Ein Festival, das Stuttgart bunter macht
An fünf Orten in Stuttgart lassen Künstlerinnen und Künstler auf Einladung des Pfffestivals derzeit Fassadenkunst entstehen. Die neuen Murals gesellen sich zu den in den vergangenen zwei Jahren bemalten Häusern. Ein Rundgang.
Von Andrea Kachelrieß
Stuttgart - Bei allem, was mit Baustelle und Bauwerk zu tun hat, mahlen die Mühlen in Stuttgart normalerweise extrem langsam. Passanten mögen sich deshalb wundern, wenn sie derzeit an fünf großen Fassaden in der Stadt farbenfrohe Kunst innerhalb kürzester Zeit wie Wunderblumen aufpoppen sehen. Malen geht eindeutig schneller als mahlen. Zu verdanken ist das dem „Pfffestival“, das bereits in der dritten Auflage Stuttgart bunter macht.
Innerhalb von vier Wochen, bis Anfang September, werden fünf Fassaden bemalt. Ziel des Festivals ist es, die Stadt Stuttgart langfristig bunter und lebenswerter zu machen. Seit 2022 entstehen in Stuttgart jährlich mehrere großformatige Wandbilder. Das Festival ist als langfristiges Projekt konzipiert. Bis 2025 und eventuell darüber hinaus sollen insgesamt mindestens 20 großflächige Fassaden im öffentlichen Raum gestaltet sein. Als Träger tritt der Kunstverein Wagenhallen auf. Initiator des Projekts ist das Studio Vierkant, dessen von der Graffitikunst geprägte Designer das Pfffestival auch kuratieren und organisieren.
Mit der Entstehung von Graffiti hat zudem der Name des Festivals für Fassadenkunst zu tun, wie Georg Waibel vom Studio Vierkant erklärt: „Das PFFF im PFFFestival steht für das Geräusch, das entsteht, wenn mit einer Sprühdose gesprüht wird.“
Wer sich einen Eindruck von einigen schönen Motiven verschaffen will, kann mit einer rund 2,5 Stunden dauernden Tour in Südheim starten. Direkt neben dem Discounter Aldi gestaltete der in Tübingen geborene Künstler Marvin Daumüller im Jahr 2022 zwei Brückenpfeiler der Nesenbachtalbrücke. Die Figuren in seinen surrealistischen Gemälden sind Metaphern für die menschliche Existenz. Weiter geht es mit der U14 zur Haltestelle Rathaus und dem Züblin-Parkhaus. An der Außenfassade befindet sich das Mural der Stuttgarterin Julia Humpfer. Weitere Streetart ist im Inneren des Züblin-Parkhauses zu sehen.
Auch die Kölner Künstlerin Gizem Erdem hat keine Höhenangst. Wer in den vergangenen Tagen am Olgaeck vorbeikam, konnte sie auf einer roten Hebebühne über der Kreuzung von Charlotten- und Olgastraße arbeiten sehen. Wie ein Comicstrip zieht sich ihre plakative Malerei gleich über zwei riesige Wände und ist bereits vollendet.
Vom Charlottenplatz sind es nur zwei Stationen bis zum Neckartor. Und von dort aus ist es nur ein Katzensprung bis zum nächsten Kunstwerk. In der Neckarstraße 127 findet man einen riesigen Blumenstrauß in einer Vase, gemalt von Bezt (Etam). An der stark frequentierten Kreuzung wirkt das Stillleben wie ein Ruhepol. Zu Fuß geht es durch den Mittleren Schlossgarten und über die Gleise in den Stuttgarter Norden in die Friedhofstraße 28. Dort war seit Anfang August der Stuttgarter Künstler Marc David Spengler tätig. Mittlerweile ist sein Mural an der Seite eines Wohnheims fertig. Die Runde führt weiter in den Stuttgarter Westen. Es geht vorbei am Hölderlinplatz und am Bismarckplatz. . Der Schlusspunkt ist an der Schwabstraße 47. Hier malte 2023 die international arbeitende Britin Eloise Gillow ihr Werk „Solitude/Connection“. Für ihre Bildsprache schöpft sie aus ihrer Umgebung und fängt subtile Gesten der Körpersprache ein.