Südwest-Luftfahrt

Die Branche fliegt aus dem Corona-Loch

Die Zulieferer im Land kommen wieder auf das Niveau der Zeit vor der Pandemie. Ministerpräsident Kretschmann eröffnet bei Tesat-Spacecom in Backnang weltweit erste Produktion von Laserterminals für Satelliten.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Mitte) zu Besuch bei Tesat

© Tesat

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Mitte) zu Besuch bei Tesat

Von Ulrich Schreyer

Das war ein Termin, wie er Politiker freut: Bei Tesat Spacecom in Backnang konnte Ministerpräsident Winfried Kretschmann jetzt ein neues, 20 Millionen Euro teures Produktionsgebäude einweihen. Das zu Airbus Defence and Space gehörende Unternehmen kann in der weltweit ersten derartigen Anlage jeden Monat bis zu 100 Laserterminals für die Satellitenkommunikation herstellen. „Baden-Württemberg ist eine der erfolgreichsten Standorte der Luft- und Raumfahrtindustrie“, so der Ministerpräsident. Mit der 2023 beschlossenen Luft- und Raumfahrtstrategie unter dem progressiv klingenden Titel „The aerospace Länd“ wolle man die Branche weiter voranbringen. Vorgesehen sind dafür 42 Millionen Euro.

Wieder auf Wachstumskurs

Termine wie in Backnang könnten Meilensteine sein. Denn gerade in der Luft- und Raumfahrt, wo schnelle Antriebe und hohe Geschwindigkeiten Trumpf sind, ging es in den letzten Jahren eher langsam voran. Was fehlte, war ein starker Antrieb. Das gilt auch für Baden-Württemberg, zusammen mit Bayern der wichtigste deutsche Standort für die Luft- und Raumfahrt. Die 16 000 Beschäftigten sorgten nach den jüngsten Daten für einen Umsatz von etwas mehr als fünf Milliarden Euro. Umsatz- und Mitarbeiterzahl liegen damit wieder etwa auf dem Niveau von 2019. „Es gibt nun wieder ein Wachstum. Die Luft- und Raumfahrt fliegt aus dem Corona-Loch“, sagt Professor Rolf-Jürgen Ahlers, der Vorsitzende des Forums Luft- und Raumfahrt Baden-Württemberg.

Südwesten ist Raumfahrtschwerpunkt

Der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) bestätigt, dass jetzt wieder neue Höhen erreicht werden: Zwar stieg die Zahl der Beschäftigten seit 2019 nur leicht von 114 000 auf 115 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Umsatz legte aber von 41 Milliarden Euro auf 46 Milliarden Euro im vergangenen Jahr zu. „Der Aufwärtstrend dürfte sich im laufenden Jahr fortsetzen“, meint BDLI-Sprecher Johannes Leiber. Eine herausragende Rolle spielt Baden-Württemberg: Jeder Dritte der bundesweit 115 000 Beschäftigten der Raumfahrtindustrie ist nach den Angaben des Stuttgarter Wirtschaftsministeriums im Südwesten tätig. Das Deutsche Institut für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Lampoldshausen bei Heilbronn ist bekannt für seine Tests der europäischen Trägerrakete „Ariane“.

Spitzenwerte bei Forschung und Entwicklung

Die Branche investiert im Land etwa 17,5 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Das kann auch anderen nützen: „Die Luft- und Raumfahrt ist Treiber für Innovationen weit über die eigene Branche hinaus“, meint Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut.

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Erstellt:
25. August 2024, 13:30 Uhr

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