Die Stadthalle wurde in der Nazizeit erbaut

Von Ingrid Knack

BACKNANG. „Am 3. Juli 1938 wurde auf der Maubacher Höhe in Backnang die ,Turn- und Festhalle‘, die Stadthalle, im typischen Heimatschutzstil der Zeit eröffnet“, weiß Peter Wolf, der historische Fotos des Gebäudes in seinem Archiv hat. Aus diesem schöpft er für seine Reihe „Backnang im Zeitspiegel“ in Zusammenarbeit mit dem Heimat- und Kunstverein, die derzeit wegen der Coronakrise eine Pause einlegt. Die Zeit, die Wolf dadurch gewinnt, dass er nicht mehr in seiner Ausstellung im Kabinett des Helferhauses den Besuchern Rede und Antwort steht oder auch alte Aufnahmen aus Fotoalben der Backnanger entgegennehmen kann, nutzt er dazu, sein neues Buch fertigzumachen. Auch in diesem geht es wieder um die Geschichte Backnangs.

Typische Elemente des Heimatschutzstils sind nach den Worten Wolfs die Segmentbogentüren mit steinernen Rahmungen und die dominierenden Holzbauteile. Der Architekt der Stadthalle war Otto Nußbaum. Wolf: „Der 15 auf 40 Meter messende Saal ist mit Bühne und Empore von einem breiten Satteldach bedeckt. An den Hauptbau schließt sich talseitig ein flacher Bau mit Pultdach für die Umkleideräume an. An der Eingangsseite ist dieser Trakt vorgezogen und nimmt Vorraum mit Garderoben, Toiletten und Hausmeisterwohnung auf.“ Der Backnanger Fotodesigner weist zudem auf einige besondere Details hin: „Den Eingang bildet eine offene Vorhalle mit geschnitzten Holzpfeilern von Hermann Krimmer. Die Bühne war ursprünglich von Wandgemälden von Hermann Erlenbusch flankiert. Von diesem stammt auch das Bild an der Giebelfront.“ Im Zweiten Weltkrieg wurde die Backnanger Stadthalle beschädigt. „Die Beschädigungen der Kriegszeit wurden 1947/48 wieder behoben. Außerdem wurde in der Stadthalle zeitweise die Jugendherberge untergebracht“, so Wolf. Heute befindet sich im Untergeschoss das 1984 erweiterte Vereinsheim des FC Viktoria Backnang. Anfang der 2000er-Jahre war wieder eine Erneuerung fällig. Im Jahr 2003 erfolgte eine umfangreiche Sanierung der Stadthalle.