Die kuriosesten Polizeimeldungen aus dem Jahr 2023
Die Polizei wurde auch dieses Jahr zu vielen Einsätzen im Rems-Murr-Kreis gerufen, bei denen sie Ungewöhnliches bis Befremdliches erwartete.
Von Anja La Roche
Rems-Murr. Für die Einsatzkräfte der Blaulichtorganisationen gleicht der Berufsalltag einer Überraschungstüte. Sie wissen nie, zu welchen Einsätzen sie gerufen werden. Auch dieses Jahr waren im Rems-Murr-Kreis unter den Standardmeldungen wie der klassischen Unfallflucht nach einem gescheiterten Einparkversuch ein paar Meldungen dabei, die stutzig machen.
So kam es etwa im Mai an einem Mittwochvormittag dazu, dass ein Mann am Backnanger Bahnhof nicht gemütlich in den Regionalzug einstieg. Er entschied sich stattdessen dafür, auf die Kopplung zwischen den Waggons aufzuspringen, sobald der Zug losgefahren war. Zeugen meldeten den Vorfall einem Mitarbeiter der Deutschen Bahn, woraufhin der Zugführer eine Schnellbremsung einleitete und am Bahnhof Winnenden zum Stehen kam. Die Polizei hat gegen den 40-jährigen Mann ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr eingeleitet.
Im September an einem Freitagnachmittag gingen bei der Polizei mehrere Notrufe wegen einer augenscheinlich verwirrten Person in Waiblingen ein. Die Streife traf einen 30-Jährigen an, der lediglich eine Unterhose trug und doch tatsächlich in der Waschanlage duschte. Der Mann reagierte auf die Ansprache der Beamten aggressiv und wurde schließlich in Handschellen abgeführt und nach einer ärztlichen Untersuchung in eine Psychiatrie gebracht.
Ebenfalls im September hatte eine Frau in Welzheim gleich doppeltes Pech beim Parken. Die 69 Jahre alte Fahrerin wollte rückwärts ausparken und kollidierte dabei mit einem anderen Fahrzeug. An beiden Autos entstand jeweils ein Schaden von rund 500 Euro. Nachdem die Polizisten den Unfall aufgenommen hatten, stieß die Frau erneut beim Ausparken mit dem bereits geschädigten Wagen zusammen. Immerhin war die Polizei schon vor Ort und konnte den neuen Schaden gleich notieren.
Vor einem knappen Jahr haben nett gemeinte Neujahrsgrüße großen Frust entfacht. Am 1. Januar um 0.30 Uhr wünschten zwei Reisende in der S-Bahn zwei dazu gestiegenen Männern ein frohes neues Jahr. Das gefiel einem der Zugestiegenen so gar nicht. Er beleidigte zuerst die eine Reisende auf sexueller Grundlage, anschließend schlug er dem anderen ins Gesicht – zuerst noch in der Bahn, dann auch am Bahnsteig in Winnenden. Bevor die Polizei eintraf, waren der Täter und sein Begleiter weg.
Das ist im wahrsten Sinne des Wortes beschissen gelaufen: Im Juli ist in Kirchberg an der Murr auf der Landstraße von Frühmeßhof Richtung Rielingshausen ein Dixiklo auf ein Auto gefallen, die Autofahrerin wurde leicht verletzt. Die mobile Toilette hatte sich auf einem Lastwagen befunden und war wohl zu schlecht gesichert. Sie traf ein Auto, das gerade auf der Gegenfahrbahn vorbeifuhr.
Manchmal sickert in den meist kühl verfassten Polizeiberichten durch, dass die Beamten im Dienst einen Einsatz als besonders rührend empfunden haben. So war es auch, als im Januar ein traurig wirkender Mann kurz vor Mitternacht bei der Polizei in Winnenden angerufen hat. Er ließ durchblicken, wie schlimm doch alles in seinem Leben sei und dass er durchaus bereits bessere Zeiten erlebt habe. Und wenn schon vieles im Leben schiefläuft, dann kommt oben drauf noch ein verlorenes Handy, das wohl zuvor auf dem Nachhauseweg bei einem Sturz unbemerkt aus der Tasche gefallen war. Auch für die Polizisten war die Geschichte sehr traurig, sodass sie sich kurzerhand auf den Weg machten, um nach dem Handy Ausschau zu halten. Und weil die Talsohle irgendwann auch erreicht sein soll, fanden sie es tatsächlich. Der Anrufer konnte sein Glück kaum fassen, als der „Freund und Helfer“ bei ihm vor der Tür stand und ihm sein Handy übergab, welches er mit Tränen in den Augen entgegennahm.
Jemanden zur Hilfe eilte auch die Feuerwehr im Januar in Weinstadt, um ein Kind aus einem Waffenschrank zu befreien. An einem Nachmittag hatten sich ein paar Kinder bei einem Baumarkt im Spiel gegenseitig wiederholt im Schrank eingesperrt – bis dieser plötzlich nicht mehr geöffnet werden konnte. Ein zehnjähriger Junge war festgesetzt. Nachdem sich die Tür auch nicht mit dem Mastercode öffnen ließ, musste die Feuerwehr den Behälter mit schwerem Gerät öffnen. Der Junge blieb unversehrt, der Schaden belief sich auf 2500 Euro.
Immer wieder spannend ist auch, was sich die Diebe und Diebinnen der Region so alles zu eigen machen. So wurde im Mai ein kleines, schwarzes Tiroler Steinschaf in Urbach gestohlen. Das Tier befand sich auf einer eingezäunten Wiese. Der Elektrozaun war in Betrieb, das Tier hätte also nicht selbstständig entwischen können.
In Allmersbach im Tal wurde im Juli sogar das Gemeindewappen gestohlen. Es war seit 2003 an einem Stein in der Mitte eines Kreisverkehrs befestigt. Um das geschmiedete Konstrukt vom Stein zu trennen, muss der Dieb laut Bürgermeisterin Patrizia Rall wohl gut vorbereitet mit einer Flex angerückt sein.
Was bei den kuriosen Meldungen nicht fehlen darf, sind die tierischen Einsätze. So entdeckte im Juli in Berglen eine Spaziergängerin eine verletzte Würgeschlange, eine etwa 1,5 Meter lange Boa. Ein weiterer Spaziergänger half der Frau, das Kriechtier in eine Hundebox zu bugsieren, und verständigte die Polizei. Die Beamten brachten die Schlange zu einer sachkundigen Person, die eine tiefe Verletzung an der Unterseite kurz hinter dem Kopf entdeckte.
Im November meldete sich ein 26-jähriger Backnanger bei der Polizei, weil er doch tatsächlich einen Skorpion in seinem Wohnzimmer eingefangen hatte. Offenbar war das Tier an der Wand hochgeklettert, wo der Mann es dann bemerkt hatte. Unerschrocken fing der Backnanger den ungewöhnlichen Gast ein und übergab ihn der Polizeistreife. Die Beamten brachten den drei bis fünf Zentimeter großen Skorpion zu einem sachkundigen Kollegen des Landeskriminalamts, der das Tier als einen relativ harmlosen Alpenskorpion klassifizierte.
Erst im Dezember ereilte die Polizei ein weiterer tierischer Einsatz: Vier Hundewelpen tapsten besitzerlos in Allmersbach im Tal herum. Die Beamten nahmen die Welpen mit aufs Revier und versorgten sie in der Zelle mit Wasser, Futter und Streicheleinheiten. Am Tag darauf brachten sie die Fundtiere in ein Tierheim.