Die Oma musssich bügeln

Täglich neu: Landestypisches für Einheimische und Reigschmeckte

Mit der schwäbischen Grußformel beschäftigt sich Winfried Deeg aus Weinstadt: „Die Herren Jörg Eberhardt und Adolf Werth loben den SWR-Fernsehmoderator Dieter Fritz für seine schon über viele Jahre traditionelle Verabschiedung von der ‚Landesschau‘ mit einem ,Ade‘. Auch ich freue mich regelmäßig darüber!

Die Aussage, dass ,Moin, Moin‘ im Norden unserer Republik ein im Trend liegender Tagesgruß ist, stimmt so allerdings nicht ganz. Tatsächlich ist dort und auch in anderen nordischen Ländern das einfache ,Moin‘ ein seit 200 Jahren bekannter traditioneller Gruß, der zu jeder Tages- und Nachtzeit verwendet werden kann. In manchen Regionen wird ,Moin, Moin‘ als Antwort auf ,Moin‘ benutzt. Hauptsächlich benutzen die Doppelform unwissende Touristen oder Reigschmeckte. Angesichts der im Norden verbreiteten Sprachökonomie gilt das ,Moin, Moin‘ dort ­bereits schon wieder als geschwätzig.“

Wie steht es um das Schwäbische? Dazu äußert sich auch Sonja Wohlfart aus Leutenbach: „Die Erfahrung von Martin Weißeise aus Vaihingen (‚Auf gut Schwäbisch‘ vom 8. Januar) können wir als schwäbisch sprechende Eltern leider bestätigen: Als unsere Tochter 2011 in den Kindergarten kam, sagte mir kurze Zeit später die Erzieherin, dass unsere Tochter aufgrund ihres schwäbischen Dialekts schlecht von den anderen Kindern verstanden werden würde. Nach ein paar Wochen hatte es sich – in den Ohren der Erzieherin – schon gebessert, und sie könne nun besser Hochdeutsch reden.

Den Vogel abgeschossen hat in der Kindergartenzeit allerdings die Amtsärztin (sie kam gemäß unserer Einschätzung aus einem Gebiet nördlich der Mainlinie), die bei der Vorschuluntersuchung fragte, wo das Kind den ausgeprägten schwäbischen Dialekt herhätte. Wir antworteten: ,Von uns!‘ Da prophezeite sie uns Schwierigkeiten im Schulfach Deutsch. Ob sich die Ärztin in Bayern auch solch eine Aussage getraut hätte, wagen wir zu bezweifeln.

Als wir wenige Tage später zu unserer Kinderärztin gingen und ihr davon berichteten, winkte sie nur ab: Lassen Sie das Kind im Dialekt reden und vergessen Sie, was die Amtsärztin gesagt hat! Ein Hoch auf solch eine Kinderärztin. Es lebe der Dialekt – in diesem Sinne: Ade, bleib schee und schiaß net a!

Übrigens: Unsere – glücklicherweise immer noch im Dialekt redende – Tochter hatte im letzten Schuljahr (5. Klasse) eine Eins in Deutsch.“

Weil’s so schön dazu passt, hier ein Kindergöschle von Dorothea Gruber: „Neulich isch mei sechsjährigs Enkele bei mir uffem Schoß gsessa. Mir hen über ällerhand gschwätzt. No streichelt se mir uff oimal mit ihrem Fenger ganz vorsichtig über mai Backa und secht: ,Oma, du musch de a mol wieder bügla.‘“ Der Spruch des Tages kommt von Hilde Steinmaier aus Gäufelden: „In Bezug aufs Heiraten sagte eine Kollegin stets: ,Im Liebesfalle sind alle dralle‘ (närrisch); sie ist glücklicherweise ledig geblieben.“ (jan)

Zum Artikel

Erstellt:
16. Januar 2019, 03:14 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen