Energie in Baden-Württemberg
Diese Firmen sichern sich exklusiven Zugriff auf Windenergie
Um künftig günstigen und grünen Strom zu haben, produzieren Unternehmen ihren Strom immer häufiger selbst. Zum Beispiel mit eigenen Windrädern – wie diese vier Firmen aus Baden-Württemberg.
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© dpa/Jan Woitas
Windstrom selbst produzieren – zunehmend machen das auch produzierende Unternehmen.
Von Jannik Hiddeßen
Carl Zeiss macht es, und das Unternehmen ist damit längst nicht allein. In Baden-Württemberg – im Vergleich mit dem Norden nicht gerade das Windkraftland – drehen sich laut der Landesanstalt für Umwelt insgesamt 781 Windräder. Weitere 1028 befinden sich in Planung. Darunter auch immer häufiger Windräder, die sich Firmen für ihren Strombedarf privat installieren lassen. Nicht alle machen das frühzeitig öffentlich, wie vom Bundesverband Windenergie zu hören ist. Das gilt nicht für diese vier Unternehmen aus Baden-Württemberg.
Hansgrohe: Windrad dreht sich schon
Bereits seit einem Jahr ragt das Windrad über dem Kallenwald bei Lahr im Schwarzwald in den Himmel. Es dreht sich für den Sanitärtechnikhersteller Hansgrohe aus Schiltach. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben das erste in Baden-Württemberg, das sich den exklusiven Zugriff auf Windenergie gesichert hat.
Seit der Inbetriebnahme im April, hat die 230 Meter hohe Anlage mehr als acht Megawattstunden Strom produziert. Das liege sogar über den Erwartungen, meint ein Sprecher des Unternehmens. Bilanziell versorge man Standorte in ganz Deutschland mit Energie aus dem Schwarzwald. Ein Viertel des deutschlandweiten Stromverbrauchs von Hansgrohe könne gedeckt werden.
Konzipiert sei die Anlage so, dass die erzeugte Energie größtenteils in die Grundlast fließe, also in den ständigen Stromverbrauch, zum Beispiel von Beleuchtung, Heizung und Servern. Einen Überschuss an Strom gebe es daher selten.
Fischer Group: Kurz vor der Genehmigung
Ganz so weit ist man bei der Fischer Group noch nicht. Das Unternehmen aus Achern im Ortenaukreis produziert Edelstahlrohre. Das soll zukünftig mit dem Strom zweier Windräder in der Nähe der Fabrikhallen geschehen. Im vergangenen Jahr wurde bereits ein Pachtvertrag mit der Stadt Achern unterschrieben. Mit der offiziellen Genehmigung des Projekts rechnet das Unternehmen noch dieses Frühjahr.
Die beiden Windräder sollen 261 Meter hoch sein und nach Angaben der Fischer Group Dreiviertel des Strombedarfs in Achern decken. Produzieren die Windräder mehr Strom als gerade verbraucht werden kann, soll mit dem Überschuss vor Ort Wasserstoff produziert werden. Dieser werde für die Edelstahlverarbeitung verwendet, könne bei Bedarf aber mittels integrierter Brennstoffzellen auch zur Stromerzeugung genutzt werden.
Carl Zeiss: Zehn Windräder geplant
Noch größere Maßstäbe setzt die Carl Zeiss AG. Gleich zehn Windräder möchte das Unternehmen zwischen den Produktionsstandorten in Aalen und Oberkochen bauen. Ursprünglich plante man sogar zwölf Anlagen. Nachdem das Land das Vorranggebiet für die Windenergie verkleinerte, musste man die Ambitionen etwas zurückschrauben. Der Windpark wäre trotzdem das größte Projekt seiner Art in Baden-Württemberg.
Insgesamt sollen die Windräder einen Ertrag von 120 Gigawattstunden jährlich bringen. In Kombination mit einer ebenfalls geplanten Freiflächen-Solaranlage könnte Zeiss nach eigenen Angaben ein Viertel seines deutschlandweiten Energiebedarfs mit grünem Strom aus Baden-Württemberg decken. Läuft alles nach Plan, könnte der Windpark 2028 ans Netz gehen. Im nächsten Schritt steht allerdings erst mal ein Genehmigungsverfahren an.
Bosch: Ab 2026 zwei Windräder
Auch bei Bosch steckt man mitten in der Planung einer eigenen Anlage. Gemeinsam mit dem Windkraftunternehmen wpd sollen zwei Windräder am Standort Schwieberdingen entstehen. Das Projekt, befindet sich derzeit in der Genehmigungsphase, schon nächstes Jahr sollen die Windräder allerdings stehen und Strom produzieren.
Die mit 285 Metern Flügelspitze vergleichsweise hohen Windräder sollen gemeinsam auf 7,2 Megawatt Leistung kommen. Der Strom fließt dann per direkter Anbindung an den Bosch-Standort in Schwieberdingen und wird dort nahezu vollständig verbraucht, so der Plan. Nur geringe Überschüsse sollen ins öffentliche Netz eingespeist werden.