Die S-Bahn fährt nur halbstündig, Regionalzüge fallen aus

Die S-Bahn zwischen Backnang und Stuttgart verkehrt aktuell wegen Krankheitsfällen des Personals nicht im Viertelstundentakt.

Auch gestern gab es für viele ÖPNV-Kunden keinen guten Start in die Woche: Statt im Viertelstundentakt fuhren die S-Bahnen der Linie S3 nur im Halbstundentakt. Archivfoto: Alexander Becher

© Pressefotografie Alexander Becher

Auch gestern gab es für viele ÖPNV-Kunden keinen guten Start in die Woche: Statt im Viertelstundentakt fuhren die S-Bahnen der Linie S3 nur im Halbstundentakt. Archivfoto: Alexander Becher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Der Start in die Woche ist gestern vielen Bahn- und S-Bahnfahrern wieder einmal gehörig misslungen. Einer, der dies Tag für Tag am eigenen Leib erfährt, ist der Backnanger Landtagsabgeordnete Gernot Gruber, der den ÖPNV fleißig nutzt, um von Backnang nach Stuttgart in den Landtag zu kommen. Sein kurzer Kommentar zu den ständigen Zugausfällen: „Auch diesen Montag mal wieder keinen guten Start in die Woche.“ Konkret moniert der Sozialdemokrat, dass die S-Bahnen der Linie S3 auf der Murrbahn von Backnang nach Stuttgart nur im Halbstunden- und nicht im Viertelstundentakt fahren. Der Grund: akute Personalprobleme bei der Bahn, vor allem wegen Krankheitsausfällen. Auch der Ausfall des viel genutzten Zugs, der in Murrhardt-Fornsbach um 6.16 Uhr abfährt, verärgert Gruber sehr. In diesem Fall lautete die Meldung im Bahnportal gestern lapidar: „Dieser Zug fällt leider aus. Grund: Reparatur am Zug.“

Ein Sprecher der Deutschen Bahn bestätigte gestern, dass es bei der S-Bahn Stuttgart aktuell aufgrund von Krankmeldungen beim Fahrpersonal zu vereinzelten Zugausfällen kommt. Die Disponenten in der Leitstelle hätten deshalb kurzfristig entschieden, dass die Linie S3 Backnang–Stuttgart-Vaihingen eingeschränkt im Halbstundentakt fährt und des Weiteren die S62 Weil der Stadt–Stuttgart-Zuffenhausen und die Regionalbahn RB11 Stuttgart-Untertürkheim–Kornwestheim ausfallen. Der Bahnsprecher beteuert: „Die S-Bahn Stuttgart arbeitet für die nächsten Tage mit Hochdruck an einem für die Fahrgäste verlässlichen und planbaren Fahrplan.“

Die Deutsche Bahn empfiehlt S-Bahn-Fahrgästen, sich vor Fahrtantritt in den elektronischen Fahrplanmedien zu informieren. So würden parallel zur Linie S62 die Züge der S6 auf gleicher Strecke tagsüber durchgängig im 15-Minuten-Takt fahren. Und zwischen Stuttgart-Untertürkheim und Kornwestheim können Fahrgäste auf die Züge der Linien S1, S4 und S5 mit Umstieg in der Station Hauptbahnhof (tief) sowie auf das Angebot innerstädtischer Stadtbahn- und Buslinien der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) ausweichen. Der Bahnsprecher weiter: „Ein Halbstundentakt auf einer anderen S-Bahn-Hauptlinie als der S3 hätte zu mehr Zugausfällen und damit zu größeren Nachteilen für die Fahrgäste geführt. Zudem fahren mit Halt in Backnang, Winnenden, Waiblingen, Stuttgart-Bad Cannstatt und Stuttgart Hauptbahnhof parallel die Züge der Regionalverkehrslinien MEX19, RE90 und MEX90.“

Das Positive an dem Missstand ist laut Gruber, dass zumindest die Probleme im Bahnauskunftportal eingestellt sind. Doch das ist ein schwacher Trost für den ausgewiesenen Bahnexperten und -vielnutzer.

Das gestrige Chaos ist inzwischen fast schon der ganz normale Alltag. Auch Gruber bestätigt, die Ausfälle kämen leider zu häufig vor. Bei der S-Bahn zum Beispiel würde mindestens einmal pro Woche der Viertelstundentakt nicht funktionieren, sondern nur der Halbstundentakt zum Tragen kommen. Und dies, „obwohl wir einen milden Winter haben“, so Grubers Anmerkung. Diese geringe Verlässlichkeit ist schädlich für das ÖPNV-Nutzungsverhalten der Bürger. Gruber erklärt: „Am kritischsten ist es, wenn der Übergang vom Bus zu Zug oder S-Bahn nicht klappt oder der Anschlusszug in Stuttgart weg ist.“ Seiner Ansicht hakt es vor allem an der Personalreserve, die in den Verträgen zu gering angesetzt ist. Besonders ärgerlich für den Abgeordneten ist es, dass die Infrastruktur bei den Signalanlagen, Weichen und Stellwerken nicht ausreichend gewartet wird und daher fehleranfällig ist, und das, „obwohl die Wartungs- und Sanierungsbudgets finanziell deutlich erhöht wurden“. Gruber moniert ferner, dass die Kommunikation oft nicht klappt. Dabei bezieht er sich auf die Ansagen am Bahnsteig oder die Auskünfte im Internet. Grund hierfür sind unter anderem die hakenden Schnittstellen zwischen der Bahn und Go-Ahead.

Dass Krankheitsfälle inzwischen eine gängige Begründung für Zugausfälle sind, stößt bei dem Abgeordneten ebenfalls auf Unverständnis: „Sowohl die Personalreserve wie auch die Zugreserve wurde bei den Ausschreibungen des Nahverkehrs durch die Landesregierung zu niedrig angesetzt. Diese Fehler müssen bei der nächsten Ausschreibungsrunde dringend korrigiert oder in Nachverhandlungen verbessert werden.“

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Erstellt:
31. Januar 2023, 10:30 Uhr

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