Internationale Tourismus-Börse
Die Reiselust bleibt ungebrochen
Viele Bundesbürger lassen sich die Urlaubslust nicht verderben. Die führende Fachmesse ITB Berlin soll die Geschäfte weiter ankurbeln.
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© dpa/Michael Kappeler
Die Türkei liegt unter deutschen Urlaubern als Reiseziel auf Platz eins.
Von Thomas Wüpper
Von Krisen, Konjunkturflauten und drohenden Jobverlusten lassen sich die meisten Deutsche den Urlaub offenkundig nicht vermiesen. Die Reiseveranstalter erwarten ein weiteres Rekordjahr. Für die kommende Sommersaison (Mai bis Oktober) liegt das Umsatzplus bei 12 Prozent, bis Ende Januar haben zudem bereits sechs Prozent mehr Gäste eine organisierte Reise gebucht. Urlaub sei scheinbar das Letzte, auf was man verzichten wolle, gespart werde in den sehr herausfordernden Zeiten lieber bei anderen Ausgaben, sagte Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbands, vor Beginn der weltgrößten Reisemesse ITB in Berlin.
In diesem Touristikjahr läuft es noch besser
Die tiefe Corona-Krise hat die Branche überwunden und steuert wieder auf Rekordkurs. Im vorigen Touristikjahr, das im Oktober endete, stiegen die Ausgaben der Bundesbürger für organisierte Reisen um 5,6 Prozent auf den neuen Höchstwert von 83,4 Milliarden Euro. Das seien 14 Milliarden Euro mehr als vor der Pandemie, betont Fiebig. Knapp 40 Milliarden Euro entfielen auf Pauschal- und Bausteinreisen der Veranstalter, ein Plus von sieben Prozent. Das Umsatzplus bei den selbst organisierten Reisen liegt bei vier Prozent.
In diesem Touristikjahr läuft es noch besser. In der Wintersaison, die bis Ende April dauert, liegt das Umsatzplus bisher bei satten 10 Prozent. Zum Buchungsstand Ende Januar verzeichnet die Branche bisher inklusive der kommenden Sommersaison eine Steigerung von 11 Prozent, fast doppelt so hoch wie die bisherige Wachstumsprognose. Hält der Boom an, würden die Ausgaben für organisierten Urlaub auf den neuen Spitzenwert von mehr als 90 Milliarden Euro steigen.
Ein Teil der Deutschen kann sich keine organisierte Reise leisten
Die Zahlen der für den DRV tätigen Marktforscher von You-Gov umfassen Ausgaben für Buchungen von Urlaubsreisen vor dem Start und mit wenigstens einer Übernachtung. Die Zahl dieser Reisen ist insgesamt leicht um ein Prozent auf 231 Millionen gesunken. Damit zeigt das dennoch kräftige Umsatzplus, dass die Reisepreise auch im letzten Jahr weiter kräftig angezogen haben. Mancher Zweit- oder Dritturlaub wurde deshalb gestrichen.
Ein Teil der Deutschen will oder kann sich zudem keine organisierte Reise leisten, diese Entwicklung hat sich seit der Pandemie zeitweise verstärkt. Auch in dieser Wintersaison hat die Zahl der Reisenden bisher nur um ein Prozent zugenommen. Fürs gesamte Touristikjahr rechnet die Branche nach derzeitigem Stand aber mit vier Prozent mehr Kunden.
Bei den Zielen von Pauschalreisen im Sommer 2025 liegt die Türkei vorn
Inklusive der Ausgaben im Urlaubsland lassen sich die Bundesbürger die schönsten Wochen des Jahres inzwischen fast 115 Milliarden Euro kosten, vor Corona waren es noch knapp 100 Milliarden Euro. Vor Ort werde eher gespart, zum Beispiel bei Ausflügen, wo der Buchungsumsatz etwas schrumpfte. Bei den Zielen von Pauschalreisen im Sommer 2025 liegt die Türkei vor Spanien, Griechenland, Ägypten, Portugal und Italien.
Ein Wachstumsmotor bleiben Kreuzfahrten, für den Sommer werden 14 Prozent Umsatzplus und sogar 18 Prozent mehr Gäste an Bord erwartet. Fast ein Fünftel der Veranstalterumsätze wird bereits mit den schwimmenden Hotels erzielt. Voriges Jahr verbrachten 3,8 Millionen Bundesbürger einen Urlaub auf dem Wasser, fünf Prozent mehr als zuvor und ebenfalls neues Rekordniveau. Rund drei Millionen Gäste und 5,3 Milliarden Euro Umsatz verzeichneten Hochseekreuzfahrten, Flussreichen brachten eine Milliarde Euro Erlöse.
Für den Urlaub wollen 62 Prozent sogar mehr ausgeben als bisher
Der Optimismus der Branche wird von der neuen repräsentativen Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) gestützt, die seit mehr als 50 Jahren den Markt untersucht. Demnach wollen drei von vier Bundesbürgern in diesem Jahr auf jeden Fall verreisen und für 43 Prozent steht das Reiseziel bereits fest. Die Forscher sehen „gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches Tourismusjahr 2025“.
Zwar erwartet der Studie zufolge fast die Hälfte der Bevölkerung eine schlechtere wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten. Doch immerhin 57 Prozent rechnen nicht damit, dass sich deshalb ihre persönliche Lage verändert und 17 Prozent hoffen sogar auf eine Verbesserung. Nur jeder Vierte befürchtet, dass sich auch die eigene wirtschaftliche Situation verschlechtert. 62 Prozent der Befragten wollen für den Urlaub so viel oder mehr ausgeben wie Vorjahr, nur fünf Prozent weniger.
Die ITB
MesseDie Internationale Tourismus-Börse in Berlin gilt als führende Reisemesse weltweit und findet seit 1966 statt. 5600 Aussteller stellen ihre Produkte und Dienstleistungen vor, erwartet werden rund 100 000 Fachbesucher. Während der Corona-Jahre fiel die Veranstaltung aus. Die ITB ist inzwischen zur dreitägigen Fachmesse geschrumpft, zuvor gab es auch beliebte Publikumstage und zu Spitzenzeiten nahmen mehr als 11 000 Aussteller teil.