Backnanger versteckt Drogen in der Waschmaschine

Ein mutmaßlicher Kryptodealer soll mit Rauschgiftgeschäften über 76000 Euro verdient haben.

Prozess gegen Backnanger hat begonnen. Symbolfoto: fotogestoeber/Stock-Adobe

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Prozess gegen Backnanger hat begonnen. Symbolfoto: fotogestoeber/Stock-Adobe

Von Heike Rommel

Backnang/Berglen. Vor dem Stuttgarter Landgericht ist ein Drogenprozess gegen einen 34-Jährigen aus Backnang angelaufen. Der Mann, bei dem Rauschgiftfahnder Drogen in der Waschmaschine und Cannabispflanzen auf der Terrasse gefunden haben, soll mit seinen auf Dauer angelegten Geschäften über 76000 Euro verdient haben. Der gelernte Schädlingsbekämpfer muss sich gegenüber der 17. Strafkammer unter Vorsitz von Richter Kai Gassert für sechs Verbrechen des unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge sowie für deren unerlaubten Anbau und Besitz verantworten.

Viel Geld mit den Rauschmitteln verdient

Christine Würthwein, erste Stuttgarter Staatsanwältin, verlas die Anklage aus dem Tatzeitraum zwischen den Jahren 2018 und 2020, als der Angeschuldigte mittels sogenannter Kryptohandys über den Messengerdienst Sky ECC vornehmlich Marihuana, aber auch Amphetamin und Kokain in Auenwald, Berglen und Waldrems verkauft haben soll. Nach Informationen der Staatsanwältin sollen Anfang November in einem Zimmer in Waldrems zwei Kilo und spätestens am 3. Juli 2020 in Auenwald ein Kilo Marihuana vertickt worden sein. Mindestens 600 Gramm Marihuana und 437 Gramm Amphetamin hätten Mitte Juli in Berglen-Steinach den Besitzer gewechselt.

Zehn Kilo Marihuana habe der Angeklagte am 13. Juli 2020 in Chargen zu jeweils fünf Kilo in Auenwald an Abnehmer gebracht und auf einen Schlag 48000 Euro daran verdient. Mehr als 30 Gramm Kokain soll der Beschuldigte am 28. Juli 2020 in seiner Wohnung gehabt haben, bevor er am 28. November 100 Gramm Kokain aus Auenwald geholt und an mehrere Abnehmer weiterverkauft habe. Der angebliche Lieferant aus Auenwald ist polizeilich ermittelt.

Über 65 Gramm Marihuana in der Waschmaschinentrommel

Dass Polizeibeamte im Mai 2020 drei Cannabispflanzen von der Terrasse des Angeklagten abernteten, hielt diesen nicht davon ab, über kurz oder lang am selben Ort schon wieder zwei neue Pflanzen sprießen zu lassen. Die Rauschgiftfahnder räumten am 28. Juli 2020 noch einmal gründlich auf und durchsuchten alles bis hin zur Waschmaschinentrommel, worin über 65 Gramm Marihuana versteckt waren. Auch Verpackungsmaterial wurde sichergestellt.

Der 34-Jährige sitzt seit seiner vorläufigen Festnahme am 14. Juli vergangenen Jahres im Untersuchungsgefängnis. Aus diesem wurde er nun der 17. Strafkammer vorgeführt, die mit zwei Richtern und zwei Schöffen besetzt ist. Wie der Vorsitzende Richter mitteilte, gab es vor dem Prozessauftakt Telefonate, bei denen der Backnanger Rechtsanwalt Thomas Raich mitgeteilt habe, seinem Mandanten komme es weniger auf die einzelnen Fälle an. Vielmehr sei für ihn entscheidend, was am Ende des Prozesses herauskommt.

Der Verteidiger stelle sich zudem die Frage, ob die gesammelten Informationen durch die Überwachung der Kommunikation via Sky ECC überhaupt gerichtsverwertbar seien. Nach dem Beschluss des Bundesgerichtshofs vom 2. März vergangenen Jahres spricht nichts gegen die Beweisverwertung von Ermittlungsergebnissen aus der Kommunikationsüberwachung des Messengerdienstes Encro-Chat, als dessen Nachfolger Sky ECC gilt. Die Revision aus einem ähnlich gelagerten Fall, der am kommenden Montag in Stuttgart fortgesetzt wird, hat der 5. Senat des Bundesgerichtshofs (BGH) in Karlsruhe als unbegründet verworfen. Damit teilt er die Auffassung französischer Behörden, denen es gelungen ist, Encro-Chat zu hacken, und die damit eine Verhaftungswelle auslösten.

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Erstellt:
11. Januar 2023, 06:00 Uhr

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