Diakonie Karlsruhe nimmt Abstand von Bordell-Siegel
dpa/lsw Karlsruhe. Nach teils heftigen Reaktionen verfolgt die Diakonie Karlsruhe die Idee eines „Qualitätssiegels für Prostitutionsbetriebe“ nicht weiter. „Uns ist bewusst geworden, dass der Begriff sehr ungünstig ausgewählt war“, sagte eine Sprecherin der Diakonie der Nachrichtenagentur dpa. In einem gemeinsam mit Bordellbetreibern überarbeiteten Positionspapier „Zur Situation der Prostitution in Karlsruhe“ kommt der Begriff nicht mehr vor. Stattdessen werden nun begleitende Seminare für Prostitutionsbetriebe vorgeschlagen, „die sich zur Einhaltung von besonderen Standards im Hinblick auf den Schutz und das Wohl der Frauen verpflichten“.
Das als „Puff-Siegel“ geschmähte Vorhaben hatte Anfang des Jahres einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Der Landesfrauenrat sprach von einem „frauenverachtenden Vorhaben“. Die Initiative „Karlsruhe gegen Sexkauf“, ein Zusammenschluss von 150 Prostitutionsgegnern - darunter Ärzte, Traumatologen, Sozialarbeiter, Kirchenleute und Politiker - warf der Diakonie vor, damit Teil eines menschenverachtenden Unterdrückungssystems zu werden. Die Diakonie Württemberg betonte, eine Zusammenarbeit mit Bordellbesitzern gehöre nicht zu ihrer Vorgehensweise. Die Aufregung um das Siegel hat eine kontroverse Debatte befeuert: Für die einen gehört Prostitution verboten. Die anderen warnen vor einem Verbot, weil das Frauen noch mehr in Not bringen könnte.
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