischen hat die  US-Regierung  die Zollbefreiung für manche Solarimporte aus China beendet.

© dpa/Mary Altaffer

Arbeiter installieren Solarpaneele am New Yorker Flughafen La Guardia. Inzwischen hat die US-Regierung die Zollbefreiung für manche Solarimporte aus China beendet.

Von Klaus Ehringfeld

Die Zollverschärfungen der USA gegenüber China rücken auch Mexiko in den Fokus. Das Land ist zum einen Haupthandelspartner der USA, zum anderen ist es seit relativ kurzer Zeit Ziel einer chinesischen Investitionsinitiative. Vor allem der Automobilsektor des asiatischen Riesen investiert groß und exportiert auch nach Mexiko.

So wird der chinesische Autohersteller BYD wohl bald eine Fabrik im Landesinneren nahe der Hauptstadt Mexiko-Stadt errichten. Das bestätigte BYD-Amerika-Chefin Stella Li bei der Präsentation eines neuen E-Pick-up-Modells. Der Wagen mit Namen „Shark“ ist das erste Fahrzeug überhaupt, das das Unternehmen aus der Stadt Shenzhen außerhalb Chinas vorstellt.

In Mexiko winken starke Zollvergünstigungen

In den USA fürchten die Autobauer, Lobbyverbände und Politiker, dass BYD und andere chinesische Unternehmen aus einer Vielzahl von Branchen Mexiko als trojanisches Pferd nutzen könnten, um so die Sanktionen und Strafzölle zu umgehen.

Größter Vorteil für BYD und alle anderen chinesischen Unternehmen wäre, dass sie im Rahmen des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens USMCA jedes in Mexiko gefertigte Produkt, das die Anforderungen an die Wertschöpfungskette erfüllt, stark zollvergünstigt in die USA liefern und somit die neuen hundertprozentigen Strafzölle umgehen könnten.

BYD-Amerika-Chefin Li bemüht sich, die Zweifel zu zerstreuen. Ihr Unternehmen habe die USA von Mexiko aus gar nicht im Blick. Daher hätten die US-Zollerhöhungen auch keine Auswirkungen auf BYD. „Wir haben keine Pläne, auf den US-Markt zu gehen“, sagte Li. „Wenn wir ein mexikanisches Werk bauen, denken wir nur an den mexikanischen Markt und die Märkte anderer lateinamerikanischer Länder.“ BYD hatte im Februar den Bau einer Fabrik angekündigt, anvisiert wird eine Produktion von 150 000 Fahrzeugen pro Jahr.

Mexiko droht Druck aus den USA

Experten in Mexiko sind sich uneins, ob das zweitgrößte Land Lateinamerikas von den Zollverschärfungen profitiert, oder ob diese das Land in die Bredouille bringen. Aber angesichts der harten US-Reaktionen gegen China drohen Mexiko vermutlich eher Probleme – spätestens dann, wenn das USMCA-Abkommen zwischen Kanada, den USA und Mexiko turnusmäßig 2026 überprüft wird. Dann dürfte die US-Seite Druck machen, um die Ursprungsregeln für alle Automobilinhalte zu verschärfen und die chinesischen Investitionen zurückzudrängen. Angesichts der Aussagen der US-Handelsbeauftragten Katherine Tai, auch spezifische Sanktionen gegen BYD nicht auszuschließen, ist es unwahrscheinlich, dass die USA noch zwei Jahre warten.

Enrique Dussel vom „Zentrum für China-Mexiko-Studien an der Nationalen Autonomen Universität Unam“ in Mexiko-Stadt sieht Probleme auf das Land zukommen: Der Handelskonflikt zwischen den USA und China beginne erst richtig, aber die mexikanische Politik habe keine Antwort: „Mexiko hatte und hat keine Strategie angesichts dieser neuen Dreiecksbeziehung.“

„Was die USA sowohl Mexiko als auch chinesischen Unternehmen mit auf den Weg geben, ist, dass sie sich nicht in Mexiko niederlassen sollen, weil sie keinen Zugang zum US-Markt bekommen werden“, sagt Jorge Guajardo, vormals mexikanischer Botschafter in China und Berater bei „Dentons Global Advisors.“ BYD habe zwar erklärt, dass man sich in Mexiko nur niederlassen würde, um den dortigen Markt zu bedienen. „Das ergibt aber keinen Sinn. Der Inlandsmarkt ist nicht groß genug, um in Mexiko selbst eine Fabrik zu errichten, und außerdem wird er bereits von China aus beliefert“, sagt Guajardo.

Fluch oder Segen? Experten streiten

Die für 2026 geplante Überprüfung des USMCA wird sich laut dem Berater auf die Präsenz Chinas in Mexiko konzentrieren. Dies könnte eine Chance sein, qualitativ bessere Investitionen nach Mexiko zu holen. Obwohl chinesische Automobilhersteller große Summen in Mexiko investieren, begünstigen ihre Geschäftspraktiken eher die Verlagerung chinesischer Zulieferer als die Entwicklung der lokalen Industrie, betont Guajardo. „Es handelt sich um ein Modell, das nicht darauf abzielt, in Mexiko etwas zu entwickeln, sondern eher das zu ersetzen, was im Land vorhanden ist.“

Anders sieht das Gabriela Siller, Direktorin für Wirtschafts- und Finanzanalyse bei der Bank „Banco Base“. Die Erhöhung der Zölle auf US-Importe von Elektroautos, medizinische Instrumente und andere chinesische Produkte stelle eine Chance dar, die Exporte Mexikos in den nördlichen Nachbarstaat zu steigern. „Je stärker der Handelskrieg zwischen den USA und China wird, desto größer ist das Potenzial Mexikos, in den US-Markt zu exportieren“, betont Siller.

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Erstellt:
21. Mai 2024, 18:09 Uhr

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