Bildung
Die Linke will Hausaufgaben abschaffen
Wer Eltern hat, die bei Schularbeiten helfen können, kommt weiter, argumentiert die Partei. Das vertiefe die soziale Spaltung.

© dpa/Sebastian Gollnow
Linksparteichef Jan van Aken ist Co-Autor des bildungspolitischen Konzeptes seiner Partei.
Von Norbert Wallet
Die Linkspartei hat ein bildungspolitisches Konzept erarbeitet, das aus der Feder des Parteichefs Jan van Aken und der bildungspolitischen Sprecherin der Bundestagsfraktion, Nicole Gohlke, stammt. In dem fünf Punkte umfassenden Plan sticht eine Forderung heraus: Die Partei möchte die Hausaufgaben abschaffen.
„Hausaufgaben vertiefen die soziale Spaltung. Wer Eltern hat, die helfen können, kommt weiter. Wer nicht – bleibt zurück“, heißt es in dem Papier. „Wer kein eigenes Zimmer hat, keine Ruhe, keine Unterstützung, bekommt schlechtere Noten. Das ist keine individuelle Schwäche, das ist strukturelle Ungerechtigkeit.“ Lernen, Üben und Vertiefen müssten in der Schule stattfinden, heißt es weiter. „Mit Anleitung, Zeit und Rücksicht.“
Problem sind kostenpflichtige frühkindliche Angebote
Die Forderung nimmt eine laufende Debatte unter Bildungsexperten auf. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat seit Längerem Zweifel am Sinn von Hausaufgaben angemeldet. Anlass des linken Positionspapiers ist eine jüngst veröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) unter anderem in Kooperation mit der Universität Leipzig. Sie kommt zum Ergebnis, dass Sprach- und Mathematik-Kompetenzen von Schulanfängern in Deutschland stärker von der sozialen Herkunft abhängen als in anderen Ländern. Studienautor Jascha Dräger hatte als einen Grund dafür angegeben, „dass frühkindliche Bildungsangebote hierzulande nicht flächendeckend und kostenfrei zur Verfügung stehen“.
Das greift die Linkspartei in ihrem Papier auf. Darin werden „kostenlose Kitas und Schulen – von der Windel bis zum Abitur“ gefordert. Auch Schulen müssten komplett kostenfrei sein. „ Schulessen, Bücher, Tablets, Fahrkarten, Nachhilfe – alles muss drin sein. Denn wer Eltern hat, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen, darf nicht benachteiligt werden. Bildung ist ein Grundrecht, kein Luxusgut“, heißt es in dem Konzept.
Partei will längeres gemeinsames Lernen
Ein weiterer Punkt des Entwurfs ist das längere gemeinsame Lernen. „Unser Schulsystem sortiert Kinder zu früh und zu ungerecht“, heißt es in dem Papier. Studien würden belegen, dass Kinder aus Akademikerfamilien „bei gleicher Leistung doppelt so häufig eine Gymnasialempfehlung bekommen wie Kinder aus Arbeiterfamilien“. Die Linke will stattdessen „eine gemeinsame Schule bis mindestens zur 10. Klasse, inklusiv, ganztägig“. Weitere Punkte des Konzepts sind ein Milliardenprogramm zur Sanierung der Einrichtungen und die Einstellung von mehr Lehrern und Erziehern.