DIE PAPPELVerdrehte Hälse im Männerverein

Man kann nur staunen, wie es Insekten gelingt, sich Pflanzen zu Sklaven zu machen. Hunderte, wo nicht Tausende Arten sind in der Lage, ihre Wirtspflanzen zu zwingen, Gallen auszubilden – also jene Geschwülste und Verformungen, in denen dann der Nachwuchs des Insekts Unterschlupf findet. Dazu injizieren die Tiere gezielt Cytokinine ins Pflanzengewebe, hormonartige Stoffe, die das Wachstum bestimmter Zellen manipulieren. Zu den bekanntesten Beispielen gehören die Eichengallen, rötlich-grüne Kugeln an der Blattunterseite, in denen jeweils eine Gallwespenlarve heranwächst.

Eine architektonisch bemerkenswerte Variante hat die SPIRALGALLENLAUS entwickelt, ein kaum zwei Millimeter großes Tier, das auf Schwarzpappeln lebt: Wenn es Zeit ist, sticht ein Weibchen (die Fachleute nennen sie „Fundatrix“, die „Stammmutter“) einen Blattstiel an und injiziert ihr chemisches Präparat, woraufhin sich der Stiel einkrümmt und anschwillt – das geschieht so lange, bis er genau drei Windungen vollführt hat, die schließlich zu einer Galle zusammenwachsen. Ein bis zwei Monate dauert das. In dem kugeligen Gehäuse wächst dann die nächste Generation geschützt heran, gut zwei Dutzend Läuse nuckeln darin ihren Pflanzensaft vor sich hin.

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Erstellt:
9. Januar 2019, 03:14 Uhr

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