Der Siegerentwurf steht fest
Wie es beim geplanten Baugebiet Brühl VI in Erbstetten weitergeht, haben die Gemeinderäte bei einer Sondersitzung beschlossen. Sie hatten die Wahl zwischen zwei städtebaulichen Entwürfen.

© Tihon
So könnte das Baugebiet Brühl VI in Erbstetten aussehen: Beim Siegerentwurf zieht sich ein breiter Grünstreifen mittig durchs Quartier. Plan: Gemeinde
Von Renate Schweizer
BURGSTETTEN. Wenn ein Neubaugebiet in der Gemeinde ausgewiesen wird, kann das so gehen: Man überlege sich in Gemeinderat und Kommunalverwaltung, was man sich eigentlich wünscht fürs neue Quartier: Wie soll es aussehen, welche Wohnformen sollen ermöglicht werden, welchen Charakter soll das neue Viertel insgesamt haben? So geschah es auch in Burgstetten auf einer Klausurtagung des Gemeinderats, zur Debatte stand das neue Baugebiet Brühl VI am westlichen Ortsrand von Erbstetten.
Aus den dort entwickelten Vorgaben wurde eine Ausschreibung für einen städtebaulichen Entwurf und aus der Ausschreibung ein Wettbewerb. In der Sondersitzung des Gemeinderats am Donnerstagabend wurden zwei konkurrierende Entwürfe vorgestellt und weil es für die versammelten städtebaulichen Laien (Gemeinderäte, Ortsverwaltung, interessierte Bürger) schwierig, nein, sogar ganz unmöglich ist, solch umfangreiche Planungswerke auf Papier beziehungsweise Präsentationsfolie zu beurteilen, hatte man mit Christina Simon-Philipp eine hochkarätige Fachpreisrichterin gewonnen, die die Entwürfe öffentlich vorstellte. Die Dozentin von der Hochschule für Technik Stuttgart (HFT) „übersetzte“ die Pläne in allgemein verständliche Sprache und das gelang ihr sehr gut.
Einer der Pläne sah beispielsweise vor, die Sonderbedarfe von Kindern und Senioren (Kita, Seniorenwohnen, Quartiersplatz) am äußersten Rand der Bebauung mit Anbindung ins Grüne vorzusehen, der andere Entwurf verlegte diese Bedarfe grad andersherum an den Eingang des Quartiers in Richtung der Dorfmitte.
Im einen Fall führt der durch diese Gebäude erzeugte Verkehr durchs ganze Viertel, im anderen bleibt der Verkehr am Quartierseingang. So etwas muss einem jemand sagen, die wenigsten wären da wohl von selbst draufgekommen.
Oder: Beim ersten Plan erfolgt die Straßenanbindung der Wohnhäuser in Form kleiner Stichstraßen (verkehrsberuhigend, aber schwierig zum Wenden zum Beispiel für Müllabfuhr und Lieferwagen), im anderen in Form einer Ringstraße, die dann eben nur in einer Richtung befahren werden kann.
Der Entwurf, der dann am Ende auch das Rennen machte, sieht einen breiten Grünstreifen vor, der sich mittig durchs ganze Quartier zieht: Ein sogenannter Dorfanger wie anno dunnemals, Spielraum für Kinder und Tiere und alte Menschen, doch, das kann man sich schön vorstellen.
Die Aufgabe für den Gemeinderat war nun nicht etwa, sich für einen der Entwürfe zu entscheiden, der dann eins zu eins und wie in Stein gemeißelt umgesetzt wird. Die Aufgabe war, sich für eines der Büros zu entscheiden, das dann auf der Grundlage des vorliegenden Entwurfs mit Gemeinderat, Verwaltung und Bürgerschaft in den Gestaltungsprozess einsteigt. Es soll dann hier ergänzt, da gestrichen, anderswo präzisiert werden – denn es wäre doch schade, „wenn man sich pfiffige Ideen aus der Bürgerschaft entgehen ließe“, so Hannes Ludwig von der Freien Wählervereinigung. Damit rannte er fraktionsübergreifend offene Türen ein: Bürgerbeteiligung von Anfang an, das wollen alle.
Wie ernst Information und Teilhabe der Bürger von Burgstetten von Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz und ihrer Crew genommen wird, war schon am Format der Sitzung zu erkennen. Nicht nur, dass man viel Raum für Bürger in der Versammlungshalle geschaffen hatte (der eifrig genutzt wurde), sondern auch, dass Präsentation und Diskussion im Gremium zeitgleich im Internet verfolgt werden konnten. „Zwischen 80 und 100 Menschen waren auf ihren heimischen Bildschirmen dabei“, sagt Andreas Schmückle zufrieden, der das technische Wunderwerk vollbracht hat.
Damit die Entwürfe – und nicht etwa mehr oder weniger klangvolle Namen – im Mittelpunkt der Entscheidung stehen, waren die Autoren der Planwerke nicht genannt worden. Auch nach der (einstimmigen) Abstimmung blieb Wiedersatz dabei, sie vorerst nicht zu nennen. Sie möchte erst die beteiligten Büros informieren. „Das ist guter Stil“, findet sie.