Beschwerden bei der Deutschen Bahn

Deutsche Bahn macht aus kritischen Kundenreaktionen ein Lied

Die Deutsche Bahn mutet ihren Kunden allerhand zu. Entsprechend kritisch wird die Leistung des Staatskonzerns gesehen. Ein aktuelles PR-Video unterlegt das Unternehmen mit einem Lied, in dem es Kundenbeschwerden verarbeitet.

Irgendwas ist immer: Anzeigetafel an einem Bahnhof der der DB.

© dpa/Fabian Sommer

Irgendwas ist immer: Anzeigetafel an einem Bahnhof der der DB.

Von Christian Milankovic

Singen soll ungemein befreiend wirken. Ob sich dieser Effekt auch einstellt, wenn man umgekehrten Wagenreihungen, Rekordverspätungen, defekten Weichen oder was die Deutsche Bahn sonst noch so in ihrem Portfolio hat, um die Reise zu einem Erlebnis werden zu lassen, mit einem flotten Liedchen auf den Lippen begegnet, ist noch weitgehend unerforscht.

„Absurd-peinliche Katastrophe“

Insofern betritt die Deutsche Bahn Neuland. Ein aktuelles PR-Video, in dem es eigentlich um die Sanierung der Riedbahn geht, unterlegt der staatseigene Konzern in den ersten Minuten mit einigen Takten Musik. Der Liedtext, so erfährt der Zuschauer in einer Einblendung „stamme aus echten Beschwerden realer DB-Kund:innen“.

Zu eher getragener Melodie heißt es da etwa: „Das war meine letzte Reise mit der Bahn, unfassbar“, ein anderer Kunde analysiert die Bahnleistung als „absurd-peinliche Katastrophe“. Der Refrain schwenkt ins Poetische: „Oh, Deutsche Bahn, Du fährst, mein Herz, manchmal langsam, manchmal mit Schmerz“. Die Filmemacher bekennen: „Jede Verspätung, jede Beschwerde geht auch uns ans Herz“.

Für die Produktion des Lieds hat bei der DB weder jemand den Fahrplan mit dem Notenblatt getauscht noch wurde die Betriebskapelle bemüht. „Melodie, Refrain & Gesang: KI-generiert“, heißt es in dem Video. Sage niemand, die Bahn sei technisch nicht auf der Höhe der Zeit.

Liedchen singen oder Marsch blasen?

Offen bleibt, ob an der Bahnspitze niemandem der Gedanke gekommen ist, dass sich Kunden bei einer derartigen Verarbeitung ihrer berechtigten Beschwerden, verschaukelt fühlen könnten. Die Bahnoberen dürfen sich also nicht wundern, wenn die Fahrgäste, statt sie in den höchsten Tönen zu loben, ihnen weiterhin den Marsch blasen.

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Erstellt:
9. Januar 2025, 14:22 Uhr

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