König Charles III. und Prinzessin Kate

Die Windsors im Krisenmodus – Zwischen PR-Desaster und nie dagewesener Transparenz

2024 stellt die britische Königsfamilie vor ungekannte Herausforderungen: Mit König Charles III. und Prinzessin Kate erkranken gleich zwei „Senior Royals“ schwer. Der Palast entscheidet sich für eine völlig neue Strategie: größtmögliche Transparenz.

Bei „Trooping the Colour“, der Geburtstagsparade für König Charles III. (zweiter von rechts), hatte Prinzessin Kate (Mitte) im Juni ihren ersten Auftritt nach Monaten.

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Bei „Trooping the Colour“, der Geburtstagsparade für König Charles III. (zweiter von rechts), hatte Prinzessin Kate (Mitte) im Juni ihren ersten Auftritt nach Monaten.

Von Theresa Schäfer

„Es war wahrscheinlich das härteste Jahr meines Lebens.“ Das sagte Prinz William Anfang November auf einer Südafrikareise den Reportern. Seine verstorbene Großmutter, Queen Elizabeth II., nannte das Jahr 1992 ihr „Annus horribilis“, ihr Schreckensjahr – damals gingen die Ehen ihrer Kinder in die Brüche und Schloss Windsor in Flammen auf. 2024 ist 1992 zumindest ebenbürtig, was Schrecklichkeiten angeht.

Gleich zwei „Senior Royals“, König Charles III. und seine Schwiegertochter Prinzessin Kate, hatten in diesem Jahr mit der Diagnose Krebs zu kämpfen. Beiden geht es inzwischen besser, doch als geheilt gelten sie noch nicht. Ihre Erkrankungen stellten den Palast gleich vor mehrere große Fragen: Wie kann ein Monarch seinen Landsleuten nah bleiben, wenn er kaum öffentliche Termine wahrnehmen darf? Was tun, wenn in einer abgespeckten Monarchie mit wenigen Protagonisten plötzlich die Hauptdarsteller ausfallen? Und wie transparent will man sein, wenn so private Belange wie der Gesundheitszustand der Royals betroffen sind?

Im Februar teilte der Palast mit: König Charles hat Krebs

König Charles entschied sich für größtmögliche, nie dagewesene Transparenz. Im Januar musste sich der damals 75-jährige Monarch wegen Prostataproblemen im Krankenhaus untersuchen lassen, Anfang Februar teilte der Buckingham Palace dann mit: Der König hat Krebs. Welchen genau, sagte der Palast nicht. Seine Behandlung habe bereits begonnen. Prinz Harry flog für einen Tag von Kalifornien nach London, um seinem Vater nah zu sein.

Die Amtsgeschäfte, hieß es in der Mitteilung, werde er weiterführen, öffentliche Termine müsse Charles aber deutlich zurückfahren. Welch ein Unterschied zur Informationsstrategie unter seiner Mutter: Damals hatte der Palast nur nebulös von „Mobilitätsproblemen“ gesprochen, wenn die hochbetagte Elizabeth II. kurzfristig einen Termin absagen musste. Damit verbunden ist auch eine Botschaft an alle Briten: Vorsorgeuntersuchungen können Leben retten. Zwölf Wochen später nahm Charles wieder vereinzelte Termine wahr – sein erster führte ihn Ende April in ein Krebszentrum in London.

Im Fall von Charles’ Schwiegertochter Prinzessin Kate entglitt dem Palast dagegen zwischenzeitlich das Narrativ. Anfang Januar teilte das Büro des Thronfolgerpaares mit, dass sich Prinz Williams Frau einer Operation im Bauchraum unterziehen musste. Öffentliche Termine? Erst einmal abgesagt.

