Die Sportkita Plaisir in Backnang ist weitgehend fertig
Seit dem Baubeginn der neuen Sportkita Plaisir sind keine zwei Jahre vergangen. Mittlerweile spielen und sporteln 76 Kinder in der nunmehr größten Kita Backnangs. Insgesamt wird der Platz für 127 Kinder in sechs Gruppen reichen, die sich möglichst viel bewegen sollen.
Von Melanie Maier
Backnang. Das Thema Bewegung ist allgegenwärtig in der Sportkita Plaisir: Unter dem Wickeltisch der Krippengruppe lässt sich eine Treppe herausziehen, mit der schon die ganz Kleinen eigenständig auf den Tisch steigen können. Im Atelier gibt es neben einem normalen Tisch eine Staffelei und einen extra niedrigen Tisch, an dem die Kinder hocken oder knien können, um zu malen. In den Funktionsräumen befinden sich Modulmöbel, die man erklettern und unter denen man hindurchkriechen kann. Und nicht zuletzt verfügt die Sportkita über einen eigenen Bewegungsraum, der unter anderem mit Bällen und mit Tüchern, einem Schwebebalken, einer Sprossen- und einer Boulderwand ausgestattet ist und jeden Morgen zum freien Spielen offen steht.
Auf dem Boden liegen schwere, blaue Matten, wie man sie vom Sportunterricht und Turnen kennt. Darüber hängt kopfüber ein Mädchen an den Ringen. Neben ihr spielt eine Gruppe Kinder mit Seilen, drei Jungs liefern sich auf Hüpfbällen und einem Hüpfpferd ein Wettrennen. „Man wird schon ein bisschen neidisch“, kommentiert Kitaleiterin Carmen Stradinger die Szene, „obwohl ich eine schöne Kitazeit hatte.“
Im Mai konnten Stradinger und ihr Team mit den Kindern umziehen – endlich. Von der Interimslösung hinter dem Katharinenplaisir, wo seit September 2018 Container standen, ging es in die neu gebaute Sportkita – eine trotz Hanglage wunderbar helle zweistöckige Einrichtung, in der es auch in der Sommerhitze angenehm kühl ist. Es herrschen konstante 22 bis 23 Grad.
Das Energiekonzept ist sehr nachhaltig
Das liege an der durchdachten Bauweise, erklärt Andreas Stier, der das Backnanger Hochbauamt leitet. Das Energiekonzept ist sehr nachhaltig: Die massive Betondecke wird mit kaltem Wasser abgekühlt beziehungsweise mit warmem Wasser erhitzt. Das Gebäude verfügt über eine Lüftungsanlage mit einer kontrollierten Be- und Entlüftung. Auf dem begrünten Flachdach nimmt eine Fotovoltaikanlage mit einer Leistung von 99 Kilowatt peak den meisten Platz ein. Durch den eigenerzeugten Strom und die Wärmegewinnung können rund 10000 Euro Betriebskosten pro Jahr gespart werden. Auf einen Gasanschluss wurde absichtlich verzichtet – worüber die Stadt vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs und der Energieknappheit sehr froh ist; auch wenn die Gesamtkosten des Projekts mittlerweile bei rund 9,7 statt wie ursprünglich geplant bei 7,5 Millionen Euro liegen.
Sie ist die erste Kita in Backnang mit Aufzug
Dafür sei der Bau auf 30 Jahre angelegt, erklärt Regine Wüllenweber, die das Amt für Familie, Jugend und Bildung der Stadt Backnang leitet. Das Gebäude sei bewusst flexibel gehalten: Durch die Herausnahme von Wänden können Klassenzimmer geschaffen werden. Ein Aufzug sichert den barrierefreien Zugang. Ein Alleinstellungsmerkmal der Sportkita: Bisher hat keine andere Backnanger Kita einen Lift. „Die neue Sportkita ist unser Flaggschiff, auf das wir stolz sind“, betont Wüllenweber.
Im unteren Geschoss ist die Mensa mit Küchen untergebracht. Oben befinden sich die Gruppen- und Funktionsräume, die jeweils um drei Tageslichtzonen angeordnet sind. Dort befinden sich die Garderoben, „es sollen zentrale Treffpunkte sein“, erklärt Stier. Dadurch, dass der Treppenaufgang in der Mitte der Etage liegt, bilden die langen Flure ein Rechteck, das die Kinder täglich nutzen, um Bobbycar und Pedalo zu fahren oder einfach mal zu rennen, berichtet Kitaleiterin Stradinger. Der Bau ist so angelegt, dass er den Kindern Spaß machen, sie nicht überfordern soll. Durch die Unterteilung sind die Bereiche überschaubar.
