AfD im Bundestag
Diese umstrittenen Politiker sitzen in der neuen AfD-Fraktion
Die neue AfD-Fraktion wird doppelt so groß sein wie alte – und deutlich weiter nach rechts rücken. In ihren Reihen sitzen einige Persönlichkeiten mit zweifelhaften Hintergründen.

© dpa/Bernd von Jutrczenka
152 Sitze wird die AfD-Fraktion im neuen Bundestag haben.
Von Rebekka Wiese
Es brauchte ein bisschen, bis alle im Bild waren. Als die AfD-Fraktion am Montag ein Foto machen ließ, herrschte gute Stimmung unter den Abgeordneten. Es wurde geschäkert und gelacht. Die Partei wird im neuen Parlament doppelt so viele Sitze haben wie vorher. Im bisherigen Bundestag saßen zuletzt 76 AfD-Mitglieder, im neuen werden es 152 sein. Und die neue AfD-Fraktion ist nicht nur größer als die alte. Sie rückt auch noch weiter nach rechts. In ihren Reihen sind mehrere AfD-Abgeordnete, gegen die es teils sogar unter eigenen Leuten Vorbehalte gibt. Ein Überblick über einige der umstrittensten Gesichter.
Maximilian Krah
Mit Krah zieht ein besonders prominenter AfD-Politiker in den Bundestag ein. Man kennt ihn nicht nur, weil er auf der Kurzvideo-Plattform Tiktok erfolgreich ist, sondern auch, weil er seine Partei im vergangenen Jahr in Schwierigkeiten brachte. Noch im vergangenen Jahr trat Krah für seine Partei als Spitzenkandidat für die Europawahl an. Auf den Plakaten war er dann aber nicht zu sehen – die Parteispitze verbot ihm, im Wahlkampf aufzutreten, weil Krah in mehrere Skandale verwickelt war. Sein damaliger Büroleiter stand im Verdacht, als Agent für China spioniert zu haben. Außerdem gab Krah in einer italienischen Zeitung ein Interview, in dem er die nationalsozialistische Schutzstaffel (SS) verharmloste. Das führte dazu, dass die rechte Fraktion im Europaparlament nicht nur Krah, sondern die gesamte AfD ausschloss. Nun hat er das Direktmandat im Chemnitzer Umland gewonnen und zieht in den Bundestag ein. Vorher galt es als fraglich, ob die Fraktion ihn dort aufnehmen würde. Doch bei der ersten Sitzung der Abgeordneten soll es dazu keine Diskussion mehr gegeben haben.
Matthias Helferich
Matthias Helferich ist nicht neu im Bundestag. Schon in der vorherigen Wahlperiode saß er im Parlament – allerdings nicht als Mitglied der AfD-Fraktion. Dort schied er damals aus, nachdem Abgeordnete seiner Partei in einer anonymen Mail vor ihm gewarnt worden waren. Später versuchte er erfolglos, wieder aufgenommen zu werden. Helferich kommt aus Nordrhein-Westfalen, wo noch ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn läuft, weil er sich in internen Chatgruppen immer wieder offen rechtsextrem geäußert haben soll. Ihm werden Kontakte in die Neonazi-Szene nachgesagt, er bezeichnet sich selbst außerdem als das „freundliche Gesicht des NS“. Letzteres streitet Helferich nicht ab. Allerdings behauptete er, den Begriff nur selbstironisch von seinen Kritikern übernommen zu haben. Auch bei Helferich galt wegen seines Hintergrunds als unklar, ob er dieses Mal Mitglied der Fraktion werden kann. Doch auch er wurde am Dienstag aufgenommen.
Robert Teske und andere Höcke-Freunde
Auch der rechtsextreme Thüringer AfD-Landessprecher Björn Höcke hatte mal überlegt, sich für den Bundestag aufstellen zu lassen. Er ist eines der bekanntesten Gesichter der AfD und damit vielleicht Deutschlands prominentester Rechtsextremist. Letztlich entschied sich Höcke aber, vorerst in der Landespolitik zu bleiben. Stattdessen zieht mit Robert Teske nun Höckes ehemaliger Büroleiter ein, er hat das Direktmandat in Südthüringen gewonnen. Und nicht nur er: Auch Höckes Co-Landessprecher Stefan Möller und sein Stellvertreter Torben Braga gewannen ihre Wahlkreise und sitzen nun im Bundestag.
Dario Seifert
Zu den Besonderheiten der AfD zählt ihr ambivalentes Verhältnis zu ihrer eigenen Unvereinbarkeitsliste. Sie ist fast dreizehn Seiten lang und nennt eine lange Reihe von Organisationen, in denen man kein Mitglied sein darf, wenn man zur AfD gehören will. Darunter sind auch viele rechtsextreme Gruppen, zum Beispiel die Partei Die Heimat (ehemals: NPD), die im vergangenen Jahr wegen ihrer Verfassungsfeindlichkeit von der Parteienfinanzierung ausgeschlossen wurde. Mit dem 30-jährigen Dario Seifert zieht nun jemand in den Bundestag ein, der Mitglied der NPD-Jugendorganisation war, wie er 2021 im „Nordkurier“ bestätigte. Seifert hat den einstigen Wahlkreis der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel gewonnen und wird nun Mitglied der Bundestagsfraktion.