Mit jeder Woche, die ins Land ging und in der man die Prinzessin von Wales nicht sah, wurde nicht nur die britische „yellow press“ unruhig. Bald schwappten unter dem Hashtag #WhereisKateMiddleton abstruse und zunehmend hässliche Verschwörungstheorien durch die sozialen Netzwerke: Aus der Frage „Wo ist Kate?“ wurde geradezu ein popkulturelles Phänomen, an dem sich auch Menschen beteiligten, die sich sonst wenig bis gar nicht für die britische Königsfamilie interessieren. Ein Familienfoto der Wales’ zum britischen Muttertag, an dem augenscheinlich „herumgephotoshopt“ wurde, machte das PR-Desaster dann komplett.

Prinzessin Kate gibt nie dagewesenes Videostatement

Schließlich trat Kate die Flucht nach vorn an und wendete sich Ende März mit einer Videobotschaft an ihre Landsleute. Eine blasse und schmaler gewordene Prinzessin von Wales teilte mit: Ich habe Krebs. Sie müsse sich einer adjuvanten Chemotherapie unterziehen, sagte Kate, um welchen Krebs er sich genau handelt, erwähnte sie nicht. Es seien „unglaublich harte Monate für unsere gesamte Familie“ gewesen, sagte die 42-Jährige, aber: „Ich werde jeden Tag stärker.“ Und dann erklärte Prinzessin Kate auch, warum sie erst nach mehreren Wochen mit ihrer Diagnose an die Öffentlichkeit gegangen ist: Sie und William hätten die Zeit gebraucht, ihren Kindern – dem zehnjährigen Prinz George, der acht Jahre alten Prinzessin Charlotte und dem erst fünfjährigen Prinz Louis – die Situation zu erklären. „Und ihnen zu versichern, dass es mir gut gehen wird.“ Welche Mutter, welcher Vater hätte das nicht nachfühlen können?

Britische Krebshilfe verzeichnet Anstieg der Zugriffe

Für ihren Schritt bekam die Prinzessin viel Anerkennung. Sie und ihr Schwiegervater hätten vorbildlich kommuniziert und damit Bewusstsein für den Kampf gegen Krebs geschaffen, lautete das Urteil der Experten. Die Krebshilfe Macmillan Cancer Support in London zum Beispiel verzeichnete nach Kates Videobotschaft einen deutlichen Anstieg der Website-Zugriffe auf beinahe 50 000 pro Tag. Im Palast hat es offenbar ein Umdenken gegeben – dass die sprichwörtliche „stiff upper lip“, das Zähne zusammenbeißen und weitermachen, nicht immer die beste Strategie für die Windsors ist.

Im September hat Prinzessin Kate ihre Chemotherapie beendet – auch das teilte die 42-Jährige via Videobotschaft mit. Seither hält die Prinzessin ihren Terminkalender überschaubar. Ihr wichtigstes Ziel, sagte Kate in dem Video, sei jetzt, alles zu tun, damit der Krebs nicht zurückkehre. Das Jahr sei „brutal“ gewesen, bekannte ihr Mann William in Südafrika noch. „Aber ich bin so stolz auf meine Frau, ich bin stolz auf meinen Vater, dass sie die Dinge gestemmt haben.“

Ein schwieriges Jahr

Windsors im KrisenmodusSeit Prinz Harry und Herzogin Meghan dem Königshaus 2020 den Rücken kehrten, sind die „working Royals“ dezimiert. Auch andere Windsors hatten 2024 gesundheitliche Probleme – wenn auch nicht so ernste wie Charles und Kate. Im Sommer musste Prinzessin Anne, die Schwester des Königs, mehrere Tage im Krankenhaus verbringen, weil sie sich bei einem Unfall mit einem Pferd eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte. Im Herbst setzte eine Lungenentzündung Königin Camilla außer Gefecht.

Entwarnung bei Sarah FergusonGute Nachrichten gab es 2024 indes für Prinz Andrews Ex-Frau Sarah Ferguson – ihre Tochter Beatrice sagte im Mai, ihre an Brust- und Hautkrebs erkrankte Mutter habe von ihren Ärzten eine gute Prognose bekommen. „Es geht ihr richtig gut.“

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Erstellt:
25. Dezember 2024, 06:14 Uhr
Aktualisiert:
25. Dezember 2024, 14:57 Uhr

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