Drei Jahre Haft nach tödlicher Bankautomaten-Sprengung

dpa/lsw Heilbronn. Beim Versuch, einen Geldautomaten in die Luft zu jagen, werden zwei Männer von der Polizei erwischt. Es fallen Schüsse, einer der beiden mutmaßlichen Räuber stirbt. Der andere stand Schmiere - und muss deswegen in Haft.

Eine Statue der Justitia steht unter freiem Himmel. Foto: Arne Dedert/dpa/Symbolbild

Eine Statue der Justitia steht unter freiem Himmel. Foto: Arne Dedert/dpa/Symbolbild

Am Ende ist nicht klar, ob die Mutter des Angeklagten ihre Tränen vor Freude oder vor Entsetzen im Heilbronner Gerichtssaal vergießt. Denn ihr Sohn muss zwar für drei Jahre in Haft. Er soll versucht haben, gemeinsam mit einem Komplizen einen Bankautomaten in Erligheim bei Ludwigsburg zu sprengen. Für seine Teilnahme an einer weiteren, ungleich erfolgreicheren Sprengung mehrere Wochen zuvor in Besigheim (Kreis Ludwigsburg) wurden allerdings keine Beweise gefunden. Das Gericht sprach den 30-Jährigen aus dem westfälischen Lüdenscheid am Montag in diesen Punkten frei.

Der gescheiterte Beutezug in Erligheim hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, weil ihn der Komplize des Mannes nicht überlebt hatte. Denn die Polizei wusste Bescheid, die Räuber waren beim Ausspähen der Filiale beobachtet worden. Ein Einsatzkomando legte sich in der Nacht der Tat auf die Lauer. Die Falle schnappte zu, aber der Komplize soll sich gewehrt haben und starb durch einen Schuss der Polizei. Nach Überzeugung des Heilbronner Landgerichts stand der 30 Jahre alte Angeklagte unter anderem Schmiere und half beim Aufbau der Sprengvorrichtung, deshalb sei er schuldig, sagte der Richter.

„Es gab reichlich Gelegenheit, aus der Sache “, warf der Richter dem Mann vor, der nach Überzeugung der Kammer auch am Diebstahl des Fluchtfahrzeugs beteiligt war.

Der zum Teil geständige 30-Jährige war bis zu seiner Festnahme für die Ermittler ein unbeschriebenes Blatt. Anders sein Komplize: Nach ihm war zuvor europaweit gefahndet worden wegen Geldautomatensprengungen und Einbrüchen. Denn derartige Beutezüge sind keine Seltenheit. Mehr als 40 Mal haben Kriminelle im vergangenen Jahr nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) Geldautomaten in die Luft gejagt. Die Tresore wurden so oft zum Ziel von meist unbekannten Panzerknackern wie nie zuvor. Allerdings gehen die Räuber meistens leer aus. Insgesamt wurden laut LKA etwa 1,5 Millionen Euro gestohlen.

Auch die erfolgreiche Sprengung in Besigheim mit einer Beute von mehr als 135.000 Euro soll auf das Konto des erschossenen mutmaßlichen Seriensprengers gehen. Der angeklagte Lüdenscheider stand zwar in Verdacht, auch damals mit dabei gewesen zu sein. Er stritt die Tat aber bis zuletzt ab und legte ein Alibi vor.

Das Gericht sprach den Mann von diesem Vorwurf auch frei. „Seine Spuren haben sich nirgends gefunden“, sagte der Richter. Die Tat sei zudem anders abgelaufen als der Erligheimer Versuch.

Mit seinem Urteil wählte das Gericht einen Mittelweg zwischen den Forderungen von Verteidigung und Staatsanwaltschaft. Sie hatten auf „maximal drei Jahre“ und dreieinhalb Jahre Haft plädiert. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

© dpa-infocom, dpa:210628-99-175331/3

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Erstellt:
28. Juni 2021, 15:15 Uhr

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