Diese Sparmöglichkeiten gibt es in der Region
Alles wird teurer (14) Wenn das Geld knapp wird, lohnt sich ein Blick auf verschiedene Basare, Märkte und Aktionen in und um Backnang. Dabei zeigt sich: Was beim Shopping der Umwelt guttut, macht sich häufig auch im Geldbeutel positiv bemerkbar.
Von Kristin Doberer
Rems-Murr. Die Preise steigen, die Rechnungen für Strom und Heizkosten flattern in ungeahnter Höhe ins Haus und gleichzeitig bleibt die Erhöhung des Einkommens aus. Im vergangenen Jahr hat die Inflation viele Menschen vor Herausforderungen gestellt. Ausgaben werden hinterfragt, der eine oder andere Restaurantbesuch wird gestrichen, beim Lebensmitteleinkauf wird auf Rabatt-Codes und Spar-Apps gesetzt (wir berichteten). Aber auch beim Shopping gibt es so einige Sparmöglichkeiten. Nicht nur in Secondhand-Shops und sozialen Warenhäusern nämlich lässt sich gut Erhaltenes finden, wir haben uns auch bei einer Auswahl verschiedener Aktionen und Basare umgeschaut, bei denen man das eine oder andere Schnäppchen finden kann.
Für zehn Euro den Haushalt einrichten
Eine solche Aktion ist zum Beispiel der jährlich stattfindende Verschenkmarkt in Oppenweiler. Für zehn Euro Eintritt bekommen Besucherinnen und Besucher eine große Ikea-Tasche, die sie bis zu Platzen füllen können. Die Auswahl ist riesig. Auf den Tischen im Gemeindehaus stapeln sich nicht nur Kleidungsstücke aller Art und Größe – selbst ein golden schimmerndes Ballkleid wartet auf einen neuen Besitzer –, sondern auch Haushaltsgegenstände und Kinderspielsachen. Manchen Dekoartikeln sieht man an, dass sie etwas aus der Zeit gefallen sind: dunkle Holzschnitte zum Aufhängen oder Vasen im 70er-Jahre-Stil. Andere dagegen könnten genau so auch so noch in Läden zu finden sein. Vor allem die Küchenartikel – ganze Geschirr- und Besteck-Sets, zahlreiche Tassen, Gläser und Schüsseln – werden fleißig in die großen blauen Ikea-Taschen gepackt. „Ich glaube, viele sehen das schon als eine Chance, für die überschaubaren zehn Euro viel zu bekommen“, meint Claudia Jaschke, die den Verschenkmarkt zusammen mit Gabriela Rimmele und vielen Helfern organisiert. Das Publikum sei sehr breit gefächert, zum Teil gebe es Sammler, die ganz gezielt suchen, Händler, die weiterverkaufen, aber auch Menschen, die auf ein günstiges Angebot angewiesen sind. „Es gibt auch viele junge Paare, die gerade in die erste eigene Wohnung ziehen“, meint Jaschke. Auch gebe es Menschen, die nach einer Scheidung plötzlich alle Haushaltsartikel besorgen müssen. Aber gerade bei Kinderkleidung seien viele auf der Suche nach Gebrauchtem, weil diese Teile schon häufig gewaschen und damit frei von Schadstoffen sind, sagt Rimmele.
Dabei geht es nicht nur um günstige Angebote, der Umweltaspekt steht beim Verschenkmarkt weit vorne. „Gut Erhaltenes soll nicht weggeworfen werden. Wir bringen hier Schenker und Beschenkte zusammen“, sagt Gabriela Rimmele. Denn die Gegenstände und Klamotten werden von Privatleuten gespendet, die diese nicht mehr benötigen. Der Erlös in diesem Jahr lag bei etwas über 2700 Euro. Zur Hälfte wird er für die Sanierung der Jakobuskirche eingesetzt, zur Hälfte geht das Geld an das Nigeria-Projekt von Pfarrer Julius Ekwueme.
Ganz ähnlich läuft es bei Warentauschtagen ab, die in regelmäßigen Abständen in verschiedenen Kommunen des Rems-Murr-Kreises stattfinden. So wird in Backnang schon seit Jahren ein Warentauschtag von der evangelischen Matthäuskirche in Backnang veranstaltet. Am Tag zuvor können die Leute ihre nicht mehr benötigten Gegenstände bringen – solange sie noch gut in Schuss sind. Da ist alles dabei: Geschirr, Spielzeug, Elektroartikel, Taschen, Dekorationsmaterial, Kleinmöbel, Sportartikel. Dann werden die Dinge von ehrenamtlichen Helfern grob sortiert und im Gemeindesaal angeordnet. „In diesem Jahr wurde uns so viel geliefert, dass der Platz gar nicht gereicht hat“, berichtet Timo Haible, der den Warentauschtag gemeinsam mit einem Kirchengemeinderatsmitglied organisiert. Vielen Leuten sei die Aktion bekannt, weiß der Veranstalter, häufig legten diese im Laufe des Jahres schon Dinge für den Warentauschtag zurück. Am Warentauschtag selbst kann dann jeder gegen zwei Euro „Austritt“ mitnehmen, was ihm gefällt. Zwei Taschen kann man für das Geld vollmachen. Den „Austritt“ muss aber nur bezahlen, wer auch Waren mitnimmt.
