Kein deutscher Bürgermeister in Florenz
Eike Schmidt verliert die Stichwahl
Die Sensation ist ausgeblieben: Der Deutsche Eike Schmidt, bis vor kurzem Direktor der Uffizien, hat die Stichwahl ums Bürgermeisteramt von Florenz verloren.
Von Dominik Straub
Es hätte ein kleines Wunder passieren müssen: Eike Schmidt, der als Parteiloser für die Rechtskoalition von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni angetreten ist, lag gegen seine sozialdemokratische Gegenkandidatin Sara Funaro schon nach dem ersten Wahlgang vor zwei Wochen mit 33 zu 43 Prozent der Stimmen zurück. In der Stichwahl am Montag wurde Funaro von den anderen Mitte-Links-Parteien, die in der ersten Runde noch mit eigenen Kandidaten angetreten waren, unterstützt, während das Wählerpotenzial der Rechtskoalition nahezu ausgeschöpft war. Das Resultat war dann auch deutlich: Nach Auszählung von über zwei Drittel aller Wahlkreise lag Funaro mit über 60 Prozent klar in Führung. Ein Vertreter von Schmidts Wahlkomitee gestand die Niederlage ein und sprach von einer „verpassten Chance für Florenz“.
Dass der aus Freiburg im Breisgau stammende Eike Schmidt, der sich selber als Antifaschist bezeichnet, auf einer Liste kandidierte, die von den postfaschistischen Fratelli d'Italia von Giorgia Meloni angeführt wurde, hatte vor allem in seiner deutschen Heimat für einiges Aufsehen und für Kopfschütteln gesorgt. In Italien, wo die Bezeichnung „postfaschistisch“ nicht automatisch als rechtsextrem empfunden wird, war die Irritation kleiner. Auch Schmidt hatte im Wahlkampf betont, dass er nicht für die Liste Melonis kandidieren würde, wenn er die Regierungschefin für rechtsextrem oder faschistisch hielte. Meloni habe vielmehr eine vernünftige Politik betrieben, „von der sich andere europäische Regierungen eine Scheibe abschneiden könnten“, sagte Schmidt.
Schmidt, der mit einer Italienerin verheiratet ist und auch einen italienischen Pass besitzt, hatte die Uffizien von 2015 an erfolgreich geleitet und musste Ende 2023 wegen der Amtszeitbeschränkung seinen Sessel räumen. In den acht Jahren entstaubte der mediengewandte Schmidt das weltberühmte Museum von Grund auf und modernisiert es. Nach seinem Ausscheiden wurde er von der Regierung Meloni umgehend zum neuen Direktor des Museums Capodimonte in Neapel ernannt, trat das Amt aber wegen seiner Kandidatur als Bürgermeister vorerst nicht an: Er hatte sich bis zum zweiten Wahlgang beurlauben lassen.
Statt Eike Schmidt regiert nun eine linke Politikerin
Anstelle des Deutschen Schmidt wird im Palazzo Vecchio von Florenz mit Sara Funaro zum ersten Mal eine Frau einziehen. Florenz bestätigt sich damit als eine der letzten Hochburgen, die der italienischen Linken noch verblieben ist. Und Schmidt kann sein neues Amt im Capodimonte antreten. Das größte Museum Süditaliens zählt zu den wichtigsten des Landes und benötigt ebenfalls eine konzeptionelle Neuausrichtung. Dass Schmidt das neue Amt am Fuß des Vesuvs erst einmal nicht angetreten hat und sich bis zu den Kommunalwahlen beurlauben ließ, war in Neapel als wenig respektvoll empfunden worden und hat ihn wohl auch in Florenz Wählerstimmen gekostet.