Wasserstoffnetz
Ein erster Schritt – mehr nicht
Wirtschaftsminister Habeck stellt den Plan zum Ausbau des Wasserstoffnetzes vor. Ein wichtiger Schritt, doch es bleibt viel zu tun, meint Hauptstadtkorrespondent Tobias Heimbach.
Von Tobias Heimbach
Für Robert Habeck ist es ein großer Erfolg. „Rekordverdächtig“ nennt er es, dass zweieinhalb Jahre nach dem Start des Planungsverfahrens ein Entwurf für das sogenannte Wasserstoffkernnetz vorliegt. Der grüne Wirtschaftsminister stellt dieses als „Autobahnen“ vor, die auf insgesamt 9000 Kilometern Deutschland durchziehen und die wichtigsten Industriezentren mit Wasserstoff versorgen sollen. Wasserstoff ist das Element, auf dem große Hoffnungen ruhen. Es soll künftig Öl und Gas ersetzen und somit die deutsche Wirtschaft klimaneutral machen. Das Netz ist ein erster Schritt hin zu diesem Ziel – mehr aber auch nicht.
Zunächst einmal ist es gut, dass dieses Netz jetzt entsteht. Bislang litt die Wirtschaft an einem grundsätzlichen Problem: Wer Wasserstoff herstellen oder importieren wollte, konnte es nicht zu den Kunden transportieren. Wer Wasserstoff nutzen wollte, konnte es mangels Leitungen nicht beziehen. Diese Blockade wird nun gelöst.
Doch der Weg hin zur Wasserstoffwirtschaft ist lang: Auch wenn das Kernnetz entstehen soll, gibt es noch keinen Plan für die Verteilnetze. Größter Haken bleibt die Verfügbarkeit: Wie viel Wasserstoff Deutschland selbst herstellen kann und wie viel andere Länder liefern können, ist noch völlig unklar.
All diese Unsicherheiten belasten und müssen schnell beseitigt werden. Kein Unternehmen wird seine Produktion umstellen, wenn es nicht weiß, ob überhaupt Wasserstoff verfügbar ist – und wenn ja, zu welchem Preis.
Die Bundesregierung muss den Unternehmen beweisen, dass es sich lohnt, den Weg der Wasserstoffwirtschaft weiterzugehen. Ein Leitungsnetz, durch das kein Wasserstoff fließt, nützt niemandem etwas. Dann hätte Habeck lediglich eine 9000 Kilometer lange Investmentruine geschaffen.