Drei Planer mit Spaß am Problemelösen

Ein eingespieltes Team erstellt am Tausgymnasium die Stundenpläne – Gelassenheit und ein dickes Fell sind dabei gefragt

Wenn die Schüler am ersten Schultag nach den Sommerferien ihre Stundenpläne in den Händen halten, steckt in dem einfachen Blatt Papier eine Menge Zeit, Denkarbeit und Tüftelei. Am Backnanger Gymnasium in der Taus erstellt ein eingespieltes Dreierteam die Stundenpläne. Es gilt, viele Variablen zu berücksichtigen. Einblicke in eine Arbeit, die sowohl Gelassenheit erfordert als auch Spaß am Problemelösen.

Sammeln Informationen und Daten, pflegen sie in das Computerprogramm ein und überarbeiten die Ergebnisse: Beim Erstellen der Stundenpläne berücksichtigen Daniel Brenner, Jutta Ernst und Ulrich Mangold (von links) eine Vielzahl von Faktoren und Variablen. Foto: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Sammeln Informationen und Daten, pflegen sie in das Computerprogramm ein und überarbeiten die Ergebnisse: Beim Erstellen der Stundenpläne berücksichtigen Daniel Brenner, Jutta Ernst und Ulrich Mangold (von links) eine Vielzahl von Faktoren und Variablen. Foto: A. Becher

Von Nicola Scharpf

BACKNANG. Schön bunt und unschön unübersichtlich für einen Laien stellt der überbreite Computermonitor im Büro der stellvertretenden Schulleiterin Jutta Ernst den Entwurf eines Stundenplans für das kommende Schuljahr dar. Jedes Fach hat eine bestimmte Farbe, Raumzuordnungen, Klassenzuordnungen, Schienen, Stundenverteilung – alles ersichtlich. Daneben sind auf dem Bildschirm eines Laptops ähnlich kleinteilige Tabellen und Listen zu sehen. Die Rechner sind hochgefahren, um beim Erstellen der Stundenpläne zu helfen. An der Wand hinter dem lang gezogenen Schreibtisch hängen eng beschriebene DIN-A4-Seiten mit der Überschrift „Besonderheiten im Stundenplan“. „Das ist unsere Anleitung zum Stundenplan. Sie entspringt unserem Team“, sagt Jutta Ernst, die gemeinsam mit ihren Kollegen Ulrich Mangold und Daniel Brenner für das Ausarbeiten der Unterrichtspläne verantwortlich ist.

Alle drei haben sich freiwillig für diese Position gemeldet und arbeiten seit Jahren eingespielt zusammen. „Am Anfang hat man gar nichts und am Schluss ein fertiges Produkt“, benennt Ernst den Reiz dieser Aufgabe. Wobei, abgeschlossen ist ein Stundenplan nie: „Er ist immer im Fluss.“ Für Perfektionisten sei die Position eines Stundenplanmachers nichts. Viel Gelassenheit sei gefragt, ebenso ein dickes Fell und Spaß daran, Probleme zu lösen. „Das zeichnet uns alle drei aus: Wir wissen, dass bei der Planung Probleme kommen werden. Und wir versuchen, sie so gut wie möglich zu lösen“, sagt Ernst. Wie viel Zeit das Erstellen der Stundenpläne für die 65 Lehrkräfte und 26 Klassen im kommenden Schuljahr in Anspruch nimmt, kann sie nicht beziffern. „Wir sind fertig, wenn wir fertig sind. Wenn kurzfristig ein Riesenklops kommt, dann sitzen wir auch mal zwei Tage länger.“ Grundsätzlich versuchen die Planer, die Stundenpläne frühzeitig zu erstellen – damit eventuell auftretende Fehler rechtzeitig erkannt und behoben werden können, damit die Lehrer um ihre Unterrichtszeiten herum planen und Unterricht noch vor Schuljahresbeginn vorbereiten können.

Das heißt: Im Januar müssen die Kollegen am Tausgymnasium angeben, wie viele Stunden sie im kommenden Schuljahr unterrichten wollen. Im März findet die Anmeldung der neuen Fünftklässler statt. Dann steht im April die Anzahl der Klassen fest. Im Mai bekommen die Fachschaften ihre Deputatszettel, um sie zu beraten. Anschließend, im Juni, vergibt die Schulleitung die Deputate. Anfang Juli können die Lehrer ihre Wünsche und Anträge zum Stundenplan des nächsten Schuljahres bei Ernst abgeben.

