E-Mobilität im Raum Backnang: Meistens wird zu Hause geladen

E-Autos machen Spaß und werden immer beliebter. Der Ausbau der Ladeinfrastrukturen macht im Raum Backnang Fortschritte, aber nicht überall. Die Stadt Backnang will Lademöglichkeiten außerhalb der Innenstadt schaffen und mit anderen Mobilitätsformen verknüpfen.

Insgesamt zwölf E-Smarts haben Harald Krauß senior und Harald Krauß junior in ihrem Fuhrpark in Auenwald-Heslachhof. Foto: Alexander Becher

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Insgesamt zwölf E-Smarts haben Harald Krauß senior und Harald Krauß junior in ihrem Fuhrpark in Auenwald-Heslachhof. Foto: Alexander Becher

Von Florian Muhl

Rems-Murr. Ein Anteil von über 30 Prozent E-Autos am gesamten Fahrzeugbestand – das schafft wohl kein anderer Ort. Im Heslachhof in Auenwald ist das Realität. Letztlich zu verdanken ist diese E-Auto-Dichte der Firma Krauß Maschinen GmbH. Seniorchef Harald Krauß (65) und sein Sohn Harald (36) haben vor gut zwei Jahren zwölf E-Smarts angeschafft. Insgesamt gibt es beim Hersteller von Obstauflesemaschinen 16 Beschäftigte, inklusive der beiden Geschäftsführer. Das heißt, fast jeder hat seinen eigenen Firmenwagen. Ein günstiges Leasingangebot und der Umweltbonus sowie die Landesförderung für Gewerbetreibende, da konnten die Unternehmer nicht widerstehen. „Unsere Mitarbeiter sind alle begeistert“, sagt Harald Krauß senior. Und sein Sohn ist bereits seit 2019 nur noch elektrisch unterwegs.

E-Autos werden in Backnang beliebter

Auch auf Backnangs Straßen sind immer mehr Elektroautos zu sehen. „Die Entwicklung der E-Fahrzeug-Zulassungszahlen in den letzten drei Jahren zeigen auch für Backnang, dass E-Fahrzeuge an zunehmender Beliebtheit gewinnen“, sagt Maximilian Friedrich. „Mit den derzeitigen und absehbaren Entwicklungen von Treibstoffpreisen und dem Fokus der Stadt Backnang bei den Themen Klimaschutz und nachhaltige Mobilität ist mit einem stetigen Zuwachs an E-Fahrzeugen im Stadtgebiet zu rechnen“, so der Oberbürgermeister weiter. Die Stadt verfügt derzeit über sieben E-Fahrzeuge, zwei Hybridfahrzeuge und zwei E-Kleinnutzfahrzeuge. „Die Erfahrungen mit der Nutzung von E-Fahrzeugen sind überwiegend positiv“, teilt Backnangs Pressesprecher Christian Nathan auf Anfrage mit.

30 Prozent Anteil bis 2030

Neben dem städtischen Fuhrpark beschäftige man sich auch mit der Elektrifizierung der privaten Fahrzeuge. So kann die Stadtverwaltung bei ersten überschlagenen Prognosen von einem E-Fahrzeug-Anteil von 30 Prozent im Jahr 2030 ausgehen. Dies entspricht ungefähr 9200 E-Fahrzeugen bei gleichbleibenden Zulassungszahlen.

„Um diesen Bedarf an Ladern zu decken, gibt es vier zu nennende Bedarfsdecker“, erläutert Tobias Großmann. „Es lässt sich davon ausgehen, dass sich der Großteil an Ladepunkten bei den Besitzern von E-Fahrzeugen zu Hause befindet“, so der Leiter des Stadtplanungsamts weiter. Zudem würden sich immer mehr Arbeitgeber darauf einstellen, ihren Mitarbeitern zukünftig eine Lademöglichkeit anzubieten.

Auch Parkhausbetreiber werden das Laden der E-Fahrzeuge anbieten müssen

Neben dem Zu-Hause- und dem Arbeitgeber-Laden spiele derzeit sowie in der Zukunft auch der halb öffentliche Raum eine wichtige Rolle. Kunden auf größeren Parkplätzen werde das Laden während des Einkaufens oder anderer Dienstleistungen ermöglicht (halb öffentliches Laden). „Auch Parkhausbetreiber werden langfristig, um attraktiv zu bleiben, das Laden während des Abstellens der E-Fahrzeuge anbieten müssen“, sagt Großmann. Deswegen stelle die Mobilitätsplanung der Stadt derzeit Angebote auch für den halb öffentlichen Raum zusammen, um mit diesen auf Besitzer größerer Parkflächen zuzugehen.

„Für den stark begrenzten öffentlichen Raum sollen im regelmäßigen Rhythmus Flächen für Ladeinfrastrukturbetreiber ausgeschrieben werden“, so der Stadtplaner. Die geplante Ausschreibung von öffentlicher Fläche für Ladeinfrastrukturen (öffentliches Laden) soll dabei eine größtmögliche Synergie mit der zukünftigen Planung der Mobilitätspunkte bilden. „Der Großteil der angedachten Standorte soll langfristig mit anderen Mobilitätsformen verknüpft werden, damit während des längeren Ladevorgangs weiterhin die Erreichbarkeit im gesamten Stadtgebiet möglich ist“, wirft Marcel Langner einen Blick in die Zukunft. Der Mobilitätsplaner der Stadt Backnang präzisiert: „So können Besucher aus dem Umland ihr E-Fahrzeug zum Laden auf den größeren Parkanlagen außerhalb der Innenstadt abstellen und während der Ladezeit durch Angebote wie ÖPNV und Fahrradverleih flexibel bleiben.“

In Backnang gibt es 25 öffentliche Ladepunkte

Die Ladeinfrastruktur will die Stadt bedarfsgerecht ausbauen. „Aus diesem Grund wird der Ausbau von Ladeinfrastrukturen an die absehbaren Entwicklungen angepasst, um den begrenzten öffentlichen Raum nicht zu fluten“, erklärt Großmann. Geplant seien regelmäßige Ausschreibungen, die Ladeinfrastrukturbetreibern Flächen per Gestattungsvertrag zur Verfügung stellen, um dort E-Laden anzubieten.

