Bundesamt für Katastrophenschutz
Deutsche sollen sich für länger anhaltende Stromausfälle rüsten
René Funk, Vizepräsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, warnt vor länger anhaltenden Stromausfällen. Die Zahl der Angriffe auf die „kritische Infrastruktur“ steige. Was man im Ernstfall zu Hause haben sollte.
Von Sandra Hartmann
Jeder Haushalt in Deutschland soll sich für lang anhaltende Stromausfälle rüsten, appelliert René Funk an die Öffentlichkeit. Funk ist der Vizepräsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).
Zwei Jahre zuvor erklärte das BBK auf Twitter noch: „Ein großflächiger Stromausfall in Deutschland ist äußerst unwahrscheinlich. Das elektrische Energieversorgungssystem ist mehrfach redundant ausgelegt und verfügt über zahlreiche Sicherungsmechanismen, um das Stromnetz bei Störungen zu stabilisieren.“ Nun schaut die Lage anders aus.
Klarstellung des #BBK: Ein großflächiger Stromausfall in Deutschland ist äußerst unwahrscheinlich. Das elektrische Energieversorgungssystem ist mehrfach redundant ausgelegt und verfügt über zahlreiche Sicherungsmechanismen, um das Stromnetz bei Störungen zu stabilisieren. 1/3 — BBK (@BBK_Bund) November 20, 2022
Als Grund nennt Funk nun eine zunehmende Zahl von Attacken auf die „kritische Infrastruktur“ in Deutschland, wie da wäre insbesondere die Energieversorgung.
Das BBK ermahnt daher die Menschen in Deutschland, sich für den Ausfall dieser essenzieller Infrastruktur zu rüsten. „Ich appelliere an die Bürgerinnen und Bürger: Bereiten Sie sich auf Notlagen vor, dies kann auch ein länger andauernder Stromausfall sein“, sagte BBK-Vizepräsident René Funk dem Portal t-online. „Der Ernstfall muss nicht eintreten, er ist aber jederzeit möglich.«
72-Stunden-Vorsorge
So solle jeder deutsche Haushalt so gerüstet sein, dass er sich drei Tage lang selbstständig versorgen kann, empfahl Funk. Das gelte auch für länger andauernde Stromausfälle. Denn: „Viele Menschen bedenken nicht, was dann alles nicht mehr funktionieren würde: das Licht, der Herd, in Teilen die Wasserversorgung, das Internet, die Geldautomaten.“
Unter anderem solle jeder Bargeld zu Hause haben sowie Lichtquellen, die keinen Strom benötigen – zum Beispiel batteriebetriebene Lampen, Kerzen, Feuerzeuge und Streichhölzer.
Weiterhin empfahl Funk einen Vorrat von 1,5 Litern Wasser pro Tag und Person, „auch für die persönliche Hygiene“, sowie Lebensmittel für 72 Stunden – etwa in Form von Konserven von Lebensmitteln, die man nicht kochen müsse, Nüsse, Kekse oder Salzstangen. Ebenfalls ratsam sei ein „batterie- oder kurbelbetriebenes Radio, um sich weiter informieren zu können“.
Funk räumte ein, dass eine solche Vorbereitung auf Notlagen ein „unbequemer Gedanke“ und hierzulande gewöhnungsbedürftig sei. „Wir haben in Deutschland lange von der Friedensdividende profitiert“, sagte er. „Der Gedanke, uns für Bedrohungen von außerhalb zu rüsten, liegt uns fern.“
Dies sei aber notwendig; die Zahl der Attacken auf die kritische Infrastruktur aus dem Ausland steige. „Wir sind bereits jetzt täglich einer Vielzahl von hybriden Angriffen ausgesetzt“, warnte Funk. „Wir müssen nicht nur militärisch verteidigungsfähig sein, sondern auch im Zivil- und Katastrophenschutz.“
Denn Bevölkerungsschutz ist laut dem BBK „Teamarbeit. Wir werden die künftigen Herausforderungen nur bewältigen können, wenn wir alle partnerschaftlich zusammenarbeiten“, betont etwa BBK-Präsident Ralph Tiesler.
Das gelte für alle Beteiligten im organisierten Bevölkerungsschutz, aber auch für private Unternehmen und die Bevölkerung selbst. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns das gelingt, wenn wir alle ins Gespräch kommen und im Gespräch bleiben über das, was uns erwarten könnte, aber auch über das, was wir voneinander erwarten.“
Der Zivilschutz hat laut Paragraf 1 des Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetzes (ZSKG) die Aufgabe der „Unterstützung des Selbstschutzes der Bevölkerung, die Warnung der Bevölkerung, der Schutzbau, Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit und zum Schutz von Kulturgut sowie ergänzende Ausstattung für die Gefahrenabwehr in den Bundesländern“, zum Beispiel durch die Feuerwehren.
Warn-App NINA
Je mehr Menschen Grundwissen über mögliche Gefahren, Vorsorge und Schutzhandeln haben, desto anpassungsfähiger sei laut dem BKK die Gesellschaft in Ausnahmesituationen.
Für die Warnung der Bevölkerung betreibt das BBK ein Warnsystem, das allen amtlich warnenden Stellen in Deutschland zur Verfügung steht. Dazu gehört etwa auch die Warn-App NINA und der Warnkanal Cell Broadcast.
Falls das Zuhause aufgrund einer wie auch immer gearteten Katastrophe verlassen werden muss, rät das BKK, folgende Dinge vorbereitend zu packen.
Das gehört in den Notfallrucksack:
- persönliche Medikamente
- Erste-Hilfe-Material
- batteriebetriebenes Radio, Reservebatterien
- Dokumentenmappe
- Verpflegung für 2 Tage in staubdichter Verpackung
- Wasserflasche
- Essgeschirr und -besteck
- Dosenöffner und Taschenmesser
- Taschenlampe, Reservebatterien
- Schlafsack oder Decke
- Kleidung für ein paar Tage, auch Wetterschutzbekleidung (siehe Abschnitt „Tipps für die richtige Kleidung“)
- Kopfbedeckung
- Arbeitshandschuhe
- Hygieneartikel (zum Beispiel Artikel für Monatshygiene, Windeln) für ein paar Tage
- Schutzmaske, behelfsmäßiger Atemschutz (auch zum Schutz bei Gefahr durch radioaktive oder chemische Stoffe)
- Fotoapparat (um gegebenenfalls nach Rückkehr Schäden dokumentieren zu können - falls Sie ein Handy mit Fotofunktion besitzen, ist dies ausreichend)
- für Kinder: Brustbeutel oder eine SOS-Kapsel mit Namen, Geburtsdatum und Anschrift. SOS-Kapseln erhalten Sie in Kaufhäusern, Apotheken und Drogerien.
Im Notfall nicht vergessen, falls kein Notfallrucksack bereit steht:
Tritt eine Situation ein, in der Sie Ihr Notgepäck benötigen, vergessen Sie nicht wichtige Dinge mitzunehmen, die Sie nicht vorbereitend packen können:
- Personalausweis / Reisepass
- Bargeld, Geldkarten
- Gesundheitskarte der Krankenversicherung
- Impfpass
- Haustürschlüssel, ggf. Autoschlüssel
- Handy / Smartphone falls vorhanden, damit Sie mit Angehörigen in Kontakt bleiben können