Die Elite der Merowinger wurde „außer der Reihe“ bestattet
dpa/lsw Knittlingen. Das Skelett eines geköpften Pferds neben seinem Reiter, viel Schmuck und Waffen: Aus einem merowingischen Reihengräberfeld in Knittlingen (Enzkreis) haben Archäologen Wissen über die soziale Stellung der Toten gewonnen. Nach Auskunft der Landesdenkmalpflege vom Dienstag in Stuttgart wurden 110 Körpergräber untersucht. In ihnen seien je nach gesellschaftlicher Stellung besondere Beigaben gefunden worden.
So sei ein geköpftes Pferd in einem Grab neben dem Grab seines Reiters aus der Oberschicht bestattet worden, sagte der zuständige Gebietsreferent Folke Damminger. „Mitglieder der örtlichen Elite wurden zuweilen "außer der Reihe" innerhalb eines Kreisgrabens beerdigt“. Die Grabbauten reichten von einfachen Erdbestattungen bis hin zu nur noch in letzten Holzresten erhaltenen gezimmerten Grabkammern. Ein Teil der Toten sei in Holzsärgen bestattet worden.
Als Merowinger wird das älteste bekannte Königsgeschlecht der Franken bezeichnet. Es prägte im gallisch-germanischen Raum die Epoche des Übergangs von der Spätantike zum frühen Mittelalter (500 bis 800 nach Christus).
Bemerkenswert sind nach Auskunft der Denkmalpfleger die vergleichsweise reichen Bestattungen aus der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts. Die Beigabenensembles des fortgeschrittenen siebten Jahrhunderts sehen etwas bescheidener aus. „Ob dies seine Ursache in einem gesunkenen Wohlstand oder aber in einer geänderten Inszenierung bei den Bestattungen der lokalen Eliten hat, ist nicht bekannt“, sagte Damminger.
© dpa-infocom, dpa:211228-99-526424/2