Australiens Kangaroo Island

Die Insel der Tiere kehrt ins Leben zurück

Um die Jahreswende 2019/2020 verwüsteten schwere Buschbrände fast die Hälfte der australischen Insel Kangaroo Island und töteten dabei einen Großteil der rund 50 000 Koalas, die dort lebten. Ein Ortsbesuch fünf Jahre nach der Katastrophe.

Abgestorbene Bäume und grüne Vegetation vor den Remarkable Rocks: Langsam erholt sich Kangaroo Island wieder. WEITERE BILDER IM STEHSATZORDNER; AUCH KOALAS UND KÄNGURUS

© Barbara Barkhausen/Barbara Barkhausen

Abgestorbene Bäume und grüne Vegetation vor den Remarkable Rocks: Langsam erholt sich Kangaroo Island wieder. WEITERE BILDER IM STEHSATZORDNER; AUCH KOALAS UND KÄNGURUS

Von Barbara Barkhausen

Sengende Hitze hing im Dezember 2019 über Kangaroo Island. Es war ein ungewöhnlich heißer Sommer für die Insel, die nur das Südpolarmeer von der Antarktis trennt. Als am 20. Dezember 2019 Blitzeinschläge zunächst Brände an der Nord- und Nordostküste der Insel entzündeten, startete die bisher schlimmste Feuerkatastrophe der Insel. Zehn Tage später erreichten die Flammen den berühmten Flinders-Chase-Nationalpark auf der Insel. Letztendlich sollten die Brände über mehrere Wochen wüten und mehr als 210 000 Hektar Land, fast die Hälfte der Insel, zerstören. Wälder, Farmen und Häuser gingen in Flammen auf, Zehntausende Nutztiere und auch zwei Menschen starben. Von den geschätzten 50 000 Koalas kamen vermutlich zwei Drittel ums Leben. „Wir hatten damals sogar eine Überpopulation an Koalas“, berichtet eine Rangerin im Flinders-Chase-Nationalpark. Einige seien bereits sterilisiert worden. Doch dann seien die Feuer gekommen und tausende Koalas gestorben.

Nicht zuletzt wegen ihrer vielen Tiere – neben den Koalas gibt es Kängurus, Ameisenigel, Schmalfuß-Beutelmäuse und mehrere Robbenarten – gilt die Insel vor der Küste Südaustraliens als eines der schönsten Ziele Australiens. Mit ihren dramatischen Küstenlandschaften, einer Mini-Sahara, dichten Wäldern und traumhaften Lagunen bietet Kangaroo Island postkartenschöne Eindrücke.

Doch die Brände vor fünf Jahren zerstörten große Teile dieses Paradieses und damit des Habitats der dort lebenden Tiere. Im Jahr nach den Bränden sank die Koalapopulation, die einst als eine Art „Versicherung“ für das Überleben der Tiere dort angesiedelt wurde, auf nur noch 5000 bis 10 000 Tiere. Auch viele andere Arten litten unter den Feuern und ihren Auswirkungen. Forschende schätzen, dass die Erholung vieler Populationen noch Jahre oder Jahrzehnte dauern wird, wobei der Fortschritt der Erholung von der Häufigkeit und Intensität künftiger Feuer abhängen wird.

Vegetation auf Kangaroo Island wächst wieder

Und trotzdem: Fünf Jahre nach der Brandkatastrophe gibt es auch etliches Positives von der Insel zu berichten. Es gebe „sehr sichtbare und ermutigende Anzeichen dafür, dass die Vegetation wieder nachwächst“, sagte Julian Beaman, ein Ökologe am Global Ecology Lab der Flinders University in Adelaide in Südaustralien. Dies liege vor allem daran, dass viele australische Pflanzen- und Tierarten sich über Millionen von Jahren an Feuer angepasst haben. Einige Pflanzenarten benötigen sogar Feuer zum Keimen, andere haben sich so entwickelt, dass sie gegenüber Feuer einigermaßen tolerant sind, solange das Feuer nicht zu heiß brennt.

Ein Ortsbesuch auf Kangaroo Island zeigte dann auch, dass ein großer Teil der Vegetation nachgewachsen ist, wobei einige der großen Eukalyptusbäume mit ihren verkohlten Stämmen und Ästen nach wie vor wie apokalyptische Botschafter in den Himmel ragen. Doch das Unterholz ist wieder dicht und bietet Tieren Schutz und Nahrung und auch die von den Feuern zerstörte Infrastruktur ist wieder repariert. Ein neues Informationszentrum am Eingang des Flinders-Chase-Nationalparks stimmt auf das Entdecken des Park ein, Besucher und Besucherinnen der berühmten Felsformationen Remarkable Rocks und des ebenfalls nahe gelegenen Admirals Arch können auf neuen, rollstuhlgerechten Wegen wandeln.

Wildschweine wurden ausgerottet

Zudem gibt es trotz der großen Rückschläge für die Insel und ihre knapp 5000 Bewohner auch positive Nachrichten, mit denen kaum jemand gerechnet hatte. „Es gibt einige Gebiete, in denen Arten, die seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen wurden, aus Samen gekeimt und gewachsen sind“, berichtete Ökologe Beaman. Diese schlummerten im Boden und warteten nur auf das nächste Feuer. Bemerkenswert sei auch, dass es gelang, in den Monaten nach der Katastrophe sämtliche Wildschweine, die auf der Insel große ökologische Schäden verursachten, auszurotten. „Dies ist eine riesige Leistung“, meint Beaman. Obwohl Daten zum aktuellen Koalabestand erst noch aufbereitet würden, so würden erste Erkenntnisse darauf hindeuten, „dass die Koalapopulation in einigen Gebieten stetig wächst, selbst in Gebieten, die mäßig verbrannt waren“.

Tatsächlich brauchen die Beuteltiere positive Nachrichten: Waren auf Kangaroo Island die verheerenden Feuer das Verderben der Beuteltiere, so kommen auf dem australischen Festland noch weitaus mehr Faktoren hinzu. In den bevölkerungsreichen Staaten im Osten des Landes zerstören Infrastrukturprojekte Wohnräume der Tiere, die bis zu einem Kilo Eukalyptusblätter am Tag fressen und bis zu 22 Stunden am Tag schlafen. Hunde und Straßenverkehr bedrohen die Beutler. Zudem dezimiert die sogenannte Chlamydia-Infektion die Baumbewohner, die durch die Krankheit erblinden und unfruchtbar werden. Seit einigen Jahren machen aber auch die Folgen des Klimawandels das Leben der Koalas schwieriger. Extreme Temperaturen und lang anhaltende Dürren machen den Eukalyptus, den die Koalas fressen, trockener und härter.

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Erstellt:
2. März 2025, 15:16 Uhr

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