Oberste Priorität hat die Klasse, gefolgt vom Raum

Der Phase des Sammelns von Daten und Informationen folgt die Phase des Einpflegens selbiger in den Computer. Erst werden die Deputate von der Stecktafel in den PC übertragen: Ein Kollege liest vor, ein zweiter tippt ein. Parallel dazu erfolgt die Sportplanung. Denn bei der Belegung der Sporthallen oder des Hallenbades für den Schwimmunterricht ist die Schule nicht flexibel. Sie spricht sich bei den Belegungszeiten mit den anderen beteiligten Schulen ab. Nach der Sportplanung kommt der Oberstufenplan. Er ist in seiner vorläufigen Version kurz vor den Sommerferien fertig, sodass die Schüler der Jahrgangsstufe noch Gelegenheit haben, grobe Fehler zu melden.

Das Erstellen der Stundenpläne folgt bestimmten Grundsätzen: Oberste Priorität hat die Klasse, damit zum Beispiel Hohlstunden vermieden werden, gefolgt vom Raum, gefolgt vom Lehrer. „Die Klasse ist nicht flexibel“, erklärt Jutta Ernst. „Und die Räume sind es auch nicht.“ Das Planerteam versucht, die Wünsche der Kollegen zu berücksichtigen. „Wenn ich nie einen Wunsch erfüllt bekomme, dann bin ich nicht motiviert“, sagt Ernst. Wenn also alle Prioritäten verteilt und alle Informationen erfasst sind, stellt sich das Trio die Frage: „Können wir den Computer erstmals rechnen lassen?“ In einer Kurzversion werden die Fehler angezeigt und die Daten können gleich nochmals überarbeitet werden. Anschließend startet das Feinrechenprogramm. „Das lief früher über Nacht zirka acht Stunden lang“, erinnert sich Jutta Ernst. Mit den heutigen, neuen Rechnern sei das eine Angelegenheit von zwei Stunden. „Jedes Programm arbeitet nur so gut, wie man die Daten einpflegt. Je gründlicher es vorbereitet ist, desto besser das Ergebnis.“ Wenn der Computer also am Schluss 20 bis 30 Unterrichtsstunden nicht unterbringt, dann ist das für das Planerteam ein gutes Ergebnis. Nun geht es an die händische Phase. „Das kann richtig dauern“, weiß Jutta Ernst aus Erfahrung. Denn es gilt, viel abzuwägen.

Die Rahmenbedingungen für das Erstellen der Stundenpläne hätten sich aufgrund der vielen Variablen verschlechtert, sagt Ulrich Mangold: Da ist der Hallenbelegungsplan, der bindet, oder Absprachen für den Unterricht in NWT, für den an der Schule der Werkraum fehlt. Kollegen unterrichten tageweise an anderen Schulen. Es gibt immer mehr Kolleginnen in Teilzeit, die wegen fehlender Kinderbetreuungsmöglichkeiten nicht in der ersten oder letzten Stunde unterrichten können. Das Gymnasium in der Taus arbeitet nach dem Doppelstundenmodell, aber manche Fächer stehen ein- oder dreistündig im Lehrplan.

In der ersten Woche der Sommerferien sind die Stundenpläne fertig. Dann erstellen die Macher die Pläne, die unmittelbar mit dem Stundenplan zusammenhängen: Vertretungspläne und Pläne für Pausen- und Busaufsicht. Zum Schluss werden die Pläne auf eine schulinterne Plattform gestellt. Die Kollegen werden davon per E-Mail in Kenntnis gesetzt. Ein Zeitraum für das Formulieren von Tausch- und Änderungswünschen wird angegeben. Jutta Ernst aktiviert die Abwesenheitsnotiz ihres E-Mail-Accounts, geht in Urlaub. Eine Woche vor Beginn des neuen Schuljahrs ist sie wieder am Arbeitsplatz. Die Schüler bekommen ihren Stundenplan am ersten Schultag.

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Erstellt:
4. September 2019, 06:00 Uhr

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