Bündnis Sahra Wagenknecht
Die neuen Gesichter neben Sahra Wagenknecht
Das BSW wird in Sachsen und Thüringen möglicherweise mitregieren. Ein Blick auf das Spitzenpersonal in den beiden Landesverbänden.
Von Rebekka Wiese
Es ist erst wenige Monate alt, nun wird das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) voraussichtlich sowohl in Sachsen als auch in Thüringen mitregieren. Schon vor den Wahlen hatte die Parteigründerin Sahra Wagenknecht angekündigt, sich an den Koalitionsverhandlungen in den Ländern beteiligen zu wollen. Doch die eigentliche Arbeit bei den Gesprächen liegt beim BSW-Spitzenpersonal in den Landesverbänden. Wer sind die Menschen, die über das Schicksal von Sachsen und Thüringen mitverhandeln sollen? Ein Überblick.
Katja Wolf, Spitzenkandidatin und Co-Vorsitzende des Landesverbands Thüringen
Bundesweit mag Katja Wolf bisher wenig prominent sein, in Thüringen kennt man sie schon lange. Wolf zählt zu den wenigen im BSW, die Regierungserfahrung mitbringen. Noch bis zum Sommer war sie für die Linke Oberbürgermeisterin von Eisenach. Zwölf Jahre regierte sie die 40 000-Einwohner-Stadt im Westen Thüringens. Sie galt als kompetent und pragmatisch in dem, was sie tat. Dass sie von der Linkspartei zum BSW wechseln würde, war vor einem Jahr noch nicht abzusehen. „Wagenknecht spaltet“, sagte sie damals gar im Interview mit der Wochenzeitung „Zeit“. Dass sie sich umentschieden hat, dürfte zwei Gründe haben. Erstens sieht sie in der Partei die einzige Chance, den Aufstieg der AfD in Thüringen aufzuhalten. Zweitens kann sie als Teil des BSW über mögliche Landesregierungen verhandeln. Es wird sich allerdings noch zeigen müssen, wie gut sie mit Wagenknecht zusammenarbeiten kann. Es ist allgemein bekannt, dass Wolf kein Wagenknecht-Fan ist und die beiden auf vieles unterschiedlich blicken. Für Katja Wolf ist jedoch klar: Sie ist angetreten, um den AfD-Mann Björn Höcke als Ministerpräsidenten zu verhindern. Und das bedeutet auch: Sie will jetzt regieren – unbedingt.
Steffen Schütz, Co-Vorsitzender des Landesverbands Thüringen
Bis vor einer Woche hatte Steffen Schütz nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag. Dabei ist er der Mann, der mit Wolf zusammen den Landesverband Thüringen leitet und nun über eine mögliche Landesregierung mitverhandelt. Schütz, Jahrgang 1966, ist ein freundlicher Mann mit Vollbart, der am Wahlabend ein bisschen so wirkte, als könnte er noch immer nicht glauben, dass ihm das gerade alles wirklich passiert. Er ist Geschäftsführer einer Werbeagentur, die ihren Sitz in Berlin hat. Politisch ist er unerfahren – und ein großes Fragezeichen. Schütz und Wolf sind privat befreundet, doch er scheint weniger kritisch auf Wagenknecht zu schauen als Wolf. Das macht die Lage an der Thüringer Landesspitze spannend – und schwer vorhersehbar.
Sabine Zimmermann, Spitzenkandidatin und Co-Vorsitzende des Landesverbands Sachsen
Das BSW ist die dritte Partei, der sich Sabine Zimmermann angeschlossen hat. Die 63-Jährige war bis 2005 Mitglied der SPD, trat dann aber aus Enttäuschung über die Hartz-IV-Politik der Sozialdemokraten aus. Dann schloss sie sich der PDS/Linkspartei an, für die sie von 2005 bis 2021 im Bundestag saß. Dort war sie unter anderem Vorsitzende des Arbeitsausschusses. Ursprünglich hat die gelernte Ingenieurin in der Abfallwirtschaft gearbeitet, war dann für den Deutschen Gewerkschaftsbund tätig. Zum BSW stieß Zimmermann ab Oktober 2023. Sie fordert insbesondere eine stärkere Begrenzung der Migration. Zimmermann gilt als überzeugte Anhängerin von Wagenknecht.
Jörg Scheibe, Co-Vorsitzender des Landesverbands Sachsen
Dass es selbst in den vorderen Reihen des BSW Menschen mit wenig Politikerfahrung gibt, zeigt sich auch an Jörg Scheibe, Co-Vorsitzender des BSW in Sachsen. Wie Sabine Zimmermann ist er 1960 geboren und Ingenieur. Ende der 1980er Jahre war er kurzzeitig Mitglied der SED, erzählte er in einem Interview. Aktiv Politik betreibt er aber erst seit wenigen Monaten, noch leitet er ein Unternehmen für Klima-, Sanitär, Heizungs- und Lüftungsanlagen. Im Wahlkampf sprach er sich unter anderem dafür aus, wieder Erdöl und Erdgas „auf direktem Weg“ aus Russland zu importieren. Wie stark der Politik-Quereinsteiger neben der erfahrenen Zimmermann den Kurs des BSW prägen kann, ist fraglich.