Die Bäder im Wilhelm-Traub-Haus sind dringend sanierungsbedürftig
BKZ-Leser helfen Die Lebenshilfe Rems-Murr ist einer der Schwerpunkte der Weihnachtsspendenaktion der Backnanger Kreiszeitung. Im Wilhelm-Traub-Haus sind die Bäder 30 Jahre alt. Nur eine der sechs Duschen ist barrierefrei und Schimmel hat sich an mehreren Stellen gebildet.
Von Florian Muhl
Backnang. „Wir machen selbst Maultaschen und Kartoffelsalat“, „Wir gehen in das Polizeimuseum nach Stuttgart“, „Wir haben Spaß im Schwaben-Park“ – das sind nur drei von insgesamt 35 Wochenenderlebnissen, die die Lebenshilfe Rems-Murr in diesem Jahr für Menschen mit geistiger Behinderung angeboten hat beziehungsweise noch veranstalten wird. Dabei sind die Teilnehmenden, die aus dem ganzen Rems-Murr-Kreis kommen, im Wilhelm-Traub-Haus untergebracht (siehe Infotext).
Das Wilhelm-Traub-Haus am Rand des Backnanger Plattenwalds ist in die Jahre gekommen. 1992 wurde die obere Etage für die Nutzung der Lebenshilfe komplett umgebaut. In den vergangenen 31 Jahren ist – letztlich auch dank der BKZ-Aktion „Leser helfen“ – in der Unterkunft für die betreuten Behinderten einiges saniert worden, beispielsweise die Gästezimmer. Aber bei anderen Räumlichkeiten wie bei den insgesamt sechs Bädern hat sich seit drei Jahrzehnten nichts getan. Sie strahlen den Charme der 90er-Jahre aus, um es im positiven Sinn auszudrücken. „Das sind nicht tragbare Zustände“, sagt Ursula Urbanski und deutet im Bad für Rollstuhlfahrer auf den Schimmelbefall. „Hier müssen wir dringend sanieren“, meint die langjährige Geschäftsführerin der Lebenshilfe Rems-Murr.
Fünf von sechs Duschen sind nicht barrierefrei
Aber der Schimmelbefall an mehreren Stellen ist längst nicht das einzige Problem. Fünf der insgesamt sechs Duschen sind nicht barrierefrei. Sie alle haben eine Einstiegshöhe von knapp 30 Zentimetern. Michael Balzer weist auf ein weiteres, womöglich elementares Problem hin. „Wir haben Wassereinbruch von außen, wissen aber noch nicht, wo es genau herkommt“, so der Vorsitzende der Lebenshilfe Rems-Murr. Er steht im Herrenbad und deutet nach oben auf einen großen, unansehnlichen Feuchtefleck an der Außenwand.
Das Haus befindet sich im Besitz der Stadt Backnang. „Für außen ist die Stadt zuständig und für den Innenbereich die Lebenshilfe“, erklärt Balzer. Da der Wassereinbruch augenscheinlich von außen herrührt, ist demnach die Stadt am Zug. Der Vorsitzende ist schon mal mit dem besagten Problem vorstellig geworden. Doch so richtig rasch angebissen hätte wohl niemand. Die Stadt habe auf ein Konzept für eine energetische Sanierung hingewiesen, die geplant sei. Ein Zeitrahmen sei dabei aber nicht genannt worden.
Eine Blick auf die Bühne offenbart, wie dringend auch diese Sanierung notwendig ist. Es ist eiskalt unterm Dach, das über keinerlei Dämmung verfügt. Die Dachziegel sind von unten zu sehen. Aber auch von der Bühne aus ist nicht erkennbar, wo das Wasser eindringen könnte, das die Schäden im Herrenbad verursacht hat.
