Die Heimmisere des VfB verschärft sich

Der VfB Stuttgart hat im Spiel gegen den 1. FC Heidenheim zahlreiche Chancen, bekommt aber kurz vor Schluss das 0:1. Das bedeutet die sechste Heimniederlage in Folge – und die Gewissheit, dass es in der Liga wohl nicht mehr zu mindestens Platz sechs reichen wird.

Von Carlos Ubina

Stuttgart - Nick Woltemade hatte die Latte getroffen, Deniz Undav den Außenpfosten. Kurz danach, in der 86. Minute der Partie des VfB Stuttgart gegen den 1. FC Heidenheim, blockten die Gäste gleich drei Stuttgarter Schüsse hintereinander. Als auch diese Chancen vergeben waren schien klar: Alles Anrennen war umsonst, es wird nix werden mit dem ersten Heimsieg seit dem 18. Januar (4:0 gegen den SC Freiburg), der VfB wird sich mit einem 0:0 begnügen müssen. Doch dann kam alles noch schlimmer.

Wie schon vor zwei Wochen beim 1:2 gegen Werder Bremen bekam der VfB einen Gäste-Angriff auf der linken Abwehrseite nicht geklärt. Der Ball kam in die Mitte, dort schlenzte Matthias Honsak die Kugel dann gefühlvoll ins lange Eck.

89. Minute, 0:1 – die sechste Heimniederlage des VfB in Folge war damit besiegelt. Und im Stuttgarter Lager herrscht drei Spieltage vor Saisonende fast schon Gewissheit, dass es mit der Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb über die Liga (mindestens Platz sechs) wohl nichts werden wird. Die erneute Teilnahme am Europapokal muss über einen Erfolg im Pokalfinale gegen Arminia Bielefeld (24. Mai) gesichert werden. „Es ist echt schwer, die Worte dafür zu finden“, klagte Nick Woltemade. Ermedin Demirovic ergänzte: „Wir hatten Chance um Chance. Es tut brutal weh.“

Demirovic hatte seinen Stammplatz behauptet. Woltemade dagegen verlor eine Woche nach seiner Gelb-Rot-Sperre erst einmal seine Position in der Stuttgarter Startelf. Sebastian Hoeneß hatte sich für Deniz Undav entschieden, der sich beim 4:4 gegen den 1. FC Union Berlin mit einem Treffer und einer Torvorlage zurückgemeldet hatte.

„Deniz hat das Momentum auf seiner Seite“, begründete der Coach des VfB, „das wollen wir versuchen auszubauen.“ Dass das auch der Stürmer wollte, war Undav schnell anzumerken. Der Nationalspieler war viel unterwegs, verließ oft das Zentrum im Versuch, das Heidenheimer Bollwerk ein wenig auseinanderzuziehen. Das gelang dem VfB zunächst selten, weil die Gäste kaum Lücken ließen. So halfen den Stuttgartern all ihre Dominanz und der viele Ballbesitz wenig – bis dann tatsächlich Deniz Undav eine geniale Idee hatte. In der 31. Minute spielte er einen perfekten Pass in den Lauf von Ermedin Demirovic. Der Bosnier lief direkt auf Kevin Müller zu – konnte den Heidenheimer Keeper aber nicht überwinden. So ähnlich lief das später auch in Hälfte zwei. Wieder bediente Undav seinen Sturmpartner stark, in der 59. Minute brauchte Demirovic aber einen Moment zu lange für seinen Abschluss. Was zwischen diesen beiden Aktionen geschehen war? War kaum der Rede wert.

Der VfB mühte sich, spielte sich aber keine hochkarätigen Chancen heraus. Die Heidenheimer wurden gegen Ende der ersten Hälfte zwar etwas mutiger, konnten die Stuttgarter aber nicht schocken. Lediglich bei einer verunglückten Rettungsaktion von Jeff Chabot musste der VfB etwas Glück in Anspruch nehmen – der Ball sprang vom Fuß des Abwehrspielers an die Latte (56.).

Nach dem zweiten Demirovic-Hochkaräter hatte der VfB dann endgültig wieder die Dominanz der ersten halben Stunde und drängte auf die Führung. Aus dem Sturmduo war schon in der 53. Minute ein Trio mit Nick Woltemade geworden. Doch es blieb ein Geduldsspiel, das bei den wenigen Kontern der Gäste aber auch Vorsicht erforderte.

Von den Heidenheimern kam zunächst aber nicht mehr viel, stattdessen versuchte es der VfB wieder und wieder. Mit kurzen Pässen, mit langen Flanken, mit Schüssen aus der Ferne und Kopfbällen. Woltemade, Demirovic, Undav, Angelo Stiller, Pascal Stenzel – fast jeder durfte mal. Aber keiner traf. Außer Matthias Honsak auf der anderen Seite. „Wir müssen aus den Chancen, die wir haben, ein Tor machen“, sagte Hoeneß und gab zu: „Es ist tough gerade.“

Die Heidenheimer jubelten dagegen über einen wichtigen Schritt Richtung Relegation. Der VfB, der in dieser Rückrunde eine beispiellose Heimmisere hinlegt, verpasste es erneut, mit Blick auf das Endspiel in Berlin so richtig Schwung aufzunehmen. In der Liga wird es wohl bei einem biederen Mittelmaßplatz bleiben – obwohl in so vielen Partien mehr drin gewesen ist.

Drei Spiele bleiben nun noch, für einen guten letzten Eindruck zu sorgen. Das nächste steigt am nächsten Samstag in Hamburg beim FC St. Pauli. „Der Knoten“, versprach Hoeneß, „wird sich lösen.“

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Erstellt:
25. April 2025, 23:16 Uhr
Aktualisiert:
26. April 2025, 22:05 Uhr

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