50 Jahre Rems-Murr-Kreis: Der Landkreis feiert sich selbst
Mit einem Festakt in Leutenbach erreichen die Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag des Rems-Murr-Kreises ihren Höhepunkt. Ministerpräsident Winfried Kretschmann beschwört in seiner Festrede den Zusammenhalt.

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Die drei Landräte der vergangenen 50 Jahre blicken im Gespräch mit SWR-Moderatorin Petra Klein gemeinsam zurück: (von links) Johannes Fuchs, Horst Lässing und Richard Sigel. Foto: Benjamin Büttner
Von Kornelius Fritz
Leutenbach. Dass es vor 50 Jahren nicht unbedingt eine Liebesheirat war, wurde zwar auch an diesem Abend kurz erwähnt. Viel lieber wollten alle Beteiligten aber das Miteinander betonen, das an Rems und Murr mittlerweile zumindest meistens gelebt wird und das diesen Landkreis so stark gemacht hat. „Wir haben Wald, Wein und Weltmarktführer.“ Mit diesen Worten charakterisierte Landrat Richard Sigel sein „Hoheitsgebiet“ und hat damit schon fast einen neuen Werbeslogan kreiert. Für die Vielfalt der Landschaft stehen auch die drei Symbolfiguren, die gemeinsam mit Sigel den Abend eröffneten: die Schwäbische Waldfee Michelle Fuchs, Gartenschau-Maskottchen Remsi und ein römischer Legionär der Limes Cicerones, der allerdings kein Latein, sondern breites Schwäbisch spricht.
Kretschmann lobt „Vernunftehe“
Die Festrede hielt Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der den Tag bereits an verschiedenen Orten im Landkreis verbracht hatte. Von dem, was er da gesehen hatte, zeigte er sich sichtlich beeindruckt. „All das, was unser Land erfolgreich und lebenswert macht, findet sich im Rems-Murr-Kreis“, sagte der Landesvater vor mehreren Hundert geladenen Gästen in der Leutenbacher Rems-Murr-Halle. Und so stellte er fest: „Auch aus einer Vernunftehe kann etwas Gutes entstehen.“
In seiner Rede ging Kretschmann auch auf aktuelle Herausforderungen ein, etwa auf das Ziel des Landes, bis 2040 klimaneutral zu werden. Dafür seien pro Jahr 120 neue Windräder nötig. „Wir können viel darüber diskutieren, ob uns das gefällt oder nicht. Wir müssen es machen.“ Deshalb sei er sehr froh, dass es im Rems-Murr-Kreis auch bei diesem Thema vorangeht. Kretschmann betonte, man könne in der Sache ruhig auch mal streiten, aber das Land dürfe sich nicht spalten lassen: „Halten Sie zusammen, dann sind Sie ein Beispiel, wie Baden-Württemberg gut in die Zukunft kommt“, sagte der Grünen-Politiker.
In den 50 Jahren seines Bestehens hatte der Rems-Murr-Kreis nur drei Landräte. In einer Talkrunde, die von SWR-Moderatorin Petra Klein moderiert wurde, blickten alle drei gemeinsam zurück. Horst Lässing, der die Geschicke des Landkreises von 1973 bis 2002 leitete, erzählte dabei einige Anekdoten aus den Anfangsjahren. Etwa, wie er damals eine Kreisfahne produzieren ließ, was ihm der Regierungspräsident verbieten wolle, weil dafür die rechtliche Grundlage fehle. Die wurde dann aber nach Vermittlung durch den aus Burgstall kommenden Landtagspräsidenten Erich Schneider geschaffen, weshalb die Fahne des Rems-Murr-Kreises auch beim gestrigen Festakt von den Fahnenschwingern aus Sulzbach ganz offiziell präsentiert werden durfte.
Beim Wein ist der Landkreis spitze
Johannes Fuchs sparte in seinem Rückblick auch die schwierigen Phasen in der Kreisgeschichte nicht aus. Der Beschluss, die Krankenhäuser in Backnang und Waiblingen zu schließen, sei für die betroffenen Raumschaften bitter gewesen, räumte er ein. Trotzdem ist er von der Entscheidung noch immer überzeugt. „Ich glaube, wir haben die richtigen Zeichen gesetzt.“ Um erfreulichere Themen ging es bei einer weiteren Gesprächsrunde mit den Winzern Felix Ellwanger und Gert Aldinger sowie der Württembergischen Weinprinzessin Birthe Meseke. Dass der Wein auch an diesem Abend eine wichtige Rolle spielte, war kein Zufall. Schließlich sei der Rems-Murr-Kreis bundesweit der Landkreis mit den meisten Prädikatsweingütern, verriet Petra Klein. Woran das liegt? Auch hier spiele der Zusammenhalt eine Rolle, glaubt Ellwanger: „Es gibt kein Gegeneinander zwischen den Weingütern, sondern nur ein Miteinander. Das hat uns alle nach vorne gebracht.“
Aber es wurde nicht nur geredet bei der mehr als zweistündigen Gala: Sängerin Jenny Marsala ließ die vergangenen 50 Jahre musikalisch Revue passieren, mit Songs von ABBA bis Apache 207, und die inklusive Band „Cool Chickpeas“ präsentierte sogar ein eigenes Geburtstagslied für den Landkreis. Eine faszinierende Live-Performance zeigte auch Sandkünstlerin Frauke Menger, die Bilder mit Motiven aus dem Rems-Murr-Kreis vor den Augen des Publikums entstehen und wieder verschwinden ließ.
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