Porsche-Finanzvorstand Jochen Breckner

Der Neue an Oliver Blumes Seite: ein Vertrauter für den Konzernumbau

Der erste Auftritt des neuen Finanzvorstands zeigt, was ansteht: Porsche schraubt die Erwartungen zurück und will das Unternehmen auf mehr Effizienz trimmen – auch mit zusätzlichen Sparmaßnahmen.

Führungsduo beim Konzernumbau: Porsche-Vorstandschef Oliver Blume (links) und der neue Finanzvorstand Jochen Breckner

© Porsche AG/Tim Ziora

Führungsduo beim Konzernumbau: Porsche-Vorstandschef Oliver Blume (links) und der neue Finanzvorstand Jochen Breckner

Von Matthias Schmidt

Es hätte bequemere Zeiten für den ersten Auftritt im neuen Job gegeben. Gerade zwei Wochen sind vergangen, seit Jochen Breckner zum Nachfolger von Lutz Meschke als Finanzvorstand bei Porsche gekürt wurde. Jetzt muss der 47-Jährige verkünden, wie die kleineren Brötchen aussehen, die bis auf Weiteres gebacken werden.

Weniger Absatz, zurückgeschraubte Renditen, ein weiteres Sparprogramm – diverse Prognosen des Stuttgarter Sportwagen- und SUV-Herstellers werden nach unten korrigiert, und dennoch trägt Breckner bei seinem Auftritt ein Lächeln im Gesicht. Er weiß, wie Porsche-Manager über Porsche reden, da braucht er keine Einlernphase. Erst die Marke, dann die Person – so pflegt man in Zuffenhausen sportlichen Ehrgeiz, nicht ohne schwäbisches Selbstbewusstsein, klar.

Breckner und Blume bilden bei Porsche ein harmonisches Duo

Für geübte Ohren ist die schwäbische Sprachfärbung, wenn auch stark eingehegt, beim gebürtigen Stuttgarter noch herauszuhören, als er sein erstes Statement abgibt. „Porsche ist einmalig“, sagt Breckner, deshalb sei es ihm „eine große Ehre“, die Bilanzzahlen fürs Geschäftsjahr 2024 zu erläutern. Daran ändert nichts, dass sie doch manch bedenkliche Entwicklung spiegeln. Denn Rekordverkaufszahlen in den anderen Weltregionen konnten den Einbruch in China (minus 28 Prozent) nicht wettmachen.

Dunkler Anzug, weißes Hemd, keine Krawatte, das Haar leicht angegraut – Breckner und sein Chef Oliver Blume (56) bilden schon rein optisch eine harmonische Einheit beim gemeinsamen Auftritt. In den Redebeiträgen ist es nicht anders. Man gibt sich gegenseitig Recht, ergänzt sich hier und da, und dass jemand zum Start seiner Vorstandstätigkeit so forsch daherkommt wie der vor kurzem abgelöste Lutz Meschke nach 16 Jahren im höchsten Gremium, kann ja ernsthaft niemand erwartet haben.

Der neue Finanzvorstand hat eine Bilderbuchkarriere hingelegt

Breckner und Blume kennen sich gut und seit langem. Der Jüngere hat bei Porsche eine Bilderbuchkarriere durchlaufen: vom Praktikanten zum Vorstandsmitglied in 25 Jahren. Dazwischen war Breckner Diplomand, Doktorand und Controllingchef des Unternehmens. Zuletzt hat der Betriebswirt und Hobby-Keyboarder das Generalsekretariat und die Unternehmensentwicklung geleitet. Begriffe wie Reskalierung und Transition gehen ihm leicht über die Lippen. Man kann davon ausgehen, dass er sehr genau weiß, was sie konkret für das Unternehmen bedeuten: noch einmal verstärkte Spar- und Effizienzmaßnahmen in Zeiten des Übergangs zur Elektromobilität, der längst nicht so geschmeidig verläuft wie einmal geplant.  

Kein Wort der Erklärung gibt es von Blume nach wie vor zur Trennung vom einstigen Kronprinzen Meschke. Der Vorstandschef spricht nur von einer „lange geplanten“ Verjüngung des Vorstands. Das lässt offen, warum Meschke und der Vertriebsvorstand Detlev von Platen Anfang Februar zwar hopplahopp verabschiedet wurden, Nachfolger aber nicht parat standen. Die Vermutung, Meschke habe am Stuhl des VW-Porsche-Doppel-Dax-Chefs Blume gesägt, steht weiter unkommentiert im Raum. Zur eigenen Doppelfunktion lässt sich Blume nur entlocken, sie sei nicht „auf alle Zeit ausgelegt“. Ob und wann er sich möglicherweise ganz auf Wolfsburg konzentriert, bleibt offen. Aber mit den Sorgen von Porsche habe das ohnehin nichts zu tun: „Hätte sich die Wirtschaft in China anders entwickelt ohne meine Doppelrolle?“, fragt Blume.

An der Homebase in Stuttgart dürfte er von solchen Fragen nun erst einmal verschont bleiben. Bei Breckner, der anders als Meschke nicht den Titel des Vizevorstandschefs trägt, kann Blume auf loyale Unterstützung zählen. Gemeinsam stimmen sie Mitarbeiter und Investoren aktuell auf eine Durststrecke ein. Zwar wolle man langfristig am Ziel einer Umsatzrendite von mehr als 20 Prozent festhalten. Für 2025 aber prognostiziert der Vorstand wegen der weiter schleppenden Geschäfte in China und ungeplant hohen Investitionen in neue Hybrid- und Verbrennermodelle nur noch mit 10 bis 12 Prozent. „Mittelfristig streben wir wegen des herausfordernd bleibenden Umfelds 15 bis 17 Prozent an“, sagt Breckner.

Porsche wird „rekalibriert“ – das heißt, es muss gespart werden

Man starte nun „bewusst in eine umfassende Rekalibrierung“ des Unternehmens, um Porsche „nachhaltig für die Zukunft zu stärken“, so der neue Finanzchef. Dabei werden man sich an einer Kapazität von 250 000 Fahrzeugen orientieren. Im vergangenen Jahr hat Porsche noch fast 311 000 Autos ausgeliefert. Stückzahlen seien für Porsche „weiterhin kein Maßstab“, sagte Blume, man wolle immer ein Auto weniger im Angebot haben als nachgefragt wird. Konkrete Folge: mit der Kapazität sollen auch die Personalkosten sinken. Neben dem bereits mit dem Betriebsrat vereinbarten Abbau von 3900 Stellen bis 2029 werde man noch dieses Jahr Verhandlungen über „ein zusätzliches Strukturpaket“ aufnehmen, sagt Breckner. Die Vermutung liegt nahe, dass es dabei um Einschnitte in die Vergütung und im Gegenzug um eine verlängerte Beschäftigungsgarantie gehen könnte.

Neuen Aufschwung will Porsche vor allem mit hoch individualisierten Autos sowie mit limitierten Sondermodellen nehmen. Zudem stellt Blume ein neues Verbrenner- und Hybrid-getriebenes SUV für das Ende des Jahrzehnts in Aussicht. Es sei „im Bereich“ des nur noch elektrisch erhältlichen Modells Macan zu verorten und könnte, wie Blume andeutet, Spuren von Bauteilen aus VW-Konzern-Baukästen enthalten. Einmalig bleibt Porsche trotzdem, versteht sich.

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Erstellt:
12. März 2025, 15:26 Uhr
Aktualisiert:
12. März 2025, 16:52 Uhr

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