Im Stadtgebiet Backnang gibt es 25 öffentlich zugängliche Ladepunkte. Das hat Langner bei seiner letzten Erhebung Ende 2021 festgestellt. „Insgesamt ließen sich zwölf Ladestandorte erheben, wovon sich drei weiterhin im öffentlichen Bereich befinden – Stiftshof, Bleichwiese und Park-and-ride-Bahnhof. An vier Standorten wird auch Schnellladen ermöglicht“, so der Mobilitätsplaner. Interessant sei, dass fünf der Standorte kostenloses Laden anbieten. „Die Frage ist, wie lange die Betreiber dieses großzügige Angebot noch halten möchten mit dem Blick auf die steigenden Energiepreise und die steigenden Zulassungen an E-Fahrzeugen“, meint Langner.

Ladestationen Die Bundesnetzagentur veröffentlicht die im Rahmen der Ladesäulenverordnung (LSV) gemeldeten Daten zur öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur in Deutschland unter https://t1p.de/ok5tb.
Erfahrungen mit der E-Mobilität in weiteren Kommunen im Raum Backnang

Die Stadt Murrhardt verfügt derzeit über kein E-Fahrzeug. „Allerdings sind wir aktuell mit dem Bürgermobil elektrisch unterwegs und nutzen ein Carsharing-Modell über Deer am Fahrzeugstandort Bahnhof Murrhardt“, sagt Bürgermeister Armin Mößner. Es gibt laut Bundesnetzagentur vier öffentliche Ladepunkte. Dies sind am Bahnhof (in Verbindung mit dem Carsharing-Modell), am Parkplatz Gartenstraße, bei der Firma Burger-Schloz und beim Lidl-Markt. „Aktuell planen wir die Anschaffung eines elektrisch betriebenen Fahrzeugs für die Verwaltung, das je nach Lieferfristen dieses Jahr noch in Dienst gestellt werden soll“, kündigt Mößner an. Dafür werde derzeit eine fünfte Ladesäule am Amtshaus gebaut. „Mittelfristig wollen wir den Fuhrpark der Stadt im Pkw-Bereich umrüsten auf E-Fahrzeuge“, so der Bürgermeister. „Hierzu wollen wir auch den Ausbau von Fotovoltaik auf den Dächern städtischer Liegenschaften nutzen, um mit eigenerzeugtem erneuerbarem Strom klimafreundlich unterwegs zu sein.“ Mittelfristig plant die Stadt auch die Errichtung einer Ladeinfrastruktur in allen Siedlungsbereichen. „Nächste Ladesäulen sind in Fornsbach, Kirchenkirnberg und in der Weststadt vorgesehen“, so Mößner.

Seit Anfang 2019 hat die Gemeinde Allmersbach im Tal einen E-Golf als Dienstfahrzeug geleast. „Und unser Hausmeister hat ebenfalls im Januar 2019 einen Renault E-Kangoo bekommen“, sagt stellvertretender Kämmerer Ruben Jost. Die Erfahrungen mit den beiden Fahrzeugen sind demnach sehr positiv. Lediglich die Reichweite über die kalten Wintermonate könnte besser sein. „Da wir aber hauptsächlich im Ort mit den Fahrzeugen unterwegs sind und keine Langstrecken fahren, ist die Reichweite für uns kein Problem“, so Jost. In Allmersbach gibt es derzeit drei öffentliche Ladestationen mit jeweils zwei Ladepunkten. „In den nächsten Wochen wird noch eine weitere Ladestation in Betrieb genommen“, sagt der stellvertretende Kämmerer. Diese wurde im Zug des Carsharing-Projekts in der Gemeinde errichtet. Aktuell sind laut Jost keine weiteren Ladestationen oder Fahrzeuge in konkreter Planung.

Aktuell gibt es in Auenwald keine öffentlichen E-Ladestationen. „Dementsprechend verfügen wir auch über keine Elektrofahrzeuge“, bekennt Bürgermeister Kai-Uwe Ernst. „Sowohl für die Schaffung, Erhaltung der Infrastruktur und Anschaffung der Fahrzeuge wären hohe Investitionen nötig, welche wir auf absehbare Zeit nicht bewältigen können“, so Ernst weiter.

In der Gemeinde Oppenweiler fährt Bürgermeister Bernhard Bühler ein E-Fahrzeug (Dienstwagen hybrid). „Weitere Ersatzbeschaffungen werden geprüft“, sagt Haupt- und Ordnungsamtsleiter Alexander Slawinski. Eine öffentliche Ladestation gibt es in der Straße Seelenwinkel. Diverse private sind laut Slawinski auch bei Firmen bekannt. „Derzeit plant die Gemeinde keine weitere Installation von Ladeinfrastruktur“, so der Haupt- und Ordnungsamtsleiter.

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Erstellt:
9. August 2022, 06:00 Uhr

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