Kind schwer erkrankt

Diphtherie-Alarm in Berlin

Seltener Fall von Diphtherie erschreckt Berlin: Ein zehnjähriger Junge kämpft in der Charité um sein Leben. Laut Medienberichten soll der Waldorf-Schüler ungeimpft sein. Das Gesundheitsamt will eine Ausbreitung der Krankheit verhindern.

Herbst ist Saison für Kinderkrankheiten.

© Andrea Warnecke/dpa-tmn/Andrea Warnecke

Herbst ist Saison für Kinderkrankheiten.

Von Michael Maier

Sorgen um einen zehnjährigen Jungen in Berlin, der schwer an Diphtherie erkrankt ist. Der Schüler einer Waldorfschule wurde zunächst im Klinikum Westbrandenburg in Potsdam behandelt, musste aber aufgrund einer Verschlechterung seines Zustands in die Berliner Charité verlegt werden. Dort wird er nun invasiv beatmet.

Inzwischen soll auch die Mutter des Zehnjährigen positiv auf Diphtherie getestet worden sein, berichten Berliner Medien. Im Volksmund war die gefährliche Kinderkrankheit auch unter dem Namen "Würgeengel" bekannt.

Diphtherie ist meldepflichtig

Die Diagnose Diphtherie wurde laut Medienberichten am 26. September gestellt, als der Junge mit einer akuten Entzündung der Rachenmandeln ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Da es sich bei Diphtherie um eine meldepflichtige Krankheit handelt, wurde der Fall umgehend an das Gesundheitsamt des Landkreises Havelland gemeldet.

Diphtherie-Impfung

Besonders brisant ist die Tatsache, dass der erkrankte Junge offenbar nicht gegen Diphtherie geimpft war. Dies erklärt möglicherweise den schweren Verlauf der Erkrankung. In der Folge wurden in der Schulklasse des Jungen sowie in seinem familiären Umfeld Untersuchungen und vorbeugende Maßnahmen eingeleitet. Bei den Kontaktpersonen wurde eine antibiotische Behandlung begonnen und Abstriche genommen.

Diphtherie-Fakten

  • Erreger: Bakterium Corynebacterium diphtheriae
  • Übertragung: Meist durch Tröpfcheninfektion
  • Symptome: Halsschmerzen, Fieber, Schluckbeschwerden, Beläge im Rachen
  • Komplikationen: Herzmuskelentzündung, Lähmungen, Atemprobleme
  • Behandlung: Antibiotika und Antitoxin
  • Prävention: Impfung (Teil der Standardimpfungen für Kinder)
  • Vorkommen: in Deutschland selten, weltweit noch verbreitet
  • Meldepflicht: in Deutschland bei Verdacht, Erkrankung und Tod
  • Historie: früher gefürchtet, durch Impfungen stark zurückgedrängt
  • Impfrate: in Deutschland bei Schulanfängern über 95 Prozent

 

 

Diphtherie-Bakterien

Diphtherie wird durch Bakterien, insbesondere Corynebacterium diphtheriae, verursacht. Diese produzieren ein starkes Gift, das lebensbedrohlich sein und zu schwerwiegenden Spätfolgen führen kann. Die Krankheit tritt in zwei Formen auf: als Hautdiphtherie mit Wundinfektionen und als Rachendiphtherie, an der der Berliner Junge erkrankt ist. Letztere äußert sich durch Halsschmerzen, Fieber, Mandelentzündung mit charakteristischen Belägen und geschwollenen Lymphknoten.

Diphtherie-Fälle nur vereinzelt

Der Fall ist deshalb so alarmierend, weil Diphtherie in Deutschland als weitgehend eingedämmt gilt. Dank umfangreichen Impfkampagnen konnte die Krankheit seit den 1960er Jahren erfolgreich zurückgedrängt werden. In den letzten Jahren wurden in Brandenburg nur sehr wenige Fälle gemeldet. Allerdings gab es 2022 und 2023 deutschlandweit einen leichten Anstieg auf fünf bzw. elf gemeldete Fälle.

Die genaue Infektionsquelle des Jungen konnte bislang nicht ermittelt werden. Die Behörden setzen ihre Untersuchungen fort, um mögliche weitere Fälle frühzeitig zu erkennen und eine Ausbreitung der Diphtherie zu verhindern.

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Erstellt:
15. Oktober 2024, 12:33 Uhr
Aktualisiert:
16. Oktober 2024, 17:34 Uhr

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