Vereidigung als 47. US-Präsident

Donald Trump kündigt goldenes Zeitalter an

Donald Trump kehrt als 47. US-Präsident ins Weiße Haus zurück. Er verspricht eine „Revolution des gesunden Menschenverstands“ und die „vier großartigsten Jahre in der amerikanischen Geschichte“. Mit einer Fülle an Dekreten demonstriert er seine Macht.

Trump legt seinen Amtseid gleich auf zwei Bibeln ab – theoretisch. Praktisch vergisst er, seine Hand auf die Heiligen Schriften zu legen, die ihm Ehefrau Melania hinhält. Hinter ihr stehen Trumps Söhne Donald jr. und Eric (v. li.), neben ihr Trumps Tochter Ivanka.

© Getty Images via AFP/CHIP SOMODEVILLA

Trump legt seinen Amtseid gleich auf zwei Bibeln ab – theoretisch. Praktisch vergisst er, seine Hand auf die Heiligen Schriften zu legen, die ihm Ehefrau Melania hinhält. Hinter ihr stehen Trumps Söhne Donald jr. und Eric (v. li.), neben ihr Trumps Tochter Ivanka.

Von Thomas Spang

Um 12.02 Uhr feuert die Ehrengarde 21 Schüsse Salut, die Militärkapelle schmettert „Hail to the Chief“ und die Senatorin Deb Fisher stellt den 47. Präsidenten der USA vor. Der hatte bei der ganzen Aufregung vergessen, seine Hand auf die beiden Bibeln zu legen, die First Lady in spe, Melania Trump, in den Händen hielt. Auch das ein Novum in der Geschichte von 60 Amtseinführungen in den USA.

Zuvor hatte der 40-jährige J.D. Vance seinen Eid abgelegt. Dem ältesten US-Präsidenten aller Zeiten steht künftig einer der jüngsten Vizepräsidenten zur Seite. Wegen der eisigen Kälte draußen hatte Trump die Zeremonie kurzfristig nach drinnen unter die Rotunde des US-Kongresses verlegt. Statt einer Viertelmillion Zuschauer auf der Mall reichte der Platz unter der Rotunde für rund 600 Gäste.

Die neben den Familien Anwesenden spiegeln die neue Machtkonstellation wider. Tech-Milliardäre wie Jeff Bezos, Mark Zuckerberg und Elon Musk, die Trump einst bekämpften, haben einen Ehrenplatz neben den Kongressführern ergattert. Und klatschen – egal worum es geht– artig Beifall. Auch Europas rechtspopulistische Führungsriege um Italiens Premierministerin Giorgia Meloni ist gekommen. Argentiniens libertärer Präsident Javier Milei komplettiert die Phalanx der Trump-Verbündeten.

„Ab heute ist Amerikas Niedergang vorbei“

Einfache Trump-Fans wie George Martland, die mit ihren roten „Make America Great Again“-Kappen aus allen Teilen der USA angereist kamen, bleiben bei Temperaturen von minus fünf Grad in der eisigen Kälte zurück. „Als starke Nation sollten wir dem Winterwetter trotzen“, äußert sich der 76-jährige Kalifornier enttäuscht über die Verlegung nach drinnen.

In seiner ersten Rede als 47. Präsident knüpft Trump an die vollmundigen Versprechen vor seinen MAGA-Fans an. „Wir stehen am Beginn einer aufregenden neuen Ära nationalen Erfolgs.“ Er verspricht eine „Revolution des gesunden Menschenverstands“ und neue amerikanische Größe. „Ab heute ist Amerikas Niedergang vorbei“, verkündet er mit grollender Stimme. Er ruft den nationalen Notstand an der Grenze zu Mexiko aus und kündigt an, Truppen zu entsenden. „Jeder illegale Grenzübertritt wird sofort gestoppt, und wir werden Millionen krimineller Ausländer in ihre Herkunftsländer zurückschicken.“ Während seine handelspolitischen Vorschläge unkonkret bleiben, kündigt er die Gründung einer neuen Zollbehörde, den „External Revenue Service“ an.

„China betreibt den Panama-Kanal“

Aufhorchen lässt der Präsident mit der Forderung nach der Rückgabe des Panama-Kanals, die einige als Gewaltandrohung gegen das kleine mittelamerikanische Land verstehen. „China betreibt den Panama-Kanal“, behauptet Trump ohne jeden Beleg. „Wir haben ihn nicht an China gegeben, wir haben ihn an Panama gegeben – und wir holen ihn uns zurück.“

Musk hält es nicht mehr auf dem Sitz, als Trump eine Marsmission ankündigt. „Zusammen werden wir Amerika zu neuen Höhen des Sieges und des Erfolgs führen“, fasst Trump seine hyper-nationalistische „America-First“-Vision zusammen. „Unmöglich ist das, was wir am besten können.“

Trumps enger Berater Stephen Miller hat für Trump eine „Shock and Awe“-Kampagne geplant. Wie damals das US-Militär irakische Truppen überwältigte, so versucht der Präsident dieses Mal die Strategie gegenüber dem Kongress und seinen Kritikern einzusetzen. „Wir werden das System mit der schieren Masse an Dekreten überrollen“, hatte Miller im Vorfeld angekündigt.

Unmittelbar nach seiner Ankunft im Oval Office beginnt der neue Präsident mit der Unterzeichnung zahlreicher Dokumente. Ein Dekret nach dem anderen wandert über den „Resolute Desk“. Trump will an der Südgrenze den Ausnahmezustand ausrufen und dort US-Truppen stationieren, Abschiebungen massiv ausweiten und Asylverfahren einschränken. Außerdem versucht der neue Präsident die in der Verfassung garantierte Staatsbürgerschaft bei Geburt in den USA abzuschaffen. Gleichzeitig ruft Trump den Energie-Notstand aus, was ihm erlaubt, Klimaschutzmaßnahmen rückgängig zu machen und neue Öl- und Gasbohrungen im Eilverfahren zu genehmigen.

Während sich Trump am Abend von seinen reichen Gönnern und Verbündeten auf diversen Bällen und Privat-Partys feiern lässt, bereitet die Einwanderungspolizei ICE in Chicago eine Großrazzia gegen nicht dokumentierte Einwanderer vor. Es soll der Auftakt der von Trump angekündigten „größten Abschiebungswelle in der amerikanischen Geschichte“ werden. Willkommen in der neuen Realität von „Trump 2.0“.

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Erstellt:
20. Januar 2025, 21:38 Uhr

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