Duell um den Chefsessel im Großerlacher Rathaus

Morgen entscheidet sich, wer die Nachfolge von Bürgermeister Christoph Jäger antritt. Kevin Dispan geht als Favorit ins Rennen.

Kevin Dispan (links) und Melih Göksu gehen in die Stichwahl. Foto: Tobias Sellmaier

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Kevin Dispan (links) und Melih Göksu gehen in die Stichwahl. Foto: Tobias Sellmaier

Von Kornelius Fritz

Großerlach. Sieben Stimmen haben Kevin Dispan vor drei Wochen gefehlt, um im ersten Wahlgang neuer Bürgermeister von Großerlach zu werden. Deshalb müssen die 2128 Wahlberechtigten morgen nun erneut entscheiden. Standen bei der ersten Wahl noch sechs Namen auf dem Stimmzettel, sind es diesmal nur noch zwei. Nach einer Änderung des Wahlrechts im vergangenen Jahr dürfen in der zweiten Runde nur noch die beiden Bewerber antreten, die im ersten Wahlgang die meisten Stimmen erhalten haben. In Großerlach sind dies Kevin Dispan und Melih Göksu.

Letzterer hatte im ersten Wahlgang 34,4 Prozent der Stimmen erhalten – rund 15 Prozentpunkte beziehungsweise 186 Stimmen weniger als Dispan. Aus Enttäuschung darüber hatte Göksu zwei Tage später angekündigt, seinen Wahlkampf einzustellen. Seit dem Wahlabend Ende Januar war er nach eigener Aussage auch nicht mehr in Großerlach. Das bedeutet allerdings nicht, dass er nicht trotzdem gewählt werden kann, und der 33-Jährige hat auch nicht gesagt, dass er eine mögliche Wahl nicht annehmen würde. Vielmehr hat er angekündigt, in einem solchen Fall das Gespräch mit den Meinungsführern in Vereinen und sonstigen Organisationen zu suchen, um auszuloten, ob eine konstruktive Zusammenarbeit möglich ist.

Beide Kandidaten werden vor Ort sein

„Ich hatte das Gefühl, dass mir manche Leute nicht unvoreingenommen eine Chance geben wollten“, sagt Göksu, der im Landratsamt des Rems-Murr-Kreises im Bereich der Flüchtlingsunterbringung arbeitet und zurzeit eine Weiterbildung zum Verwaltungsfachwirt absolviert. Morgen Abend will Göksu aber nach Großerlach kommen, wenn gegen 18.30 Uhr das Wahlergebnis in der Gemeindehalle verkündet wird.

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Kevin Dispan hat derweil seinen Wahlkampf in den vergangenen drei Wochen mit unvermindertem Einsatz fortgesetzt. Auch heute wird er noch einmal ab 15 Uhr seinen Infostand vor dem ehemaligen Gasthaus Krone in Großerlach aufbauen. „Ich mache etwas entweder ganz oder gar nicht“, erklärt der 30-Jährige. Deshalb habe er seinen Urlaub bei der Stadt Remseck, wo er als Leiter der Fachgruppe Haushalts- und Rechnungswesen in der Kämmerei arbeitet, nach dem ersten Wahlgang verlängert, um sich ganz auf Großerlach zu konzentrieren.

In der Tatsache, dass sein Konkurrent keinen Wahlkampf mehr führte, sieht Dispan auch eine Gefahr: „Manche Leute denken vielleicht, die Wahl sei schon gelaufen, und gehen deshalb gar nicht mehr wählen“, befürchtet der Kandidat. Dispan wirbt deshalb auch dafür, dass möglichst viele Großerlacherinnen und Großerlacher ihr Wahlrecht nutzen. „Entschieden ist noch gar nichts“, betont der Favorit, auch wenn er – bestärkt durch viele Gespräche – mit einem guten Gefühl in die Stichwahl gehe.

Hoffnung auf hohe Wahlbeteiligung

Auf eine hohe Wahlbeteiligung hofft auch Christoph Jäger. „Das Recht zu wählen ist das oberste Recht in einer Demokratie. Das sollte man immer nutzen“, sagt der amtierende Bürgermeister, der nach 24 Jahren im Amt nicht wieder antritt. Beim ersten Wahlgang vor drei Wochen lag die Beteiligung bei 58,8 Prozent, Jäger hofft, dass die 60-Prozent-Marke diesmal geknackt wird. Optimistisch stimmt ihn die Zahl der Briefwahlanträge, die zehn Prozent über der vom ersten Wahlgang liegt. Darüber hinaus hofft der scheidende Bürgermeister auch, dass seine Gemeinde nach der Wahl wieder zur Ruhe kommt. Wie berichtet, hatten in den vergangenen Wochen verschiedene Gerüchte und Anschuldigungen in Großerlach kursiert. Christoph Jäger ist deshalb auch wichtig, zu betonen: „Wer Bürgermeister wird, entscheiden die Wählerinnen und Wähler und sonst niemand.“

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Erstellt:
17. Februar 2024, 06:00 Uhr

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