Ein Backnanger auf der Bühne am Herd
Der gebürtige Backnanger Lukas Haag hat bei Steffen Henssler eine Ausbildung zum Koch absolviert. Gemeinsam mit dem Promikoch ist er auf Tour gegangen – unter anderem in der Stuttgarter Porsche-Arena.

Lukas Haag (rechts) stand mehrmals zusammen mit Steffen Henssler auf der Bühne.Foto: Jonathan Bittner
Von Lorena Greppo
Backnang/Hamburg. Lukas Haag bezeichnet sich selbst als großen Fan von Steffen Henssler. Er habe die Karriere des Promikochs schon lange verfolgt – im TV wie auch in den sozialen Medien. Als Henssler 2019 einen Aufruf postete, dass er neue Auszubildende für den Kochberuf sucht, wurde der Backnanger hellhörig. „Ich habe das aus Spaß meiner Freundin geschickt“, erinnert er sich. Diese habe direkt geantwortet: Wieso nicht? Er solle es doch versuchen und sich bewerben. Gesagt, getan. Zwei Wochen später kam die Antwort: Lukas Haag wurde zum Probearbeiten nach Hamburg eingeladen. „Ich war erst mal ganz perplex“, räumt er ein.
Koch zu werden war schon der Plan, als Lukas Haag seinen Realschulabschluss machte. Damals aber, erzählt der heute 25-Jährige, hätten ihm viele Personen aus seinem Umfeld davon abgeraten. „Denk mal an die Arbeitszeiten“, habe es geheißen. Er lenkte ein und beschloss, erst einmal etwas anderes zu machen. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr im Rettungsdienst machte er eine Ausbildung zum Physiotherapeuten. „Aber als sich die Chance ergeben hat, bei Steffen die Kochausbildung zu machen, hieß es, jetzt oder nie“, sagt er. Die Küche war kein Neuland für den Backnanger. Die Berufsorientierung in der Schulzeit hat er in der Krankenhausküche absolviert, in den Schulferien hatte er auch schon in der Küche eines Vier-Sterne-Hotels ausgeholfen. Außerdem habe er lange in den Backnanger Stuben unter Sternekoch Sascha Wolter gekellnert. „Ich wusste also, wie eine Profiküche aussieht“, sagt er schmunzelnd.
Gleich zu Beginn der Ausbildung stelltdie Coronapandemie alles auf den Kopf
Das Probekochen verlief offenbar zufriedenstellend, denn Lukas Haag bekam eine Zusage. Kurz darauf zog er nach Hamburg. Seine Ausbildung bezeichnet er als fordernd und spannend. Eine besondere Schwierigkeit: Nach gerade einmal anderthalb Monaten erreichte die Coronapandemie Deutschland und zwang die Gastronomie zur Schließung. „Wir wussten anfangs gar nicht, wie es weitergeht“, erinnert er sich. Als Auszubildender hatte er auch noch die Berufsschule zu absolvieren, welche damals nur online stattfinden konnte. „Ich saß leider sehr viel zu Hause. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.“ Glücklicherweise änderte sich die Situation auch wieder und die Restaurants konnten erneut öffnen.
Im „Ono“ von Steffen Henssler in Hamburg, welches für asiatische Küche bekannt ist, hat Lukas Haag längere Zeit ausgeholfen. „Da durfte ich relativ viel selbst machen“, berichtet er. Man habe ihm viele Freiräume gelassen. „Damit wächst und lernt man am schnellsten“, urteilt er im Nachhinein. In der asiatischen und der italienischen Küche fühlt sich der gebürtige Backnanger besonders wohl. „Wenn ich für Freunde koche, dann meistens selbst gemachte Pasta mit einer besonderen Soße“, verrät er. Steffen Henssler hat er im Rahmen der Ausbildung oft gesehen. „Er ist häufig vor Ort“, so Lukas Haag. Henssler sei interessiert daran gewesen, wie es bei den Azubis läuft. Anfangs, so der 25-Jährige, sei er aufgeregt gewesen, mit seinem Idol in der Küche zu stehen. Doch das habe sich in Anbetracht des freundschaftlichen Verhältnisses zum Chef schnell gelegt. Im Januar dieses Jahres hat Lukas Haag seine Ausbildung abgeschlossen.
Die Aufgaben kennt der gelernte Koch aus dem Alltag
Zu seinen Auftritten als Steffen Hensslers Tourassistent kam der Backnanger, als der Vorgänger sich einen Hund zulegte und somit auf die Reisen verzichten wollte. „Ich hatte Steffen schon länger bei den Vorbereitungen für die Youtube-Videos von ‚Hensslers schnelle Nummer‘ geholfen“, erklärt der 25-Jährige. Die Tourbegleitung sei vom Prinzip her gleich, „nur dass man auf der Bühne steht“. Die Zutaten für die einzelnen Gerichte werden vorbereitet, die Küche wird hergerichtet – Aufgaben, die der gelernte Koch aus dem Alltag kennt.
Steffen Henssler habe sich die Zusammenarbeit mit Lukas Haag gut vorstellen können, er habe aber auch ein paar warnende Worte für seinen ehemaligen Azubi gehabt. Denn das Tourleben ist nicht ohne: „Wir fahren im Nightliner-Tourbus von Stadt zu Stadt, da sind wir mehrere Tage am Stück nicht zu Hause“, erklärt Lukas Haag. Vor allem die erste Nacht im Bus, mit zwölf Leuten, die er zum Teil nicht kannte, war gewöhnungsbedürftig. „So was klappt nur, wenn man mit den Menschen gut auskommt. Zum Glück hatten wir ein supernettes Team.“ Hinzu komme die Aufregung, wenn man plötzlich vor Tausenden Menschen auf der Bühne steht.
Ein persönliches Highlight ist der Auftritt in der Stuttgarter Porsche-Arena
Am ersten Abend in Jena vor etwa 2500 Leuten sei er deshalb noch ein wenig zurückhaltend gewesen, erinnert er sich. „Aber dann war’s geil, ich hatte richtig Bock darauf“, sagt er gut gelaunt. Eine Ausnahmesituation sei auch der Auftritt in Hamburg gewesen – „das war für Steffen ein Heimspiel und ist ja auch meine Wahlheimat“. Einen besonderen Stellenwert hatte für den 25-Jährigen der Auftritt in Stuttgart, bei dem Freunde und Familienmitglieder im Publikum saßen. „Ich war schon bei Konzerten in der Porsche-Arena und dann stand ich da selbst auf der Bühne, das war ein Highlight“, blickt er zurück. In die Show war Lukas Haag integriert – er stellte die Zutaten bereit und hielt ab und zu ein Pläuschchen mit seinem Chef.
Nun, da er seine Ausbildung abgeschlossen hat, möchte Lukas Haag am liebsten Erfahrungen in der ganzen Welt sammeln, sagt er, und neue Küchen kennenlernen. Wo er als nächstes Station machen wird, wisse er aber noch nicht genau. Bewerbungen habe er schon abgegeben – vor allem in der Sternegastronomie.
Zeit, für einen Besuch in die Heimat nach Backnang zurückzukehren, findet Lukas Haag nicht ganz so oft. „Aktuell bin ich in der Eventlocation tätig, da hat man an den Wochenenden nicht frei“, erklärt er. Einen Termin habe er sich aber schon dick im Kalender vorgemerkt: „Zum Straßenfest komme ich auf jeden Fall, das ist eine Pflichtveranstaltung“, sagt er lachend.