Der Außenbereich muss noch fertig gestellt werden
Im Außenbereich warten Ausgucke, ein Kletterparcours, Rutschen und Schaukeln darauf, benutzt zu werden – dort sind die Arbeiten noch nicht abgeschlossen. Hinter den Spielgeräten, oben auf dem Hang, ist außerdem eine Freifläche, auf der einmal Fußball oder Fangen gespielt werden kann.
Doch schon jetzt gehen die Kinder mit ihren Erzieherinnen und Erziehern täglich nach draußen. Einmal wöchentlich ist zudem „Naturtag“, da geht es schon um 9 Uhr morgens in den Wald, in die Stadt oder zu einem langen Spaziergang. Zum Konzept der Kita gehört auch ein Müslitag einmal in der Woche, freitags wird gemeinsam getanzt und in den Ferien werden sportliche Workshops in der Sporthalle Katharinenplaisir angeboten. Die Zusammenarbeit mit der Plaisirschule ist eng, sowohl die Sporthalle Katharinenplaisir als auch der Bewegungs- und Gymnastikraum können von der Kita mitgenutzt werden.
Gesünderer Nachtisch und weniger Fleisch sind Teil des Konzepts
Dafür dürfen die Grundschülerinnen und Grundschüler von September an zum Essen in die Campusmensa kommen. Dort stellt ein Caterer täglich selbst gekochtes Essen auf den Tisch – die gesunde Ernährung gehört auch zum Konzept. Die Lebensmittel sind möglichst bio, regional und saisonal, jeden Tag stehen zwei bis drei Salate zur Auswahl. Nur ein- bis dreimal die Woche gibt es Fleisch, die Gerichte sind umso vielfältiger. Den Nachtisch hat Stradinger gesünder gemacht, nach dem Hauptgang gibt es Obst. In der zur Mensa gehörigen Küche sollen die Kinder bald auch wieder selbst ihr Frühstück zubereiten können, Äpfel, Kiwis und Bananen kleinschnippeln, Butter- und Frischkäsebrote streichen. Selbstständigkeit wird in der Sportkita großgeschrieben. „Manche unserer Dreijährigen können schon selbst schaukeln“, sagt Stradinger.
Die Kitaleiterin ist selbst sportlich
Im Oktober soll die Kooperation mit der TSG Backnang, die an der Entwicklung des Konzepts beteiligt war, in die nächste Runde gehen. Dann geht die Kindersportschule (Kiss) in den Räumen der Kita an den Start. Dabei werden die Kinder je nach Alter und Entwicklungsstand gefördert. „Ein tolles Projekt“, findet Stradinger. Die 40-Jährige ist selbst sehr sportlich. Bereits mit fünf Jahren turnte sie bei der TSG Backnang 1846. 20 Jahre lang war sie Übungsleiterin, derzeit lässt es die Arbeit nicht mehr zu, Sportgruppen zu betreuen.
Auch die meisten ihrer Kolleginnen und Kollegen sind sportaffin. „Wir versuchen, unsere Sportbegeisterung an die Kinder weiterzugeben“, betont Stradinger. Die ausgelassen spielenden und sportelnden Jungs und Mädchen sind mehr als Beweis dafür, dass ihnen das gelingt. Die Sportkita ist in ihrem neuen Zuhause angekommen.
Kita Die Sportkita Plaisir ist die größte Kita Backnangs. Derzeit umfasst sie bis zu 76 Plätze in vier Gruppen (darunter drei im Ganztagsbetrieb und eine Krippengruppe für Kinder unter drei Jahren), doch so bald wie möglich sollen zwei weitere Gruppen folgen – sobald das Personal gefunden ist. Dann können bis zu 127 Kinder gleichzeitig in der Kita spielen. Die offizielle Einweihung soll im September stattfinden.
Schwerpunkt Die Kita ist, wie es der Name sagt, auf die Themen Sport und Bewegung ausgerichtet. Eine Kooperation mit der TSG Backnang 1846 läuft im Herbst an. Auch die gesunde Ernährung steht im Fokus.
Mensa Bei der Mensa handelt es sich um eine Campusmensa, die von Kita und Schule gemeinsam genutzt werden wird. Sie soll im September in Betrieb gehen.
Bau Der Backnanger Gemeinderat stimmte im März 2018 für das Projekt. Die Pläne stammen vom Büro Stammler Architekten aus Schorndorf. Im September 2018 wurde eine Interimslösung hinter der Backnanger Sporthalle Katharinenplaisir geschaffen, Ende Oktober 2020 haben die Bauarbeiten begonnen. In diesem Mai fand der Umzug in die neue Kita statt. Die Arbeiten sind zum großen Teil abgeschlossen. Der Außenbereich soll in der zweiten Augusthälfte fertiggestellt und im Herbst bepflanzt werden. Die Stadt geht von Gesamtkosten in Höhe von rund 9,7 Millionen Euro aus. Etwa eine Million Euro Zuschüsse hat die Stadt vom Land für den Bau erhalten.