Arzttermine
Die krasse Benachteiligung gesetzlich Versicherter muss ein Ende haben
Bei Arztterminen müssen gesetzliche Versicherte oft unverhältnismäßig lang warten. Das muss sich endlich ändern – und es gibt auch Ideen, wie das funktionieren kann, kommentiert unser Hauptstadtkorrespondent Tobias Peter.
Von Tobias Peter
Auf vielen Jahrmärkten gibt es einen Automaten mit einem Greifarm. Wer Geld reinsteckt, bekommt mit Glück vielleicht ein Stofftier. So ungefähr kommen sich viele Menschen vor, die gesetzlich versichert sind. Sie zahlen hohe Beiträge. Doch wenn sie mal einen Facharzttermin brauchen, ist es für viele ein Glücksspiel, ob sie ausnahmsweise einmal rasch einen bekommen. Viele müssen unverhältnismäßig lang warten.
Wer als gesetzlich Versicherter auf einem Buchungsportal einen Facharzttermin buchen wolle, müsse oft sechs Wochen warten. Wer Privatpatient anklicke, für den klappe es schon am nächsten Tag. So beschreibt es der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen. Und so haben es Menschen in Deutschland schon millionenfach erlebt.
Neue Regeln gefordert
Alle Jahre wieder wird gefordert, dass sich daran etwas ändern muss. Die Kassen verlangen mit Recht, dass bei der Terminvergabe nicht mehr gefragt werden dürfe, ob jemand gesetzlich oder privat versichert ist. Natürlich könnte das unterlaufen werden. Das gilt aber für alle möglichen Regeln, die sich die Gesellschaft aus guten Gründen trotzdem gibt. Zudem wäre die Idee einen Versuch wert, dass freie Termine an ein Online-Portal gemeldet werden müssen, über das die Kassen Termine an die Patienten vermitteln.
Der Anspruch muss sein, dass diejenigen schnell einen Termin bekommen, die ihn aus medizinischen Gründen dringend brauchen. In Zeiten, in denen die Sozialbeiträge weiter steigen, ist die krasse Benachteiligung von gesetzlich Versicherten schwer zu ertragen. Die nächste Bundesregierung muss das Gesundheitssystem danach durchforsten, wo Geld unnütz versickert. Die Versicherten müssen eine gute Leistung bekommen. Die Möglichkeit, in einer erträglichen Zeit einen Termin zu bekommen, ist das Mindeste. Die Gesundheitsversorgung darf kein Glücksspiel sein.