Um das Projekt stemmen zu können, braucht die Lebenshilfe einen Zuschuss
Wie teuer die dringend notwendige Sanierung der sanitären Anlagen werden wird, kann Balzer noch nicht sagen. Ein örtlicher Sanitärfachmann, der sich alle Bäder angeschaut hat, habe gesagt, dass 30000 Euro wohl bei Weitem nicht ausreichen werden, so der Vorsitzende. Um das Projekt angehen zu können, benötigt die Lebenshilfe einen Zuschuss.
Dank der Leserinnen und Leser der Backnanger Kreiszeitung hat sich im Wilhelm-Traub-Haus schon vieles getan. Dank der Aktion „Leser helfen 2021“ und der damit verbundenen Finanzspritze wurden im vergangenen Jahr die Gästezimmer sowie der Wohn-/Essbereich auf einen neuen und modernen Stand gebracht. In frischen Farben erscheinen jetzt das „orangene“ und das „blaue Zimmer“, wie die beiden Dreibettzimmer im internen Sprachgebrauch der Lebenshilfe genannt werden. In einem steht nun auch ein Pflegebett, denn nicht alle Behinderten sind so mobil, dass sie mit einem normalen Bett zurechtkommen. Der Aktion „Leser helfen 2022“ ist es zu verdanken, dass die Lebenshilfe ihr Angebot an Wochenenderlebnissen, Ferienfreizeiten und Urlaubsreisen sowie Freizeitgruppen mit interessanten Angeboten ausweiten konnte. Die Lebenshilfe hatte ein Paket an Freizeitaktivitäten zusammengestellt und dabei besonders die Menschen im Blick, die von ihren Angehörigen nicht finanziell unterstützt werden können. Mit der BKZ-Förderung konnten die Aktivitäten so günstig angeboten werden, dass alle sich diese leisten könnten.
Alle Angebote ermöglichen es den Angehörigen von Menschen mit Behinderung schon seit vielen Jahren, eine kurze Auszeit nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten. Aber auch die Menschen mit Behinderung können Freunde treffen, etwas zusammen machen und Spaß haben.
Unterstützung Die Lebenshilfe unterstützt Menschen mit geistiger Behinderung und deren Angehörige. Eine der begehrtesten Hilfen dabei sind die Freizeiten, die an den Wochenenden und in den Ferien im Wilhelm-Traub-Haus am Rande des Backnanger Plattenwalds angeboten werden. Die Freizeiten sind gedacht für alle Menschen mit Behinderung, die nicht im Heim wohnen.
Wochenenderlebnisse Die Wochenendbetreuung (Freitagabend bis Sonntagabend) wird seit 1992 angeboten. Diese finden an 37 Wochenenden statt, 31 davon für Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsene. Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren dürfen an sechs Kinderwochenenden mit entsprechendem Programm kommen. Die jeweils bis zu acht behinderten Gäste werden betreut von drei Damen, die im weitesten Sinn aus einem Pflegeberuf kommen. Die Lebenshilfe schöpft aus einem Pool von vier leitenden Betreuerinnen sowie zehn bis 15 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Durch diesen familiären Rahmen ist eine besonders individuelle Betreuung möglich.
Behindertengerecht Das Haus ist behindertengerecht gebaut und für acht Gäste eingerichtet. Den Gästen stehen ein Zweibettzimmer und zwei Dreibettzimmer zur Verfügung. Zur Körperpflege gibt es zwei Duschräume mit WC und ein Bad für Rollstuhlfahrer. Im großen Wohnzimmer mit Küchen- und Essbereich ist Platz zur Kommunikation und Freizeitgestaltung.
Namensgeber Das Wilhelm-Traub-Haus ist Eigentum der Stadt Backnang. Der Lebenshilfe stehen Räume im Ober- und Untergeschoss zur Verfügung. Im Erdgeschoss ist der Waldheim-Kindergarten beheimatet. Das Haus wurde nach Wilhelm Traub benannt, der nach der Gründung der Lebenshilfe Backnang im Juli 1968 deren erster Vorsitzender war. Der Backnanger SPD-Stadtrat war Kreisrat (1951–1973), Landtagsabgeordneter (1950–1952) und Bundestagsabgeordneter (1953–1955).