Eingeführt wurde der Tag vom Umweltteam der Kirchengemeinde. „Der Schwerpunkt lag damals auf dem Nachhaltigkeitsgedanken. Dass man gute Sachen nicht wegwirft, sondern wiederverwendet“, sagt Timo Haible. Seit sich das ursprüngliche Umweltteam aufgelöst hat, hat er mit Christoph Hufen die Organisation übernommen. „Der Umweltgedanke ist auch nach wie vor da, aber uns geht es auch darum, den Leuten ein Stück weit zu helfen“, sagt Haible. Besonders eben denjenigen, die sich nicht viel leisten können. Diese bekämen beim Warentauschtag die Möglichkeit, einfach Dinge mitzunehmen, ohne vorher lange über den Preis nachdenken zu müssen. In diesem Jahr war der Ansturm beim Warentauschtag Ende März groß, etwa 200 Leute seien da gewesen, schätzt Haible. Da gebe es vermutlich auch die Leute, die Dinge später auf Flohmärkten weiterverkaufen. Aber eben auch junge Familien und Studenten – und Menschen, die einfach nur zum Stöbern kommen. Der Erlös aus dem „Austrittsgeld“ geht dann an die Kirchengemeinde. „Wir wollen damit kein Geld verdienen, aber wir wollen es auch nicht ganz kostenlos machen, damit noch eine gewisse Wertschätzung da ist“, erklärt Haible.
Verschenken, um Müll zu vermeiden
Ganz umsonst ist dagegen das Angebot der Fundgrube der Abfallwirtschaft Rems-Murr (AWRM), diese wird als „kostenloser Marktplatz“ bezeichnet. Mit Abfall haben die Dinge, die dort eingestellt sind, allerdings noch nichts zu tun. Auch hier gilt das Prinzip „verschenken statt wegwerfen“. Gebrauchte, aber gut erhaltene Gegenstände können als Angebot eingestellt werden. Wer etwas Spezielles sucht, kann ein Gesuch aufgeben. „Was der eine nicht mehr braucht, kann der andere vielleicht dringend brauchen“, beschreibt die AWRM den Hintergedanken. Bedingung ist, dass die Gegenstände ausschließlich kostenlos ihren Besitzer wechseln dürfen. Täglich kommen neue Angebote dazu, die Auswahl betrifft alle nur erdenklichen Kategorien: von großen Wohnzimmerschränken bis zu kleinen Dekoartikeln, von Waschmaschinen bis zu Küchenutensilien. Die Fundgrube gibt es schon seit 1993, erst als Printanzeige, dann online unter www.abfallwirtschaft-rems-murr.de/muell-vermeiden/fundgrube. Und sie hat sich etabliert, jährlich werden zwischen 3000 und 4000 Anzeigen online eingestellt, teilt die AWRM mit.
Und auch bei der AWRM spielt natürlich der Umweltgedanke eine Rolle: Gut Erhaltenes soll im besten Fall nicht im Müll landen. So sieht es auch eine Backnangerin, die aktuell ihren Tisch verschenkt. „Den Tisch wollen wir verschenken da er noch sehr gut erhalten ist und zu schade, um ihn wegzuwerfen. Und weil wir hoffen, jemandem eine Freude damit zu machen“, meint die Nutzerin. Für andere ist es aber auch die letzte Anlaufstelle, um sich – zumindest solange die Möbel gut erhalten sind – den Sperrmüll zu ersparen. Ein Wohnzimmerschrank ist zum Beispiel aktuell in Backnang zu haben, der laut seinem Besitzer etwa drei bis vier Monate auf eBay war, hier aber noch keinen Abnehmer gefunden hat. Nun versuche er es eben ein letztes Mal über die Fundgrube.
Eine Woche bleiben die Angebote im Netz. „Bei besonders beliebten Dingen wie funktionsfähiger Kühlschrank oder Waschmaschine melden sich die Inserenten, um die Anzeige vorzeitig zu entfernen, weil das Objekt seinen neuen Besitzer gefunden hat, sich aber immer noch weitere Interessenten melden“, so die AWRM.
Letzter Teil Mit dieser Folge endet unsere Serie „Alles wird teurer“ rund um das Thema Inflation. Alle 14 Serienteile gibt es aber weiterhin online in einem Dossier auf unserer Website unter www.bkz.de/nachrichten/alles-wird-teurer-t14.html.