Dicke Kabel sorgen für mehr Sicherheit
Die Stadtwerke Backnang verlegen eine 20-kV-Stromleitung vom Umspannwerk Steinbach bis ins Industriegebiet Lerchenäcker und entflechten so ihr Stromnetz von dem der Syna. In der Plattenwaldallee wurde seit Mai gegraben.

© Jörg Fiedler
Der Gehweg erhält eine neue Asphaltschicht. Damit sind die Arbeiten in diesem Abschnitt vorerst abgeschlossen. Foto: J. Fiedler
Von Matthias Nothstein
BACKNANG. Seit Mai wurde in der Plattenwaldallee kräftig gegraben. Genau genommen im Gehweg und Randbereich rechts und links der Straße. Auslöser der Arbeiten ist ein Projekt der Stadtwerke Backnang, die eine 20-kV-Leitung vom Umspannwerk Steinbach ins Industrie- und Gewerbegebiet Lerchenäcker verlegen. Dabei handelt es sich um insgesamt neun jeweils armdicke Kabel. Sie dienen unter anderen zur Verbesserung der Versorgungssicherheit. In erster Linie jedoch werden sie benötigt, damit die Stadtwerke ihr eigenes Stromnetz betreiben können. Die Arbeiten in der Plattenwaldallee konnten jetzt endlich vorläufig abgeschlossen werden, die Gehwege erhielten vergangene Woche wieder eine Asphaltschicht. Jetzt fehlt zwar noch der Endbelag, aber damit eilt es nicht.
Nachdem der Gehweg wegen der Leitungsverlegung schon einmal aufgegraben war, haben die Stadtwerke die Gelegenheit genutzt, auch noch zwei Leerrohre für eine spätere Breitbandnutzung dazuzulegen. Die sind jedoch eher für die überörtliche Nutzung gedacht, nicht für einzelne Haushaltsanschlüsse. Als weitere Synergieeffekte verbuchen die Verantwortlichen, dass sie mehrere Häuser über Erdkabel mit Strom versorgen und so einige Dachständer abmontieren können. Auch der Anschluss des Vereinsheims der Gartenfreunde wurde erneuert.
Die Stadt Backnang nutzte ebenso die Gelegenheit und ertüchtigte einen Teil der Straßenbeleuchtung. Dazu wurden acht Laternenmasten auf die nördliche Seite der Straße verlegt. Dadurch kann künftig der Gehweg, der von der Straße durch ein Reihe Büsche getrennt ist, besser ausgeleuchtet werden. Zu Irritationen führte jedoch, dass die alten Straßenlaternen vergangene Woche noch mit neuen LED-Leuchten ausgestattet wurden. Lars Kaltenleitner, der Leiter des Tiefbauamts Backnang, erklärte dies damit, dass die zuständige Firma den Auftrag, die Lampen auszutauschen, schon seit Langem habe. „Die Aktionen haben sich jetzt überschnitten.“ Sobald die neuen Laternen angeschlossen sind, „werden die Leuchtmittel einfach übertragen“, kündigt Kaltenleitner an. Er sagte ferner, dass sich der Austausch der Leuchtmittel im gesamten Stadtgebiet schon über mehrere Jahre hinziehe und demnächst abgeschlossen sei. „Da spart man nicht acht Lampen aus.“
Arbeiten zogen sich über mehr als viereinhalb Monate hin.
Einige Anwohner der Plattenwaldsiedlung kritisierten die Dauer der Arbeiten, die sich immerhin über viereinhalb Monate hinzogen. Sie waren vor allem verärgert, weil Fußgänger über Monate hinweg auf der Straße gehen mussten. Und weil es in diesem Bereich zwei Kindergärten gibt – Sommerrain und Waldheim –, waren auch Eltern mit Kinderwagen und Kleinkindern betroffen. Gleichzeitig ist das Verkehrsaufkommen in der Straße relativ groß. So hat der Plattenwald viele Anhänger, die mit dem Auto zu den Parkplätzen fahren, und auch die Gartenwirtschaft, die Kindergärten und die Gartensiedlung sind stark frequentiert.
Jörg Schröder, der technische Leiter und Prokurist der Stadtwerke, räumt ein, dass bei den Arbeiten nicht alles optimal gelaufen ist. Damit meinte er nicht, dass die Bautätigkeit im Sommer wegen zwei Wochen Betriebsurlaub der Baufirma ruhte. Vielmehr musste der Bautrupp eine Woche lang abrücken und in der Südstraße nach einer Setzung einen Schaden am Kanal beheben. „Da war Gefahr in Verzug“, so die Begründung Schröders.
Die Verlegung der 20-kV-Leitung beschäftigt die Stadtwerke schon länger. So wurde im Vorjahr bereits der Abschnitt zwischen Waldheim und Waldfriedhof verlegt, dazu wurde extra neben dem Fuß- und Radweg eine Schneise durch den Plattenwald geschlagen. Auch die Passage vom Industriegebiet unter der B14 durch ist bereits realisiert. Nun fehlen noch knapp 500 Meter vom Ende der Sulzbacher Straße bis kurz vor Strümpfelbach. Wenn diese Lücke geschlossen ist, dann reicht die Leitung – dank der jüngsten Verlegearbeiten – jetzt bis zur Straße Rehberg in der Plattenwaldsiedlung. Am restlichen Abschnitt wurde auch bereits gearbeitet. So wurde etwa im Zuge der Baumfällarbeiten wegen des Eschentriebsterbens am Hang hinter dem Freibad in Richtung Steinheim ebenfalls schon eine Schneise geschlagen. Und selbst die Unterquerung der Murr mittels eines sogenannten Dükers könnte schon Geschichte sein. Doch bei diesen Arbeiten gab es Schwierigkeiten. Das Spülgerät blieb stecken. Schröder ist zuversichtlich, dass ein anderes Gerät die Herausforderung demnächst meistert.
In zwei Wochen soll die Leitung direkt auf Höhe des Umspannwerks die Bahn queren. Dann fehlt noch die Querung der Straße nach Steinbach. Diese Arbeiten sind für November vorgesehen, dann muss die Kreisstraße für einige Tage halbseitig gesperrt werden.
Insgesamt ist die Stromleitung 4,5 Kilometer lang. Stadtwerke-Prokurist Jörg Schröder bezeichnet sie als das derzeit größte Projekt der GmbH. Die Gesamtbaukosten für die Kabelverlegung liegen bei ungefähr 1,4 Millionen Euro.
Notwendig wurden die Arbeiten, weil die Stadtwerke im Juli 2013 die Konzession für die Stromnetze übernommen haben. In der Folge ging das Stromnetz 2017 in den Besitz der Stadtwerke über.
Seither muss das Stromnetz aus dem Verbundnetz der Syna herausgetrennt werden. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass die Stadtwerke in Backnang ein eigenes Stromnetz betreiben können. Und ein weiterer Vorteil gesellt sich noch dazu. Dank der kräftigen Leitung ist die Versorgungssicherheit im Industriegebiet noch stärker gewährleistet, als sie es ohnehin schon ist.
Im Zuge der Arbeiten haben die Stadtwerke auch die Gasleitung, die bislang am Waldheim endete, durch den Plattenwald bis zum Alten- und Pflegeheim Staigacker verlängert. Zudem wurde eine Trinkwasserleitung von Strümpfelbach bis zum Waldfriedhof verlegt.