Drei Kandidaten, drei Profile
Der Wahlkampf um die Präsidentschaft beim VfB Stuttgart ist eröffnet. Dietmar Allgaier, Jochen Haas und Pierre-Enric Steiger stellen sich vor.
Von Carlos Ubina
Stuttgart - Drei Kandidaten, ein Ziel: Dietmar Allgaier, Jochen Haas und Pierre-Enric Steiger wollen Präsident des VfB Stuttgart werden. Auf dieses Trio hat sich der Wahlausschuss des Fußball-Bundesligisten festgelegt und die Gespräche vor der Nominierung jeweils mit der gleichen Frage begonnen: „Warum wollen Sie sich dieses Amt antun?“ Denn wie der Wahlausschuss-Vorsitzende Oliver Schaal vor einer Vorstellungsrunde am Freitag ausführte, ist die VfB-Präsidentschaft „eine Berufung“.
Hier ein erster Eindruck von den drei Kandidaten im jetzt eröffneten Wahlkampf, der bis zur Mitgliederversammlung am 22. März anhalten wird. In alphabetischer Reihenfolge, wie es auch der Wahlausschuss bei der offiziellen Bekanntgabe gehalten hat.
Dietmar Allgaier Der 58-Jährige ist Interimspräsident. Die Aufgabe bereitet Dietmar Allgaier so viel Freude, dass er nun entgegen erster Aussagen dauerhaft die Nachfolge des abgewählten Claus Vogt antreten will. Dieser Sinneswandel hat dem Ludwigsburger Landrat auch Kritik eingebracht, da er den enormen Zeitaufwand im Ehrenamt zunächst als K.-o-Kriterium genannt hatte.
Hat Allgaier jetzt also mehr Zeit für den VfB? Im Grunde nein. „Ich habe mich sehr gut organisiert“, sagt der Kommunalpolitiker, der das Präsidentenamt als Lust und nicht als Last empfindet. „Ich bin der Herr meines Kalenders und kann bei gleichzeitig stattfindenden Terminen abwägen, wo ich mehr gebraucht werde“, sagt Allgaier.
Unabhängig von seiner Person befürwortet Allgaier Überlegungen, die Geschäftsstelle des VfB e. V. personell zu verstärken, um das Präsidium künftig zu entlasten. Sollte dieses Vorhaben nicht umgesetzt werden, will er die Herausforderung dennoch angehen – mit Ruhe und Routine will er helfen, den VfB zwischen den Rängen vier und sechs in der Bundesliga-Tabelle zu etablieren.
Jochen Haas Der 56-Jährige gibt an, sich voll und ganz auf den VfB einlassen zu können. Damit unterscheidet sich Haas von den beiden anderen Kandidaten, da er als Privatier über mehr Zeit verfügt. „Ich liebe es, mit Menschen zusammenzuarbeiten“, sagt der Finanzexperte, der in erster Linie die wirtschaftliche Entwicklung des Vereins vorantreiben will. Dafür könne er auch an sieben Tagen in der Woche vor Ort sein: „Ich bin so lange da, bis die Arbeit getan ist.“
Zu seinen Überzeugungen gehört es, dass der VfB einen „extrem starken Präsidenten“ benötigt, um sich in den Gremien des Vereins und der VfB AG durchzusetzen. Das gilt vor allem für die Rolle als Aufsichtratschef. Der Sohn des Ehrenpräsidenten Manfred Haas spricht auch davon, die Außendarstellung des Clubs verbessern zu wollen. „Unter Dietmar Allgaier ist alles deutlich besser geworden, aber außerhalb der Region heißt es immer noch oft, dass der VfB der Verein sei, bei dem Chaos im Präsidium herrscht.“ Das soll sich mit Haas in der Führung ändern.
Pierre-Enric Steiger Der 53-Jährige ist der Mann für Konzepte und Inhalte. Er hat unter dem Titel „Der VfB gehört uns allen!“ ein 27-seitiges Positionspapier verfasst. Darin bündelt Pierre-Enric Steiger nicht nur Ideen, sondern er befasst sich kenntnisreich mit der Gesamtentwicklung des Traditionsvereins. Dazu will der Präsident der Björn-Steiger-Stiftung auch zeitnah in die Infrastruktur investieren. Stichwort Sportpark. „Wir müssen erneut alle Beteiligten an einen Tisch bringen, einen Weg zur Finanzierung finden – und am Ende darf keine Partei als Verlierer vom Tisch gehen“, sagt Steiger.
Zentraler Punkt bleibt jedoch sein Vorhaben, die verbleibenden 3,9 Prozent an Anteilen an die VfB-Mitglieder zu veräußern. Ein Alleinstellungsmerkmal im Kampf um den Präsidentenposten. „In vielen Gesprächen hat sich bei mir der Eindruck verfestigt, dass es den Leuten seit der Ausgliederung 2017 an Mitbestimmung und Transparenz mangelt. Daraus ist diese Idee mit der VfB-Aktie entstanden“, sagt Steiger, der bereits 2021 kandiert und verloren hatte. Diesmal sieht er sich in einer besseren Position.